Die meisten Schweizer Unternehmen befinden sich noch immer im konjunkturellen Hoch.
Seit dem Juli geschah bezüglich Konjunktur relativ wenig.
Seit dem Juli geschah bezüglich Konjunktur relativ wenig. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die meisten Unternehmen der Schweiz befinden sich in einem Konjunktur-Hoch.
  • Der internationale Handelsstreit könnte jedoch die hiesige Wirtschaft bedrohen.

Der Schweizer Konjunkturmotor läuft munter weiter. Die meisten Unternehmen befinden sich noch immer im konjunkturellen Hoch, wobei der Aufschwung unterdessen auch beim Detailhandel angekommen ist. Zwar ist der internationale Handelsstreit ein Risiko für die hiesige Konjunktur: Er hat aber bisher lediglich zu einer leichten Eintrübung der Erwartungen bei den Schweizer Firmen gesorgt.

Der Geschäftslageindikator ist im Juli wieder leicht gestiegen und machte damit den leichten Rückgang aus dem Vormonat mehr als wett, wie die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich am Dienstag mitteilte. Der Indikator, der mittels Umfrage bei mehreren tausend Unternehmen berechnet wird, ist damit auch wieder auf den Aufwärtspfad eingeschwenkt, den er im Frühjahr 2016 begonnen hat.

Wirtschaft wächst weiter über Potential

In der Umfrage, die um den 20. Juli herum abgeschlossen wurde, beurteilten gut drei Jahre nach dem Frankenschock lediglich noch acht Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage als schlecht. «2018 ist ein sehr gutes Jahr für die Schweizer Wirtschaft», sagte denn auch Klaus Abberger, Leiter der KOF Konjunkturumfragen, vor den Medien in Zürich. Die hiesige Wirtschaft wachse damit weiterhin über dem Potential und befinde sich anhaltend im Aufschwung.

Auch bei den Erwartungen für die nächste Zukunft sei weiterhin ein grosser Optimismus festzustellen, auch wenn sich ein kleiner Knick nach unten bei den letzten Umfragewerten zeige. Ein weiter verschärfter Handelsstreit wäre sicher das grösste Risiko für die Konjunktur. Die Schweizer Unternehmen würden aber derzeit nicht damit rechnen, dass die Konjunktur in den nächsten Monaten kippe, so Abberger. Jedenfalls zieht er ein positives Fazit: «Die Schweizer Wirtschaft ist im Sommerhoch, mit kleinen Wolken am Horizont».

Detailhandel holt auf

Was die Wirtschaftsbereiche angeht, hat sich die Geschäftslage in der überwiegenden Anzahl der betrachteten Sektoren verbessert. Eine bemerkenswerte Entwicklung hat der Detailhandel genommen: Die Kundenfrequenz hat sich gemäss der Umfrage in letzter Zeit verbessert und die Anzahl der Unternehmen, die die Geschäftslage als schlecht bezeichnen, hat auf lediglich noch 13 Prozent abgenommen.

«Der Detailhandel konnte sich lange nicht an den Aufschwung ankoppeln; nun ist ihm das mit einer spürbar verbesserten Geschäftslage als letzter Sektor ebenfalls gelungen», sagte Abberger. Allerdings gehe es dabei vor allem um die konjunkturelle Komponente. Die ganzen strukturellen Veränderungen – wie etwa der massiv gewachsene Online-Handel - würden die Branche weiter vor grosse Herausforderungen stellen. Aber immerhin komme nicht noch zusätzlicher Gegenwind von der konjunkturellen Entwicklung.

Noch deutlicher als im Detailhandel hat sich gemäss KOF die Lage aber im Grosshandel verbessert. Und auch im Gastgewerbe, im Verarbeitenden Gewerbe, bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern und im Baugewerbe verzeichnete der Geschäftslageindikator ein Plus. Dagegen kam es zu leichten Abschlägen bei den übrigen Dienstleistern und im Projektierungsbereich.

Auch regional breite Aufhellung

Regional betrachtet sei die Aufhellung der Geschäftslage ebenfalls breit sichtbar, so die KOF weiter. Bis auf die Zentralschweiz, in der sich die bereits gute Geschäftslage nicht ganz gehalten habe, sei der entsprechende Indikator überall gestiegen. In der Genferseeregion, dem Tessin, der Region Zürich und in der Ostschweiz ist das Plus gemäss den Angaben klein, deutlicher verbesserte sich die Geschäftslage dagegen in der Nordwestschweiz und dem Espace Mittelland.

In die Ergebnisse der KOF-Konjunkturumfragen vom Juli 2018 sind die Antworten von mehr als 4'500 privatwirtschaftlichen Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht laut KOF einer Rücklaufquote von rund 58 Prozent.

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