Kinderarzt: Heute herrscht eher eine Konsummentalität vor

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Bern,

Eltern haben laut einem Kinderarzt weniger Zeit und höhere Ansprüche. Das wirke sich auf ihren Umgang mit Kinder-Krankheiten aus.

Der erfahrene Zürcher Kinderarzt Thomas Gallmann sagt, die Kinder-Krankheiten seien immer die gleichen, aber der Umgang habe sich geändert. Die Eltern hätten weniger Zeit und höhere Ansprüche: «Heute herrscht eher eine Konsummentalität vor. Der Arzt als Kiosk.» (Archivbild)
Der erfahrene Zürcher Kinderarzt Thomas Gallmann sagt, die Kinder-Krankheiten seien immer die gleichen, aber der Umgang habe sich geändert. Die Eltern hätten weniger Zeit und höhere Ansprüche: «Heute herrscht eher eine Konsummentalität vor. Der Arzt als Kiosk.» (Archivbild) - sda - KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Umgang von Eltern mit Kinder-Krankheiten hat sich geändert.
  • Es herrsche heute eher eine Konsummentalität vor.
  • Das sei das Resultat der Doppelbelastung aus Familie und Beruf.

Der erfahrene Zürcher Kinderarzt Thomas Gallmann sagt, die Kinder-Krankheiten seien immer die gleichen, aber der Umgang habe sich geändert. Die Eltern hätten weniger Zeit und höhere Ansprüche: «Heute herrscht eher eine Konsummentalität vor. Der Arzt als Kiosk.» Das liege einerseits am durchgetakteten Leben der Eltern, die auch bei Routineuntersuchungen weniger flexibel seien.

Alarm bei kleinster Unsicherheit

Das sei Resultat der Doppelbelastung aus Familie und Beruf. Dazu hätten die Bedürfnisse der Kinder einen enormen Stellenwert bekommen. «Da wird bei der kleinsten Unsicherheit gleich Alarm geschlagen», so Gallmann im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Freitag.

kinderarzt
Ein Kinderarzt impft ein Kind mit einem Mehrfach-Kombinationsimpfstoff. Die WHO weist auf die Bedeutung von Impfungen bei der Eliminierung von Kinderlähmung hin. - Julian Stratenschulte/dpa

Allerdings gebe es auch Bereiche, in denen Eltern entspannter geworden seien. «Sie wissen etwa, dass Säuglingskoliken nichts Dramatisches sind. Oder dass Kinder manchmal Bauchweh haben, wenn sie in der Schule gestresst sind», sagte Gallmann, der diesen Winter in Pension geht. Ausserdem seien die Kinder im Schnitt besser ernährt und sportlicher – auch wenn es mehr Übergewichtige gebe.

Der psychische Zustand bereitet ihm jedoch mehr Sorgen: «Aber die Zahl der depressiven Zustände hat sicher zugenommen. Ich sehe viel mehr depressive Kinder und Jugendliche.» Dabei spiele die Diagnostik eine Rolle, so Gallmann. «Aber der Druck auf die Kinder hat zugenommen. Das hat mit dem Optimierungszwang zu tun.»

Mehr zum Thema:

Kommentare

Weiterlesen

rs virus kinderspital
130 Interaktionen
Spitäler voll
cybermobbing
9 Interaktionen
Hass im Netz
Adoption
12 Interaktionen
Nach Skandal

MEHR AUS STADT BERN

Gleisersatz
Women's Euro 2025
Women’s EURO 2025
Tempo 30 Matthias Aebischer
37 Interaktionen
«Wäre sehr unschön»
Frauen-EM
188 Interaktionen
Frauen-EM