Vor zwei Wochen wurde das Kernkraftwerk Mühleberg abgestellt. Nun hat die Betreiberin BKW Energie AG mit den Rückbau- und Entsorgungsarbeiten begonnen.
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Das AKW Mühleberg am Aareufer im Kanton Bern. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Rückbau- und Entsorgungsarbeiten im AKW Mühleberg haben begonnen.
  • Der anspruchsvolle Rückbau dauert insgesamt rund 15 Jahre.
  • Das Risiko einer Kernschmelze bleibt in den ersten Jahren bestehen.

Rund zwei Wochen nach der Abschaltung beim Kernkraftwerk Mühleberg hat die Betreiberin BKW Energie AG am Montag die Rückbauarbeiten gestartet. Sie dauern insgesamt 15 Jahre.

Der anspruchsvolle Rückbau findet in mehreren Etappen statt - von innen nach aussen. So beschreibt die BKW Energie AG die Stilllegung auf ihrer Webseite.

Das Risiko einer Kernschmelze bleibt in den ersten Jahren bestehen, doch wird das Gefahrenpotenzial rasch deutlich kleiner.

Brennelemente müssen abkühlen

Zunächst werden die Brennelemente vom Reaktor ins daneben liegende Lagerbecken verlegt. Dort kühlen sie weiter ab, bevor sie ab 2021 nach und nach ins zentrale Zwischenlager (Zwilag) nach Würenlingen transportiert werden. Bis Ende 2024 sollen alle Brennelemente im Zwilag sein. 98 Prozent der Radioaktivität ist damit entfernt.

Kernkraftwerk Mühleberg
Zwei Knopfdrücke waren nötig, um das Kernkraftwerk Mühleberg vom Netz zu nehmen. - Keystone

Parallel dazu wird das Maschinenhaus geleert und für die Reinigung der radioaktiv verunreinigten Materialien vorbereitet. Ab 2025 sollen sämtliche noch verbliebenen Anlageteile demontiert werden, die mit Radioaktivität in Kontakt waren.

Stark radioaktive Teile werden noch im Reaktorgebäude unter Wasser zerlegt und verpackt. Die meisten anderen Komponenten sollen im Maschinenhaus sortiert, falls möglich gereinigt und anschliessend verpackt werden. Gereinigtes Material wird als normaler Abfall deponiert oder wiederverwertet. Radioaktive Abfälle kommen ins Zwilag.

Ende 2030: Areal frei von radioaktivem Material

Ende 2030 soll das Areal ganz frei von radioaktivem Material sein. Je nach Art der neuen Nutzung - industriell oder naturnah - werden letztendlich nicht mehr benötigte Gebäude abgebrochen. Ab 2034 soll das Areal definitiv bereit sein für eine neue Nutzung.

Heute, am 20. Dezember 2019, wird dem Kernkraftwerk Mühleberg der Stecker gezogen. - Nau

Die Stilllegung und Entsorgung der Anlage kosten die BKW Energie AG voraussichtlich drei Milliarden Franken; davon sind bislang 80 Prozent gedeckt. Komplett finanziert sind die Arbeiten erst in gut hundert Jahren.

Gross bleibt die Herausforderung, den Atommüll langfristig zu entsorgen. Die Endlagerung ist eine der grossen offenen Fragen der Schweizer Politik.

Kernkraftwerk Mühleberg nach 47 Betriebsjahren vom Netz

Am 20. Dezember 2019 ging das Kernkraftwerk Mühleberg nach 47 Betriebsjahren wie geplant vom Netz. Erstmals in der Schweiz wird damit ein Atomkraftwerk entsorgt.

Der Entscheid fiel bereits im Jahre 2013. Damals kam die Betreiberin BKW zum Schluss, dass sich die vom Bund geforderten Nachrüstungen für den Langzeit-Betrieb nicht mehr lohnen.

Das Kernkraftwerk Mühleberg trug fünf Prozent zur Schweizer Stromproduktion bei. Eine Versorgungslücke drohe nun aber nicht, versicherte die BKW. Experten gehen davon aus, dass künftig etwas mehr Strom importiert werden wird.

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