Pornowerbungen, brutale Gewaltvideos, anonymes Cybermobbing: Die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in der Schweiz fühlt sich im Internet nicht sicher.
mobbing
Mobbing ist auch heute noch ein grosses Problem. (Symbolbild) - Pixabay
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Jeder zehnte Zehnjährige wurde in der Schweiz bereits einmal im Internet diskriminiert.
  • Vor allem Buben werden im Netz beim Spielen gemobbt.
  • Mit 14 Jahren hat schon jeder zweite Jugendliche sexuelle Darstellungen gesehen.

Laut einer Studie wurde bereits jeder zehnte Zehnjährige Opfer von Diskriminierung im Internet, jeder zwanzigste wurde gemobbt – Buben vor allem, während sie im Netz spielten. Mit 14 Jahren hat schon jede und jeder zweite Jugendliche sexuelle Darstellungen gesehen.

Zahlreiche Kinder und Jugendliche berichten weiter, dass «fremde Personen einen anschreiben». Mit zunehmenden Alter steigen die Werte weiter an: Mit 15 bis 16 Jahren waren Jugendliche in der Schweiz schon mindestens einmal einem Risiko im Internet ausgesetzt.

Süchtig nach dem Smartphone

Die Hälfte von ihnen wurde in ihrer Privatsphäre verletzt, weil beispielsweise Informationen online gestellt wurden, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Zwei von fünf Jugendlichen wurden bereits nach sexuellen Informationen gefragt, sind also sogenannte Grooming-Opfer.

Internetnutzung
Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen stellt eine exzessive Internetnutzung im Alltag fest. - Pixabay

Auch das Thema Internetsucht fällt bei der Befragung negativ auf. Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen stellt eine exzessive Internetnutzung im Alltag fest. Knapp ein Viertel hat bereits erfolglos versucht, weniger Zeit im Internet zu verbringen.

Handlungsbedarf angezeigt

Die Studie «EU Kids Online Schweiz 2019» ist am Donnerstag im Rahmen des vierten Fachforums Jugendmedienschutz präsentiert worden, einer vom Bund eingerichteten nationalen Plattform zur Förderung von Medienkompetenzen. Ihr Ziel ist es, Kinder und Jugendliche sicher und verantwortungsvoll mit digitalen Medien umgehen zu lehren.

Die Resultate zeigten, «dass Kinder und Jugendliche im Umgang mit digitalen Risiken unterstützt werden müssen», heisst es in einer Mitteilung zur Studie. Im Fokus stünden von Nutzern verbreitete gewalthaltige Bilder, Hassnachrichten oder Erfahrungen in Zusammenhang mit Drogen oder anderem risikoreichen Verhalten wie Selbstverletzung, Verwendung von Waffen oder Magersucht. Der Umgang damit müsse geschult werden.

Zu wenig Zeit für Medientraining

Trotz der Herausforderungen bezüglich Datenschutz, Fake News und Radikalisierung im Netz müsse aber auch auf die Chancen, die das Internet biete, hingewiesen werden, schreibt das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV). Einerseits sei das World Wide Web eine Informations- und Lernquelle, anderseits eine Hilfs- und eine Unterhaltungsplattform. Das sehen gemäss der Umfrage auch die jüngsten Nutzer so.

Handy
Meiden können Vorurteile gegenüber Ausländer prägen. - Pixabay

Die Erfahrungen mit Risikosituationen und auch die positiven Aspekte der Internetnutzung könnten noch vermehrt in den Schulalltag integriert werden, folgern die Studienautoren. Die befragten Lehrpersonen unterrichteten gerne Medienthemen, sie verfügten dazu aber nicht immer über die geeigneten Lehrmittel, die erforderlichen Kenntnisse oder die nötige Zeit. Viele wünschten sich etwa sinnvolle Apps für den Unterricht.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

InternetFake NewsDrogenEUStudie