Am Weltfrauentag hat es an Themen um die Gleichberechtigung nicht gemangelt. Unter anderem ging es um Individualbesteuerung, sexuelle Gewalt und die Kirche.
Individualbesteuerung
Eine Demonstrantin strickt eine pinke Protestmütze vor dem Bundeshaus im Jahr 2017. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Heute ist der internationale Frauentag, dieser wurde vor 110 Jahren zum erstmals begangen.
  • Es wurde heute viel rund um das Thema Gleichberechtigung diskutiert.
  • Laut Alain Berset ist es noch ein langer Weg zur wahren Gleichstellung.

Sexuelle Gewalt, die Stellung der Frau in Armee und Kirche sowie Individualbesteuerung und Gleichberechtigung im Beruf. An Themen rund um Gleichberechtigung hat es am Internationale Frauentag in der Schweiz nicht gemangelt. Vor 110 Jahren wurde der Frauentag erstmals begangen - in der Schweiz und drei weiteren europäischen Ländern.

Innenminister Alain Berset erklärte auf Twitter: Dass auch ein halbes Jahrhundert nach Einführung des Frauenstimmrechts die wahre Gleichstellung noch ein uneingelöstes Versprechen sei. Zum internationalen Frauentag freute sich der Bundesrat über Fortschritte und stellte zugleich fest, dass vieles zu tun bleibe.

50 Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts

Gleicher Ansicht ist die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen (EKF). Auch 50 Jahre nach Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz gebe es noch vieles anzupacken, schrieb die EKF.

Dazu gehöre gleiche Teilhabe in Entscheidungspositionen und gleiche Löhne. Auch eine Elternzeit als Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für alle Geschlechter. Sowie ein Leben frei von Sexismus, Gewalt und Rollenstereotypen.

Die Gewerkschaft Unia will derweil Frauenberufe aufwerten und Angriffen auf Frauenrechte den Riegel vorschieben. Gerade die Corona-Krise treffe die Frauen hart, schrieb die Unia anlässlich des Internationalen Frauentags. Sie stünden in essenziellen Berufen an vorderster Front und leisteten den Grossteil der unbezahlten Arbeit zu Hause.

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Das Logo der Gewerkschaft Unia. - Keystone

Die Gewerkschaft kündigte weitere Aktionen für das laufende Jahr an. 30 Jahre nach dem ersten Frauenstreik - zwei Jahre nach dem grossen Frauenstreik werde die Unia auch am 14. Juni 2021 wieder auf der Strasse gehen, dieses Mal Corona-konform.

Reform des Sexualstrafrechts

Anlässlich des Frauentags riefen zehn von sexueller Gewalt betroffene Frauen zu einer Reform des Sexualstrafrechts auf. Sie wollen gemäss Mitteilung den Bundesrat und das Parlament davon überzeugen, dass Sex ohne Zustimmung künftig gesetzlich als Vergewaltigung gilt.

Um ihrem Anliegen mehr Gehör zu verschaffen, gründeten die Frauen eine Gruppe, in der sich Betroffene von sexueller Gewalt engagieren. Unterstützt werden sie dabei von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. In der Schweiz befindet sich derzeit eine Revision des Sexualstrafrechts in der Vernehmlassung. Der Entwurf der Bundesverwaltung sieht allerdings vor, nicht-einvernehmlichen Geschlechtsverkehr bloss als «sexuellen Übergriff» und nicht als «Vergewaltigung» zu ahnden.

Frauen und Mädchen sollen auch über ihre sexuelle Gesundheit selber bestimmen können. Deshalb soll der Zugang zu sexueller Aufklärung, Verhütungsmitteln und selbstbestimmter Partnerwahl eine Selbstverständlichkeit werden, fordert die Umweltorganisation Ecopop.

Offensive zur Frauenförderung

Um den Frauenanteil in der Armee zu erhöhen, lancierte Verteidigungsministerin Viola Amherd eine Offensive für Frauenförderung. Unter anderem mit der Schaffung einer Dienststelle für Frauen.

Viola Amherd
Bundesrätin Viola Amherd spricht während einer Medienkonferenz des Bundesamtes am 1. März 2021. - Keystone

Die Stelle soll die Frauenförderung koordinieren und als Anlaufstelle für Fragen der Gleichstellung dienen. Dies teilte das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) mit. Verbessert werden müsse die Vereinbarkeit von Militärdienst, Ausbildung, Beruf und Familie.

Individualbesteuerung für die Unabhängigkeit

Auch finanziell sollen Frauen besser dastehen, wenn es nach einer Volksinitiative geht. Sie verlangt, dass Frauen und Männer unabhängig von ihrem Zivilstand besteuert werden. Die Initiative zur Individualbesteuerung wurde am Frauentag von einem überparteilichen Initiativkomitee lanciert.

Individualbesteuerung
Ruth Metzler-Arnold, Alt-Bundesrätin, spricht an einer Medienkonferenz des Initiativkomitees der eidgenössischen Volksinitiative «Für eine zivilstandsunabhängige Individualbesteuerung», am Montag, 8. März 2021, in Bern. - Keystone

Die Individualbesteuerung ist aus Sicht der Initiantinnen und Initianten am fairsten. Sie werde den verschiedenen partnerschaftlichen Lebensmodellen steuerlich gerecht und fördere damit die Gleichstellung.

Helvetia predigt!

Mit der Aktion «Helvetia predigt!» sollen Frauen in der Kirche sichtbarer werden. Im Interesse der Geschlechtergerechtigkeit rufen mehrere kirchliche Frauenorganisationen römisch-katholische Pfarreien und evangelisch-reformierte Kirchgemeinden dazu auf, Predigten von Frauen am 1. August zuzulassen.

Frauen sollen an diesem Tag dort Präsenz zeigen, wo sonst überwiegend Männer stünden.

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