In Schweizer Museen gibt's Tausende menschliche Überreste
Ein Bericht der Universität Lausanne zeigt, dass Schweizer Museen Tausende koloniale menschliche Überreste beherbergen.

Das Wichtigste in Kürze
- In Schweizer Museen befinden sich zahlreiche menschliche Überreste aus Kolonien.
- Laut eines Berichts ist nichts darüber bekannt, wie sie in die Schweiz gelangten.
- Die meisten dieser Skelett-Teile befinden sich in Sammlungen in Basel und Zürich.
Obwohl die Schweiz selbst keine Kolonien besass, verfügen die Museen und Sammlungen im Land über Tausende menschlicher Überreste. Diese wurden in einem kolonialen Zusammenhang erworben. Dies ergab eine Auswertung der Universität Lausanne.
Mindestens 4175 menschliche Überreste liegen derzeit in der Schweiz, überwiegend Schädel, die in einem kolonialen Zusammenhang erworben wurden. Dies geht aus einem Bericht der Universität Lausanne hervor, der am Freitag veröffentlicht wurde.
Er basiert auf einem Fragebogen vom Jahr 2023 an 34 Museen, auf den 26 Museen und Sammlungen geantwortet haben.
Demnach ist so gut wie nichts darüber bekannt, wer diese Überreste erworben hat. Wie und unter welchen Umständen dies geschah und wie sie in die Schweiz gelangten.
Unbekannte Herkunft: Ein Rätsel für Forscher
Die meisten dieser Skelett-Teile befinden sich in Sammlungen in Basel und Zürich. Schweizer Sammlungen besitzen menschliche Überreste aus allen Teilen der Welt, wie der Bericht festhält. Während menschliche Überreste, die heute noch in Institutionen ehemaliger Kolonialmächte aufbewahrt werden, aus deren ehemaligen Kolonien zu stammen scheinen.
Dies zeige, dass die Schweiz institutionell mit allen Kolonialreichen verbunden war. Und dass Schweizerinnen und Schweizer direkt oder indirekt in praktisch allen Kolonien tätig waren.
Die Forderungen nach Transparenz steigen
Obwohl die Schweiz keine formellen Kolonien hatte, waren ihre Forschungs-, Sammlungs- und Konservierungseinrichtungen seit der Kolonialzeit Drehscheiben für internationalen Austausch.
Dieser Austausch umfasste Objekte, Daten und wissenschaftliche Theorien. Und reichte weit über die politischen und sprachlichen Grenzen der ehemaligen Kolonialmächte hinaus.
Diese Geschichte sei jedoch immer noch zu wenig erforscht, beklagen die Autoren des Berichts. Sie empfehlen, dass das Bundesamt für Kultur seine Unterstützung für die Provenienzforschung zu menschlichen Überresten ausweitet und deutlich sichtbar macht.
Weiter wird die Einrichtung einer öffentlich zugänglichen Plattform empfohlen. Auf dieser sollten sich Menschen leicht darüber informieren können, ob sich die Überreste ihrer Vorfahren in Schweizer Sammlungen befinden.
Bereits im Jahr 2007 hatte die UNO-Vollversammlung die Rechte indigener Völker auf Zugang zu den Überresten ihrer Vorfahren bekräftigt. Und darauf, selbstbestimmt über diese verfügen zu dürfen.