In Hergiswil NW ist jeder Hundertste ein Superreicher
Nirgends ist die Dichte an Multimillionären höher als im Kanton Nidwalden. Die Angst vor der Juso-Initiative ist entsprechend gross.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Kanton Nidwalden verzeichnet die höchste Multimillionärs-Dichte der Schweiz.
- Doch aufgrund der Erbschaftssteuer-Initiative der Juso ziehen viele Superreiche weg.
- Die damit verbundenen Steuerausfälle könnten den Rest der Bevölkerung stark belasten.
In der Schweizer Gemeinde Hergiswil NW leben die Superreichen Tür an Tür mit dem Mittelstand. Das Dorf am Vierwaldstättersee zählt rund 6300 Einwohner. Davon haben 59 Menschen ein Vermögen von über 50 Millionen.
In Hergiswil ist also rund jeder Hundertste Multimillionär. Kaum ein Ort in der Schweiz ist so abhängig vom Geld der Wohlhabenden. Doch genau diese Abhängigkeit könnte nun zum Risiko werden.
Ende November stimmt die Schweiz über die Erbschaftssteuer-Initiative der Juso ab. Diese sieht vor, dass Erben von Vermögen über 50 Millionen Franken die Hälfe ihrer Erbschaft als Steuern abgeben.
Hergiswil droht massive Steuererhöhung
Was für linke Parteien Gerechtigkeit bedeutet, sorgt in Nidwalden unlängst für Nervosität. Der Gemeindepräsident Daniel Rogenmoser warnt gegenüber der «Sonntagszeitung»: «Wenn alle Betroffenen wegziehen, müssten wir die Steuern theoretisch verdoppeln.»
Die Befürchtung erweist sich bereits als Realität. Erste Vermögende sind aus Hergiswil weggezogen – mit explizitem Verweis auf die Initiative.
Offizielle Zahlen möchte der Gemeindepräsident nicht nennen, doch die Anspannung innerhalb des Dorfes scheint zu wachsen. Ein Rückgang der Millionärsdichte würde das Budget empfindlich treffen.
Reiche tragen Gemeindefinanzen
In Hergiswil tragen die Reichsten einen überproportionalen Teil der Gemeindefinanzen. Fallen sie weg, trifft es alle. Wer heute 20'000 Franken Steuern zahlt, müsste in Zukunft das Doppelte aufbringen.
Gemäss Rogenmoser droht eine Negativspirale: Höhere Steuern könnten noch mehr Steuerzahler vertreiben.
Die Zahlen, die der «Sonntagszeitung» exklusiv bei den kantonalen Steuerverwaltungen erhoben hat, zeigen das Ausmass: Nidwalden hat die höchste Dichte an Superreichen in der Schweiz. Rund 100 Superreiche zählt der kleine Halbkanton.
Kanton Zug kann sich nicht beklagen
Auch in den Kantonen Schwyz und Zug ist die Zahl der Superreichen hoch. Grund dafür dürften auch die sogenannten «Steueroasen» sein.
Mit dem Kanton Nidwalden kann man trotzdem nicht mithalten. Auf 10'000 Einwohner kommen im Kanton Schwyz und Kanton Zug «nur» 18 Superreiche zusammen.
Trotzdem spürt die Steuerverwaltung Schwyz – ähnlich wie im Kanton Nidwalden – ebenfalls erste Bremsspuren: Die Zahl der Neuzuzüger stagniert.
Anders in Zug: Dort vermeldet man weiterhin Zuwachs bei den Millionären. Finanzdirektor Heinz Tännler sagt, man habe trotz der Debatte keine Abwanderung festgestellt. Der Standort bleibe für reiche Ausländer attraktiv.
Schweizweit wächst die Ungleichheit
Seit 2005 hat sich die Zahl der Superreichen in der Schweiz, gemäss Schätzungen der eidgenössischen Steuerverwaltung, mehr als verdreifacht. Über 2500 Personen besitzen heute ein steuerbares Vermögen von mehr als 50 Millionen Franken.
Linke Parteien sehen darin ein Zeichen wachsender Ungleichheit. SP-Co-Präsident Cédric Wermuth warnt vor einer «neuen Oligarchie unter uns». Juso-Präsidentin Mirjam Hostetmann fordert, dass die Reichen stärker zur Finanzierung des Gemeinwesens beitragen.
Ob die Initiative am 30. November angenommen wird, ist noch offen. Das Zittern in Hergiswil zeigt jedoch: Die Angst vor dem Wegzug der Superreichen ist längst real. Wird die Vorlage angenommen, könnte es für den Schweizer Mittelstand künftig teuer werden.













