Fehlende Deutschkenntnisse bei Kindern sind nicht mehr nur ein Migrationsthema. Baselland will darum Sprachförderung auch für Schweizer obligatorisch machen.
sprachkurs
In Sprachförderungskursen sitzen auch immer mehr Kinder. - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Anteil an Kindern mit Schweizer Eltern, die Sprachförderung benötigen, steigt.
  • BL will darum den Deutsch-Förderunterricht auch für Muttersprachler obligatorisch machen.
  • Umsetzen sollen das die Gemeinden, ihnen wird aber viel Spielraum eingeräumt.
Ad

Immer mehr Kinder in der Schweiz können nicht richtig Deutsch. Davon betroffen sind aber mittlerweile nicht mehr nur Kinder fremdsprachiger Herkunft, sondern auch immer mehr mit Schweizer Eltern.

Kinder Schule
Immer mehr Schweizer Kinder, die zu Hause Deutsch sprechen, müssen aber in die Sprachförderung. - Keystone

Im Kanton Baselland nehmen nach der Einschulung mittlerweile rund 20 Prozent den Förderunterricht «Deutsch als Zweitsprache» in Anspruch. Doch gemäss Daten des statistischen Amts Baselland ist Deutsch für immer mehr dieser Kinder eigentlich die Muttersprache, berichtet «20 Minuten».

Kein Migrationsthema mehr

Sprachliche Frühförderung war bislang vor allem ein Migrationsthema. In zahlreichen Kantonen ist diese obligatorisch, allerdings nur dann, wenn die Eltern auch fremdsprachig sind.

In der Nordwestschweiz wird darum jetzt die Politik aktiv. Als erster Kanton will Baselland auch deutschsprachige Kinder in den Förderunterricht stecken, wenn sie im Sprachgebrauch hinterherhinken.

Spielgeld Affäre
Sicherheitsdirektorin Kathrin Schweizer (SP). - Keystone-sda

SP-Regierungsrätin und Sicherheitsdirektorin Kathrin Schweizer hat am Montag ein entsprechendes Gesetz in die Vernehmlassung geschickt. Gemeinden sollen alle Eltern verpflichten können, ihre Kleinkinder direkt nach dem Kindergarten in die Sprachförderung zu schicken. Die Kosten sollen die Gemeinden übernehmen, dafür dürfen sie selbst entscheiden, ob und wie sie die Sprachförderung im Detail umsetzen wollen.

Streitpunkt Freiwilligkeit

Der Kanton soll für die Gemeinden eine Entscheidungsgrundlage schaffen: Ab 2024 wird die kantonale Koordinationsstelle eine jährliche Sprachstandserhebung in Form eines Fragebogens bei Dreijährigen durchführen. Die Gemeinden sollen basierend auf ihren Resultaten dann selber entscheiden, wie sie reagieren.

Sprechen Sie mehrere Sprachen?

Während der Plan grundsätzlich viel Zustimmung erhält, sorgt dieses Detail für innerparteiliche Kritik: SP-Präsidentin Miriam Locher moniert in der «BZ Basel», dass so der Wohnort noch ausschlaggebender für die Bildungschancen von Kindern wird. Locher will darum Gemeinden verpflichten können ein Angebot aufzubauen, sollte die Erhebung Defizite zum Vorschein bringen.

tenniken BL
Die Gewerbezone Tenniken an der Hauptstrasse nach Sissach. - Nau.ch / Werner Rolli

Das Problem dabei: Besonders in den Hügeln des Oberbaselbiets gibt es zahlreiche sehr kleine Gemeinden, für die sich das Schaffen eines Sprachförderunterrichts für ihre paar hundert Einwohner kaum lohnt. Bildungskommissionspräsident Pascal Ryf (Mitte) schlägt darum vor, dass solche Gemeinden sich analog zum Schulpsycholgischen oder Logopädischen Dienst zu Verbünden zusammenschliessen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

GesetzDatenSP