Die Stadt Bern führt die frühe Deutschförderung für Kinder ein. Das Konzept kennen auch andere Gemeinden und Kantone. Die höchste Lehrerin begrüsst das.
Kindergarten Deutschförderung
Im Kanton Aargau wird die frühe Deutschförderung eingeführt. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Stadt Bern setzt demnächst auf die frühe Deutschförderung.
  • Dabei sollen Kinder schon vor dem Kindergarten besser Deutsch lernen.
  • Der Dachverband Lehrer Schweiz hofft, dass noch mehr Schulen nachziehen.

Noch im Januar startet in der Stadt Bern ein neues Programm zum Deutschlernen vor dem Eintritt in den Kindergarten. Dazu erhalten Eltern 18 Monate vor dem Kindergarten-Start einen Fragebogen, um die Deutschkenntnisse ihres Kindes zu beurteilen.

Dabei soll sich zeigen, ob ein Kind Sprachförderung braucht oder nicht. Falls ja, kann es bis zum Eintritt in den Kindergarten eine Kita oder Spielgruppe besuchen, wo es spielerisch Deutsch lernt.

Bern
Blick auf die Altstadt von Bern. (Symbolbild) - Keystone

Laut Gundekar Giebel, Leiter Kommunikation Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern, handelt es sich dabei um eine «städtische Rahmung des kantonalen Angebots». Denn: Letzen Sommer wurde der Kita-Besuch für Kinder mit Sprachförderbedarf kantonsweit eingeführt und wird seither vom Kanton mitfinanziert.

Während es in Bern an den Eltern liegt, das Angebot zu nutzen, wird in der Stadt Chur die frühe Förderung der Zweitsprache ab dem Schuljahr 2020/21 bereits obligatorisch. Das Programm selbst ist nicht neu, es besteht dort seit 2015.

Konzept stammt vom Kanton Basel-Stadt

Das Konzept der frühen Sprachförderung anhand einer Fragebogen-Auswertung stammt aus dem Kanton Basel-Stadt. Dieses startete dort 2010 als Pilotprojekt, seit 2016 ist es verankert.

Das Programm ist «erfolgreich und breit akzeptiert», wie Simon Thieriet, Leiter Kommunikation vom Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt erläutert. Der Rücklauf bei den Fragebögen betrage 98,8 Prozent.

Frühe Deutschförderung
Im Kanton Basel-Stadt wurde die frühe Deutschförderung 2010 als Pilotprojekt eingeführt. (Symbolbild) - Keystone

Die Deutschkenntnisse der Kinder würden mehrheitlich ausreichen, um den Schulalltag zu bewältigen. Zudem sei die Zusammenarbeit der Lehrkräfte mit den Eltern vielerorts einfacher geworden, da «die Eltern bereits darauf vorbereitet sind, dass ihre Mitarbeit gefragt ist».

Auch im Aargau und im Kanton Zürich ein Thema

Auch in den Kantonen Aargau und Zürich gab es Vorstösse zur frühen Deutschförderung. Laut André Woodtli, Leiter des Amtes für Jugend und Berufsberatung im Kanton Zürich, stelle das Basler Modell nur einen von vielen Lösungswegen dar.

«Auch der Kanton Zürich hat den Entwicklungsstand von kleinen Kindern im Auge, wobei die Sprachfähigkeit nur einen von vielen Entwicklungsaspekten darstellt.»

Eine umfassende Entwicklungseinschätzung bei Zwei- bis Dreijährigen solle sicherstellen, dass Kinder bedarfsgerecht vor dem Kindergarteneintritt gefördert werden. «Bei den zurzeit geprüften Massnahmen gilt es, auch die Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Gebieten zu berücksichtigen», so Woodtli.

Frühe Deutschförderung
Ab dem Schuljahr 2020/21 bietet auch die Stadt Luzern ein Programm zur frühen Deutschförderung an. - Keystone

Im Kanton Luzern existiert bereits ein vergleichbares Angebot wie in der Stadt Bern, das sogar schon im Gesetz über die Volksschulbildung verankert ist. «Aktuell haben 16 Gemeinden das Programm umgesetzt und über 360 Kinder besuchen entsprechende Angebote», erläutert Charles Vincent, Leiter Dienststelle Volksschulbildung Kanton Luzern.

Ab nächstem Schuljahr mache auch die Stadt Luzern ein solches Angebot. Dies bedeute, dass fast drei Viertel aller Kinder das Angebot besuchen werden.

Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz begrüsst es

Den Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) freuen diese Entwicklungen. «Der LCH würde es begrüssen, wenn es sogar in allen Kantonen solche Angebote geben würde», erklärt die oberste Lehrerin Dagmar Rösler.

Dagmar Rösler
Dagmar Rösler ist die oberste Lehrerin der Schweiz. - MM iso

«Kinder, die die Schulsprache bis zum 4. Lebensjahr nicht beherrschen, können diese Defizite in Kindergarten und Schule meist nicht mehr wettmachen», so die Begründung.

18 Monate vor Eintritt in die obligatorische Schulzeit sei zudem ein treffender Zeitpunkt, um die Sprachfähigkeiten der Kinder zu beurteilen.

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