«Ich schäme mich»: Luzerner fällt auf Tutti-Trick herein
Ein Luzerner wird bei einem Verkauf auf Tutti reingelegt. Im letzten Moment verhindert er Schlimmeres. «Ich schäme mich», sagt er. Und ist damit nicht allein.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Luzerner Dominik F. wollte seinen Kühlschrank auf Tutti.ch verkaufen.
- Einem angeblichen Käufer gelingt beinahe der Geld-Betrug. «Ich schäme mich», sagt Dominik.
- So geht es vielen anderen auch. 80 bis 90 Prozent der Betrugs-Fälle werden nicht gemeldet.
Dominik F.* wollte auf dem Kleinanzeigenportal Tutti nur seinen Kühlschrank verkaufen. Für 50 Franken. Beinahe wäre der Luzerner dabei fiesen Betrügern auf den Leim gegangen.
Über WhatsApp tauscht er sich mit einer vermeintlichen Käuferin aus. Auf Schweizerdeutsch.

Sie schickt ihm schliesslich ein Foto mit einer «Quittung». Damit gaukelt sie Dominik vor, dass sie sowohl den Kühlschrank wie auch den Versand schon bezahlt habe.
«Das Papier sah perfekt echt aus. Post-Logo, Adresse, Uhrzeit, alles stimmig.»
Dominik F. müsse nun lediglich noch über einen QR-Code das Geld einfordern. Er landet auf einer Seite, die «wie eine echte Swiss-Post-Seite» aufgebaut ist. Hier soll er nun seine Logindaten von Twint eingeben.

Gegenüber Nau.ch erzählt er: «Dann musste ich nicht meine Handynummer, sondern meine E-Banking-Login-Daten angeben. Obwohl ich da schon skeptisch war, habe ich es trotzdem gemacht.»
«Ich schäme mich»
Anschliessend kam eine Meldung, er solle unbedingt mindestens zehn Minuten auf der Seite bleiben. Der Vorgang werde bearbeitet. Jetzt merkt auch Dominik, dass etwas nicht stimmt. Hier ist jemand auf seine Bank-Daten aus!
«Da hat es mir definitiv den Schalter umgelegt und ich habe alles abgebrochen und sofort die Bank informiert.»
Finanzieller Schaden ist nicht entstanden, darum habe ich auch keine Meldung bei der Polizei gemacht.
Und doch sagt Dominik F.: «Ich schäme mich. Ich bin Opfer eines Betrugs geworden.»
«Es kann jeden treffen» – hier ist die Scham am grössten
So wie dem Luzerner ergeht es aber vielen anderen in der Schweiz auch. «In der Tat kann es jede und jeden treffen», sagt Fabian Ilg, Geschäftsleiter der Schweizerischen Kriminalprävention zu Nau.ch.
Je nach Betrugsart sei die Scham grösser. Zum Beispiel bei Online-Anlagebetrug mit grossem Verlust oder Liebesbetrug. «Grundsätzlich sind alle Delikte mit grosser Scham verbunden.»
Pikant: Darum melden viele nicht bei der Polizei, wenn sie im Netz betrogen wurden.
Zwar steigt das Anzeigeverhalten durch Sensibilisierung und Kampagnen. «Aber die Dunkelziffer dürfte nach wie vor zwischen 80 bis 90 Prozent liegen.»
Demotivierend für Opfer seien zudem die schlechten Aussichten, dass der finanzielle Schaden korrigiert werden kann.
Am besten immer Ware gegen Geld tauschen
Dominik wollte man auf Tutti reinlegen – sind solche Plattformen besonders heikel? Ilg: «Alle Plattformen, auf welchen man ohne grossen Aufwand und ohne Identifizierung ein Konto eröffnen kann, sind grundsätzlich gefährlich.»
Wichtig sei, immer skeptisch zu sein. Zeitdruck oder ein zu lukratives Angebot seien Indikatoren auf Betrug.
«Auch ein Wechsel auf eine andere Plattform oder zu WhatsApp.» Am besten tausche man Ware immer direkt gegen Geld.
Die Post kennt Masche mit Fake-Post-Beleg
Fabian sollte seine Daten auf einer falschen Post-Seite eingeben. «Die beschriebene Phishing-Masche ist uns bekannt», sagt Post-Mediensprecher Stefan Dauner zu Nau.ch.
Phishing komme leider immer wieder vor, auch bei Firmen mit «vertrauensvollem» Image wie der Post.
Auf der eigenen Website gebe man verschiedene Tipps. Am wichtigsten und einfachsten sei die Kontrolle der Mail-Adresse und der Landingpage.

«Die Webseiten der Schweizerischen Post enden mit post.ch, poste.ch, posta.ch oder swisspost.ch.»
Auch ein «https://» zu Beginn einer URL könne ein erster Hinweis darauf sein, dass es sich um eine sichere Website handle.
In der Regel würden gemeldete Seiten innerhalb von 24 Stunden gesperrt. Zudem melde man solche Fälle dem Bundesamt für Cybersicherheit und informiere parallel dazu auch die involvierten Hosts und Behörden.
*Name der Redaktion bekannt










