Der Schnee in den Bergen lädt zum romantischen Winterspaziergang – so auch im Berner Gantrischgebiet. Dort wird die Stimmung aber von Regel-Brechern getrübt.
Hundekot
Hündeler sorgen im Waldreservat Selene Rotmoos im Naturpark Gantrisch für Ärger – unter anderem wegen liegengelassenen Haufen. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Ärger im Naturpark Gantrisch: Zahlreiche Hündeler lassen ihre Hunde von der Leine.
  • Das Problem: Direkt neben dem Weg liegt ein Waldreservat. Dort gilt Leinenpflicht.
  • Einige deponieren sogar in Plastik eingepackten Hundekot neben den Regel-Schildern.
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Im Berner Wintersportgebiet Gurnigel liegt das Waldreservat Selene Rotmoos, wo zum Schutz der Natur gewisse Regeln gelten. Eine davon: Hunde gehören an die Leine.

Eine Nau.ch-Leserin ärgert sich jedoch: «Nur ein einziger Hund, der mir begegnet ist, wurde an der Leine geführt. Alle anderen liessen ihre Bellos frei herumspringen!»

Sie habe mindestens vier Hunde beobachtet, die ohne Leine durch das Gebiet rannten. «So ein Verhalten ist einfach nur daneben.» Das Tüpfelchen auf dem i: «Ausgerechnet neben dem Schild mit der Leinen-Regel hat jemand einen eingepackten Hundehaufen platziert

Nau.ch geht vor Ort vorbei – und trifft identische Situationen an.

Eingepackte Hundehaufen am Waldrand

Auch beim Schweizer Tierschutz STS sorgen die Bilder für Empörung. Zoologin Arlette Niederer sagt: «Es ist für Wildtiere überlebenswichtig, dass sie in den Naturschutz- und Ruhezonen in Ruhe gelassen werden. Sie dürfen weder von Hunden noch Menschen aufgescheucht werden.»

Hund
Beim Gurnigel im Waldreservat Selene Rotmoos ist es aus Naturschutzgründen verboten, Hunde von der Leine zu lassen.
Hund
Direkt neben dem Schild lassen jedoch die meisten Besitzerinnen und Besitzer ihre Hunde frei herumspringen.
Gurnigel
Das Tüpfelchen auf dem i: «Ausgerechnet neben dem Schild mit der Leinen-Regel hat jemand einfach einen eingepackten Hundehaufen platziert.»
Hund
Stefan Steuri ist Mitarbeiter beim Förderverein Region Gantrisch. Er erklärt: Das Schild gilt nur für den Wald direkt neben dem Weg. Im Zweifelsfall sollte man Hunde aber anleinen.
Hund
Denn: Herumspringende Hunde können Wildtiere aufschrecken – das kann für sie tödlich enden. (Archivbild)

Die meisten könnten zwar fliehen, aber: «Solche Störungen können mittelfristig tödlich enden», gibt Niederer bei Nau.ch zu bedenken. «Sie können auch für weniger Nachwuchs im Frühling sorgen, weil bei den Elterntieren zu wenig körperliche Reserven vorhanden sind.»

Liegengelassene Hundehaufen sind Dauerthema

Der Tierschutz fordere deshalb, dass Hunde in Naturschutz- und Ruhezonen «auf jeden Fall immer an der Leine gehalten werden. Egal, wie gut abrufbar sie sind – oder die Besitzer denken, dass sie es sind».

Das Problem mit den liegengelassenen Haufen sei Dauerthema. «Es ist klar, weitgehend auch rechtlich: Hundehaltende müssen den Kot ihrer Vierbeiner immer aufnehmen und die Beutel korrekt entsorgen.»

Besitzen Sie einen Hund?

Stefan Steuri ist Ranger im Naturpark Gantrisch. Er erklärt sich die Hunde-Probleme bei Nau.ch so: «Vielen ist nicht klar, wo was genau gilt.» Das Regel-Schild stehe zwar am Wegrand, es gelte aber für den Waldabschnitt weiter unten, nicht für den Weg.

«Das kann Verwirrung stiften. Wir sind immer dabei, die Bevölkerung zu informieren.» Klar sei aber: «Im Zweifelsfall nimmt man den Hund besser an die Leine. Zudem muss man sich immer selbst vorgängig informieren – im Internet ist das gut möglich.»

Hunde gefährden Rehe, Hasen und Schneehühner

Als Ranger kläre er vor Ort auch regelmässig über die Folgen von herumrennenden Hunden auf: «Der Winter ist die härteste Zeit für Wildtiere. Es ist schwierig, an Nahrung zu kommen – deshalb müssen sie viel Energie sparen.»

Würden sie immer wieder von Hunden aufgeschreckt, koste sie das viel Energie. «Im schlimmsten Fall erleben sie deshalb den Frühling nicht.» Betroffen seien im Naturpark Gantrisch beispielsweise Rehe, Schneehasen, Hirsche, Birkwild oder Alpenschneehähne und -hennen.

Reh
Park-Ranger Stefan Steuri erklärt: «Der Winter ist die härteste Zeit für Wildtiere.» (Archivbild)
Hund
Weil sie im Winter schwer Nahrung finden, ist Energie besonders kostbar – müssen sie vor Hunden flüchten, brauchen sie viel davon. (Archivbild)
Reh
Betroffen sind zum Beispiel Rehe ... (Archivbild)
Hase
... Hasen ... (Archivbild)
Schnee
... oder Schneehühner. (Archivbild)

Zu den Hundekotsäcken meint er: «Das ist Littering und geht natürlich nicht. Im Winter haben wir das Problem, dass wir unsere Robidogs nicht alle mit dem Auto erreichen können. Sie werden deshalb weniger oft geleert als im Sommer.»

Die Folge: «Ich staune jeweils, wie viele Leute die Säcke einfach liegenlassen, wenn der Robidog voll ist.» Dabei sei klar, dass man sie mitnehmen müsste.

Hündelern droht 100-Stutz-Busse

Übrigens: Nicht nur die Wildtiere freuen sich über angeleinte Hunde im oder direkt neben Naturschutzgebieten – sondern auch das Portemonnaie. Rennt der Wau-Wau nämlich ins Waldreservat, kann es teuer werden.

Laut der Kantonspolizei Bern hat es eine Ordnungsbusse von 100 Franken zur Folge, wenn man eine Leinenpflicht missachtet. Wird man dabei erwischt, wie man Hundekot liegen lässt, kostet es ebenfalls 100 Franken.

Deponiert man einen Hundekot-Plastiksack in der Natur, geht das unter «Zurücklassen, Wegwerfen oder Ablagern von einzelnen Kleinabfällen». Das hätte eine Busse von 80 Franken zur Folge.

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