Hochschulabgänger kämpfen zunehmend bei Jobsuche

Bettina Zanni
Bettina Zanni

Zürich,

Uni-Absolventen haben vermehrt Mühe, Arbeit zu finden. Vor allem betroffen sind solche mit einem Abschluss im Bereich IT oder Betriebswirtschaft.

Studium
Trotz Studium finden viele Hochschulabsolventinnen und -absolventen keine Anstellung. - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Anteil arbeitsloser Hochschulabsolventen ist seit 2022 auf über 34 Prozent gestiegen.
  • Eine Rolle spielt KI.
  • Viele Unternehmen automatisieren laut Adecco Schweiz IT-Aufgaben.

Mit dem Uni-Abschluss in der Tasche droht Arbeitslosigkeit. Im September 2023 betrug die Arbeitslosenquote in der Schweiz knapp zwei Prozent. Zwei Jahre später ist sie auf fast drei Prozent gestiegen.

Darunter befinden sich zunehmend mehr Arbeitslose mit Hochschulabschluss.

Seit 2022 erhöhte sich ihr Anteil auf über 34 Prozent, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Zuvor registrierte das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) bei den arbeitslosen Hochschulabsolventen jahrelang einen Anteil von rund 27 Prozent. Gleichzeitig hat der Anteil der Hochschulabsolventinnen und -absolventen an der erwerbstätigen Bevölkerung um nur ein Prozent zugenommen.

Weniger Einstiegsstellen

Auf dem Stellenmarkt haben besonders junge Absolventinnen- und Absolventen zu kämpfen. Im ersten Halbjahr sank die Zahl der Einstiegsstellen für Uniabgänger im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent. Dies geht aus dem Netzwerk für Karriereberatungsstellen hervor.

Zudem hat sich die Gesamtzahl ausgeschriebener Stellen in der Deutschschweiz im gleichen Zeitraum um sieben Prozent verringert. In der Westschweiz und im Tessin sind es zwei Prozent. Die zeigt der Adecco Group Swiss Market Index.

Hast du oder hattest du Mühe bei der Jobsuche nach deiner Ausbildung?

Gerd Winandi-Martin ist Leitender Career & Corporate Services der Universität St. Gallen (HSG). Seit 2023 beobachtet er gegenüber der Zeitung eine deutliche Verschlechterung des Arbeitsmarkts für Hochschulabsolventen. Berichte von Studierenden, die von Unternehmen auf ihre Bewerbung keine Reaktion erhalten, häufen sich.

Praktika weggeschnappt

Auch Hochschulabsolventinnen und -absolventen aus der IT-Branche haben Mühe bei der Jobsuche. Im ersten Halbjahr 2025 hatte es verglichen mit dem Vorjahr 31 Prozent weniger Stellenangebote für Informatikerinnen und Informatiker mit Hochschulabschluss. Gleichzeitig verdoppelte sich die Arbeitslosenzahl in der IT-Branche zwischen 2022 und 2024 auf 4000.

Martin Meyer ist Leiter des operativen Geschäfts von Adecco Schweiz. Ihm zufolge verlagern viele Unternehmen IT-Aufgaben ins Ausland oder automatisieren Prozesse.

Besser stehen auch Absolvierende mit einem Abschluss in Betriebswirtschaftslehrer und Finanzwirtschaft nicht da. Vor allem der Bankensektor der Region Zürich besetzt Einsteigerpositionen zunehmend mit Bewerbenden, die zwei bis drei Jahre Berufserfahrung vorweisen können. Selbst die Suche nach einem Praktikum gestaltet sich schwierig. Denn: Master-Absolventen müssen auf Praktika ausweichen und schnappen diese den Bachelor-Absolventen weg.

Neue Studie zeigt Jobsituation mit KI

US-Zölle, eine schwache EU-Konjunktur und der starke Franken erschweren den jungen Akademikerinnen und Akademikern die Jobsuche. Michael Siegenthaler führt einen Teil des Anstiegs der arbeitslosen Hochschulabsolventen auf KI zurück. Er ist Leiter des Bereichs Arbeitsmarkt an der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich.

Vor allem im Bereich der Informatik gibt es mehr Arbeitslose und weniger Stelleninserate. Dies zeigt eine neue Studie der ETH Zürich.

Am stärksten trifft es Kodiererinnen und Kodierer, Korrekturlesende und Anwendungsprogrammierende sowie Datenbank-, Web- und Software-Entwickelnde.

Ist ein Studium die falsche Wahl?

Rosig sieht es auch auf dem Arbeitsmarkt für Dolmetscherinnen und Dolmetscher nicht aus, wie Nau.ch kürzlich berichtete.

Im September 2025 waren in der Berufsgruppe der Übersetzer und Dolmetscher 124 Personen von rund 5700 arbeitslos. Die Arbeitslosenquote erreichte mit 2,16 Prozent einen neuen Höchststand. Auch dabei könnte KI eine Rolle spielen, da es mittlerweile immer ausgeklügeltere Übersetzungstools gibt.

Dennoch ist ein Hochschulstudium keine falsche Wahl. Absolventen, die in wirtschaftlich schlechten Zeiten starten, verdienten oft über Jahre hinweg weniger, sagt Michael Siegenthaler. Weniger, als solche, die in einem guten Arbeitsmarkt starteten. Bildung bleibe aber die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit.

Kommentare

User #2986 (nicht angemeldet)

In Zukunft sind wir 80% studierte Leute ohne Erfahrung vom Arbeiten, kommt gut 👍🏻

User #6279 (nicht angemeldet)

Jeder der einen Handwerklichen Beruf erlernt wird immer einen Job finden, oder kann sich selbstständig machen. Allerdings muss man da tatsächlich auch arbeiten und nicht nur Quatschen.

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