Einige Gymnasien des Kantons Aargau führen derzeit Absenzen-Kontingente. Das System soll Schwänzen verhindern und scheint sich zu bewähren.
Schüler
Mit dem neuen Absenzsystem werde die Eigenverantwortung von Schülerinnen und Schülern gefordert. (Symbolbild) - dpa
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Kantonsschule Wettingen wird ein neues Absenzsystem eingeführt.
  • Für Absenzen – auch entschuldigte – gibt es sogenannte Punkte.
  • Bei der Überschreitung eines Grenzwertes ist mit Sanktionen zu rechnen.
  • Das System bringe viele Vorteile – unter anderem werde die Eigenverantwortung gefördert.

«Die Diskussion über das Absenzsystem ist so alt wie die Schiefertafel selbst.» Paul Zübli, Rektor der Kantonsschule Wettingen im Kanton Aargau, hat sich gerade tief damit beschäftigt. Das Gymnasium führt nämlich mit dem nächsten Schuljahr ein neues Absenzsystem ein. Dies nach dem Vorbild der Alten Kantonsschule Aarau.

Paul Zübli
Paul Zübli, Rektor der Kantonsschule Wettingen AG. - zVg

Dieses beruht nicht mehr auf einem Absenzbüchlein oder vergleichbarem: Die Schüler haben neu ein Kontingent, sozusagen ein Guthaben. Beinahe jede verpasste Lektion geht zu dessen lasten. Ausnahmen stellen beispielsweise Todesfälle in der Familie oder die Aushebung dar.

Doch für einen Grossteil der als entschuldigt bekannten Absenzen hagelt es sogenannte Absenzpunkte. Selbst mit Arztzeugnis wird das Kontingent bei einem Krankheitsfall mit bis zu zehn solcher Punkte belastet. Auch für Bewerbungsgespräche und Studieninformationstage gibt es ein paar wenige Punkte.

Vier Krankheitsfälle fordern Sanktionen

Bereits ab 31 Absenzpunkten sieht das Reglement die ersten Sanktionen vor. Die Umsetzung sei aber nicht so rigoros, wie es scheinen mag. Wie Zübli erklärt, achten die verantwortlichen Lehrpersonen respektive die Schulleitung stark auf die Umstände.

Chronische Erkrankungen oder sonstige Probleme würden natürlich berücksichtigt. Auch der Präsident Dachverbandes Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, Beat W. Zemp, sieht klare Vorteile im neuen Absenzsystem.

«Problemfälle landen schneller bei der Schulleitung und diese werden in der Folge schneller angegangen.» Extremfälle würden dadurch deutlich verringert.

«Im alten System wurde geschummelt»

Zemp selber hat mehrere Jahre an einem Gymnasium mit einem ähnlichen System gearbeitet. Einer der Hauptgründe für die Einführung war, «weil mit dem alten System geschummelt wurde.» Missbrauch habe zur Ablehnung des alten Systems geführt.

Beat W. Zemp
Beat W. Zemp, Zentralpräsident des Dachverbandes Schweizer Lehrerinnen und Lehrer. - Keystone

Ein Problem, das entschuldigte Ausfälle die Kontingente der Schülerinnen und Schüler belastet, sieht Zemp nicht: Das System sei «eine Aufforderung zum Ehrlichsein und zudem ein Schutz der Unterrichtszeit. Deshalb werden auch bei Krankheit Absenzpunkte abgezogen.»

Bei wiederholten Krankheitsfällen gebe es natürlich Ausnahmen. «Ausnahmen führen aber immer zu Gesprächen und sehr oft bringen diese Gespräche Probleme an den Tag, die Hilfe erfordern.»

Neben dem erhöhten, sich offenbar lohnenden Aufwand für die Schulverwaltung sieht Zemp aber auch ein Problem in dem System: Ende Jahr werde das verbleibende Kontingent oftmals «aufgebraucht», weshalb vereinzelt beträchtliche Teile von Klassen fehlen.

Ad
Ad