«Gravierende Risiken»: Rega will Helikopter nun selbst losschicken
In den vergangenen Jahren kam es vermehrt zu Fehlkoordinationen von Rettungshelikoptern. Nun wendet sich die Rega kritisch an die Luzerner Gesundheitsdirektion.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Rega übt massive Kritik an der Notrufzentrale Zentralschweiz (SNZ).
- Diese soll für die Fehlkoordination von Rettungshelikoptern verantwortlich sein.
- Künftig möchte die Rega die Koordination selbst übernehmen.
Die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) möchte die Koordination der Rettungshelikopter künftig selbst verwalten. Mit einem Brief wendet sie sich nun an die Luzerner Gesundheitsdirektion, wie «Zentralplus» berichtet.
Es ist von «schwerwiegender Fehldisposition» und «gravierenden Risiken» die Rede. Im Zentrum der happigen Kritik steht die Helikopterdisposition der Notrufzentrale Zentralschweiz (SNZ), welche beim Luzerner Kantonsspital (Luks) angesiedelt ist.
Der Brief darf als Reaktion auf die jüngsten Vorfälle gewertet werden. Die Schweizerische Rettungsflugwacht nimmt Bezug auf einen Vorfall im Oktober am Stanserhorn, unweit des Vierwaldstättersees.
Zeitverlust von 45 Minuten
Wegen einer verunfallten Person wurde zu diesem Zeitpunkt ein Rettungshelikopter von Air-Glaciers aus dem Kanton Bern aufgeboten.
Doch dieser konnte aufgrund der Wetterverhältnisse nicht beim Luks landen. Air-Glaciers wandte sich an die Rega, die den Patienten übernahm und sicher ins Spital brachte.
Auf Anfrage von «Zentralplus» berichtet die Rega von einem Zeitverlust von 45 Minuten für den betroffenen Patienten.
Im nun verfassten Brief an das Gesundheitsdepartement kritisiert die Rettungsflugwacht das Vorgehen. Das Problem habe weniger bei der Crew von Air-Glaciers, sondern vielmehr bei der Disposition durch die SNZ gelegen.
Zeit und Geld hätten gespart werden können, hätte man die Schweizerische Rettungsflugwacht von Anfang an aufgeboten, heisst es im Brief.
Rega will künftig selbst koordinieren
Um solchen Vorfällen künftig entgegenzuwirken, hat die Rega nun einen Vorschlag ausgearbeitet. Die SNZ soll künftig über die Einsatzkräfte am Boden wachen, die Rega würde jene in der Luft koordinieren.
Zusammen mit anderen Anbietern von Rettungsflügen möchte man die Koordination der Rettungshelikopter in der Zentralschweiz selbst übernehmen.
Die Forderung der Rega dürfte bei den Verantwortlichen der Zentralschweizer Sanitätsnotrufzentrale jedoch nur auf geringes Interesse stossen: Bereits im September wurde der Vorschlag vom Tisch gefegt.
Geht es um einen Konkurrenzkampf?
Das Luks reagiert eher zurückhaltend auf die Anfrage des Mediums. Man habe Kenntnis vom Schreiben und prüfe die Vorwürfe derzeit. Die Disposition erfolge nach dem sogenannten «Next-Best-Prinzip».
Ein zentraler Vorteil der Notrufzentrale liege in einer koordinierten, neutralen Einsatzplanung, «frei von Anbieterinteressen», heisst es.
Trotz ständiger Kämpfe um die Lufthoheit von Rettungseinsätzen, welche teils bis vors Bundesgericht gezogen wurden, verneint die Rega einen Konkurrenzkampf. Es gehe nicht um die Anzahl der Einsätze, sondern um eine möglichst rasche Hilfe aus der Luft.
















