Gewerbeausstellung-Präsi: «Wirtschaft in Interlaken boomt»
Warum die Interlakner Gewerbeausstellung (IGA) nach 56 Jahren endet – und was daraus entstehen könnte. Der BärnerBär hat sich mit dem IGA-Präsidenten getroffen.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Oktober findet die letzte Interlakner Gewerbeausstellung (IGA) statt.
- Nach 56 Ausgaben ist definitiv Schluss.
- Die rückläufigen Ausstellerzahlen waren spürbar.
Nach mehr als einem halben Jahrhundert ist Schluss: Im Oktober öffnet die Interlakner Gewerbeausstellung (IGA) zum letzten Mal ihre Türen.
Der Entscheid sei schwergefallen, aber unumgänglich, sagt IGA-Präsident Daniel Künzler im Gespräch. Ein Rückblick auf eine Institution – und ein Ausblick auf das, was kommen könnte.
BärnerBär: Daniel Künzler, 56 Ausgaben lang war die IGA ein Fixpunkt im Oberländer Kalender. Nun ist Schluss. Wie fühlt sich das an?
Daniel Künzler: Es ist kein einfacher Moment. Ich habe die Arbeit mit grossem Herzblut gemacht, seit ich 2011 in den Vorstand kam und später die Messe leitete. Über die Jahre sind wir eine richtige IGA-Familie geworden.
Persönlich ist das für mich ein trauriger Augenblick. Doch wenn man die wirtschaftliche Entwicklung nüchtern betrachtet, muss man sagen: Die IGA in dieser Form wird heute nicht mehr gebraucht. Es ist Zeit für etwas Neues.

BärnerBär: Gab es Momente, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Künzler: Jede Eröffnung war ein ganz spezielles Erlebnis. Die Spannung, die Vorfreude, das gemeinsame Anpacken mit den Ausstellern – das war immer ein Highlight.
BärnerBär: Was waren die ausschlaggebenden Gründe für das Ende?
Künzler: Zwei Faktoren haben den Ausschlag gegeben: Zum einen sind die Ausstellerzahlen kontinuierlich zurückgegangen. Das regionale Gewerbe – insbesondere das Bauhauptgewerbe – läuft sehr gut.
Man braucht die IGA nicht mehr als Plattform, um sich zu präsentieren. Die Auftragsbücher sind voll. Zum anderen war die Kostenstruktur nicht mehr tragbar.
Die Mieten im Kursaal sind hoch, und der Fachkräftemangel macht es den Betrieben schwer, zusätzliche Ressourcen für einen Messeauftritt freizuspielen.

BärnerBär: Die Digitalisierung wird oft als Grund für das Aus von Gewerbemessen genannt. Trifft das auch hier zu?
Künzler: Natürlich spielt die Digitalisierung eine Rolle – ich habe schon in meiner Eröffnungsrede 2012 darauf hingewiesen. Aber sie ist nicht der Hauptgrund.
Entscheidend ist vielmehr, dass die IGA ihren Zenit erreicht hat. Es gibt schlicht keinen Bedarf mehr an einer solchen Plattform, wenn die Wirtschaft in der Region boomt.
BärnerBär: Gab es ernsthafte Überlegungen, die Messe in anderer Form weiterzuführen?
Künzler: Ja, fast ein Jahr lang haben wir verschiedene Varianten geprüft: eine kürzere Dauer, weniger Fläche, eine Durchführung im Zelt.
Am Ende haben wir festgestellt: Das wäre nur ein Sterben auf Raten gewesen. Und eine IGA, die aus dem prunkvollen Kursaal in ein Provisorium wechselt, das hätte nicht gepasst. Deshalb haben wir uns entschieden, einen klaren Schnitt zu machen.
BärnerBär: Zwischenfrage: Würden Sie die IGA persönlich vermissen?
Künzler: Ja, sehr. Aber es ist auch spannend, jetzt Raum für Neues zu schaffen. Wir wollen etwas entwickeln, das vielleicht andere Stärken und Möglichkeiten bietet.
BärnerBär: Die Bevölkerung wird die IGA als Treffpunkt vermissen. Wie reagieren Sie darauf?
Künzler: Absolut, die Messe war ein gesellschaftlicher Höhepunkt. Aber nur für den sozialen Aspekt, die Messe weiterzuführen, wäre finanziell nicht tragbar.
Deshalb wollen wir gezielt jene Teile erhalten, die einen echten Mehrwert bringen. Ein Beispiel ist die Stellenbörse Fit for Jobs, die wir für die Jugend weiterführen.

BärnerBär: Wie wünschen Sie sich, dass die letzte IGA in Erinnerung bleibt?
Künzler: Als eine funkelnde, fröhliche Messe, die über Jahrzehnte Gewerbe, Bevölkerung und Gäste zusammengebracht hat. Wir wollen im Oktober nicht trauern, sondern ein Fest feiern.
Für uns ist es kein Ende, sondern der Beginn von etwas Neuem. Der KMU-Verband Interlaken wird eine Arbeitsgruppe einsetzen, um zu prüfen, wie ein neues Gefäss für die Zukunft aussehen könnte.