Am Dienstag hat der Mordprozess am Bezirksgericht Horgen ZH begonnen. Am Morgen schilderte der Beschuldigte seine Beziehung zum späteren Opfer.
Bezirksgericht horgen zh
Blick auf die Anklagebank im Gerichtssaal im Bezirksgericht Horgen. (Archivbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Anfang Sommer 2019 habe ihm die Freundin mitgeteilt, dass sie die Trennung wolle.
  • Dies habe bei ihm ernsthafte psychische Probleme ausgelöst.
  • Dennoch habe er keine Hilfe gesucht.
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Zu Beginn des Mordprozesses am Bezirksgericht Horgen ZH am Dienstag schilderte der Beschuldigte seine Beziehung zum späteren Opfer. Er zeichnete eine Beziehung, die anfänglich liebevoll gewesen sei, später aber von seiner Eifersucht zerstört wurde.

Zu kriseln begonnen, habe es im Frühling 2019, als seine Freundin nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes wieder ihre Arbeit aufgenommen habe, sagte der heute 35-Jährige auf die Fragen des vorsitzenden Richters. Häufig habe es Streit gegeben – der Hauptgrund sei seine Eifersucht gewesen. Das habe er vorher gar nicht gekannt. Dennoch hätten sie gemeinsame Zukunftspläne gehabt.

Anfang Sommer 2019 habe ihm die 24-Jährige jedoch per WhatsApp mitgeteilt, dass sie definitiv die Trennung wolle. Obwohl dies bei ihm ernsthafte psychische Probleme ausgelöst habe, habe er keine Hilfe gesucht. Hätte er es getan, «würde ich jetzt wohl nicht hier sitzen».

Alkohol «gehörte dazu»

Auch um das Problem Alkohol zu überwinden, habe er keine Hilfe gesucht. Schon in seiner Jugend habe er angefangen, Bier zu konsumieren. «Das gehörte dazu.» In den letzten Monaten vor der Tat habe sich das noch gesteigert. Täglich habe er «mindestens ein Sechserpack» getrunken. In der Nacht vor der Tat seien es 10 bis 15 Dosen gewesen.

Seine Kindheit in Deutschland war geprägt von Gewalt seitens des Vaters. Dieser starb, als der Beschuldigte 13 Jahre alt war. Es klinge eigenartig, aber «ich habe unheimlich Angst vor Gewalt».

Bezirksgericht Horgen
Das Bezirksgericht Horgen ZH. (Archivbild) - Keystone

Schon in Deutschland und auch nachdem er in die Schweiz gekommen war, blieb das Berufsleben des Kaufmännischen Angestellten glücklos. Immer wieder verlor er seine Stellen. Die letzte kurz vor der Tat von Ende Juli 2019.

Während der Befragung weinte der Beschuldigte immer wieder. Er versuche zu verstehen, wie es zu der Tat gekommen sei, sagte er. Er stelle sich auch unbequeme Fragen. «Ich weiss, das braucht es, um das alles zu verarbeiten.»

Er habe seine Freundin getötet

Er anerkenne, dass er seine Freundin getötet habe, sagte er schluchzend. Er habe sie an jenem Morgen früh geweckt, weil er habe reden wollen. Dazu habe er eine Flasche Schaumwein mitgenommen. Sie habe ihn weggeschickt. In diesem Moment «entglitt mir alles», sagte der Beschuldigte. Details der Tat konnte er nicht schildern. Er gehe davon aus, dass er die Absicht gehabt habe, seine Freundin zu töten. Geplant habe er die Tat nicht.

Laut Anklage schlug er der Frau mehrmals die Flasche über den Kopf. Dann würgte er sie, bis sie bewusstlos war. Anschliessend holte er ein Messer aus der Küche, stach mehrmals zu und liess das Messer im Körper der Getöteten stecken. Anschliessend fuhr er nach Zürich-Oerlikon und stellte sich dort auf dem Polizeiposten.

Bevor er aus der Wohnung gegangen sei, habe er dem schlafenden neun Monate alten Sohn einen Abschiedskuss gegeben, sagte er Mann. Weshalb er zuvor einen Abschiedsbrief auf den Wohnzimmertisch gelegt hatte, wusste er nicht zu sagen. «Aus der Verzweiflung heraus, denke ich.»

Die Verhandlung wird mit der Befragung von Zeugen fortgesetzt. Anschliessend wird der Beschuldigte weiter befragt, bevor die Parteienvertreter ihre Plädoyers halten.

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