Genfer Professoren kritisieren eigenen Forscher wegen Israel-Preis
Tripurdaman Singh, Nachwuchsforscher an einer Genfer Hochschule, wurde 2024 mit dem Dan-David-Preis ausgezeichnet. Kritiker sprechen vom «Preis des Genozids».

Das Wichtigste in Kürze
- 2024 wurde der indische Forscher Tripurdaman Singh mit dem Dan-David-Preis ausgezeichnet.
- Einige Kollegen kritisieren ihn dafür, da die Dan David Stiftung ihr Büro in Tel Aviv hat.
- Die Kritiker sprechen daher auch vom «Preis des Genozids».
Ein indischer Nachwuchsforscher am Genfer Institut für internationale Studien und Entwicklung ist ins Visier seiner Kollegen geraten.
Der Grund: Tripurdaman Singh hat einen Preis für seine Verdienste um die neuere Geschichte Indiens und Südasiens angenommen, wie die «NZZ» berichtet.
Singh wurde letztes Jahr mit dem Dan-David-Preis ausgezeichnet. Dieser ist mit einem Preisgeld von rund 240'000 Franken dotiert und somit eine der weltweit höchstdotierten Auszeichnungen für junge Historiker.
Dass der Forscher den Preis angenommen hat, passt einigen seiner Kollegen am Genfer Institut jedoch gar nicht.
Denn das Büro der Stiftung, die den Preis vergibt, befindet sich an der Universität von Tel Aviv. Eingetragen ist die Dan David Foundation hingegen in Liechtenstein.
Kritiker sprechen vom «Preis des Genozids»
Aufgrund dieser Verbindung sprechen einige radikale Anti-Israel-Aktivisten vom «Preis des Genozids». Dies, obwohl viele Preisträger keinerlei Bezug zu Israel oder dem Nahostkonflikt haben.
Zwei kritische Professoren der Hochschule haben Singh sogar öffentlich kritisiert, weil er den Preis angenommen hat.
Julie Billaud und Till Mostowlansky schreiben in einem im Internet veröffentlichten Brief: «Ist es ethisch vertretbar, wenn man inmitten eines andauernden Völkermords einen akademischen Preis annimmt?»
Und weiter: «Was bleibt vom Völkerrecht und von den Menschenrechten, wenn Wissenschaftler, die diese Werte vertreten, schweigen? Und sie Gelder von Institutionen annehmen, die an grausamer Gewalt mitschuldig sind?»
Das sagt Forscher zur Kritik
Billaud und Mostowlansky illustrierten ihren Artikel mit einer Fotomontage von Singh bei der Preisverleihung inmitten zerstörter Häuser im zerbombten Gaza. Die tatssächliche Verleihung fand jedoch in Rom statt.

Auf dem manipulierten Bild ist auch die nigerianische Historikerin Gloria Chuku zu sehen. Sie war Teil der Jury des Dan-David-Preises und ist eine der wenigen afrikanischen Professorinnen an einer grossen amerikanischen Universität.
Gegenüber der «NZZ» kommentiert Singh: «Dass zwei europäische Professoren eine Afrikanerin und einen Inder mitverantwortlich für die Vorgänge dort machen, zeigt, wie absurd es ist.»
Trotz der Kontroverse bereut Singh nicht, den Preis angenommen zu haben. Er sagt: «Die Verleihung in Rom war eine bereichernde Erfahrung.» Das Preisgeld von rund 240'000 Franken wird er in seine Forschungsarbeit investieren.

















