Genfer Amtsdirektorin nach Missbrauchsskandal entlassen
In Genf ist die Leiterin des Medizinisch-Pädagogischen Amtes, die zur Zeit der mutmasslichen Missbrauchsfälle in einem Heim für autistische Kinder und Jugendliche der Behörde vorstand, entlassen worden. Diese Kündigung erfolgte zwei Tage nach der Veröffentlichung eines Parlamentsberichts.

Laut einer Meldung des Westschweizer Radios und Fernsehens RTS wurde die Leiterin des Office médico-pédagogique (OMP) von der Kantonsregierung über ihre Entlassung informiert.
Der Anwalt der Frau, die seit über einem Jahr suspendiert war, bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA die Kündigung des Arbeitsverhältnisses. «Diese absolut skandalöse Entscheidung wird zu gegebener Zeit angefochten werden», kündigte Thomas Barth an.
Das OMP war verantwortlich für das Heim von Mancy, in dem es zu Misshandlungen von Heimbewohnern gekommen war. Eine am Dienstag veröffentlichte Untersuchung der Geschäftsprüfungskommission des Genfer Grossen Rates kam zum Schluss, dass der Staat in dieser Angelegenheit versagt hatte. Der Bericht ergänzte mehrere bereits veröffentlichte vernichtende Berichte über die Leitung des Heims.
Ohne die genauen Verantwortlichkeiten der verschiedenen Akteure festzustellen, betonten die Abgeordneten am Dienstag die Fehler des für die Leitung des Heims zuständigen Erziehungsdepartements. Der Direktorin des OMP wurde vorgeworfen, die Vorfälle heruntergespielt und versichert zu haben, dass die Situation unter Kontrolle sei.
Die OMP-Direktorin, die sich unmittelbar nach der Veröffentlichung des Berichts in mehreren Medien äusserte, hält diese Vorwürfe für «ungerecht». In einem Interview, das am Donnerstag in der Zeitung «Le Courrier» veröffentlicht wurde, erklärte sie, «sich ab 2019 mit den Problemen befasst zu haben».
Auf heidi.news stellt sie fest, dass die Untersuchungen die Misshandlungen auf Probleme einer mangelnden Ausbildung, der Organisation und der Personalführung zurückführen würden. «Nun hat es aber vor allem abweichendes Verhalten von Erwachsenen gegeben, die ihre Pflichten nicht erfüllt haben und die dennoch zu den am besten ausgebildeten und erfahrensten Erziehern und Pflegern gehörten», fügt die Frau hinzu, die sich als Whistleblowerin sieht.