Gemeinde fürchtet, dass Einwohner auf Asylsuchende losgehen
Zwischen der Bevölkerung von Les Verrières NE und den dort untergebrachten Asylsuchenden häufen sich die Spannungen. Die Gemeinde fürchtet eine Eskalation.

Das Wichtigste in Kürze
- In Les Verrières NE häufen sich Straftaten durch Bewohnende des Bundesasylzentrums.
- Der Gemeindeverwalter befürchtet, dass die Einwohner zur Selbstjustiz greifen.
- Die Gemeinde fordert von Bund und Kanton die Schliessung des Zentrums.
Das Dorf Les Verrières NE möchte sein «besonderes Bundesasylzentrum» loswerden. Eine Häufung von Straftaten durch Bewohnende des Zentrums sorgte für zunehmenden Unmut in der Bevölkerung.
Im Jahr 2024 lag die Zahl der polizeilich registrierten Straftaten im Dorf doppelt so hoch wie in den Vorjahren. Beim grössten Teil der Tatpersonen handelte es sich um Personen, die im Asylzentrum untergebracht waren.
Die Rede ist von Auto-Fällelern, von Einbruch, Handy-Diebstahl, Beschimpfungen und mehr.
Vor ungefähr einem Monat zündete ein 23-jähriger Mann eine zu einem beliebten Picknick-Platz gehörenden Waldhütte an. Auch er lebte im Bundesasylzentrum.
Zu viel für die Gemeinde: Sie fordert von Bund und Kantonen die Schliessung des Zentrums.
Gemeindeverwalter befürchtet Selbstjustiz der Dorfbevölkerung
Gemeindeverwalter Yvan Jeanrenaud befürchtet, dass die Spannungen zwischen der Dorfbevölkerung und den Asylsuchenden eskalieren könnten. «Es ist eine Frage der Zeit», sagt er gegenüber SRF. «Entweder wird ein Asylsuchender jemanden Angreifen. Oder ein Bewohner von Les Verrières wird Selbstjustiz üben.»
Man müsse deswegen jetzt den Stecker ziehen, bevor etwas passiere, warnt Jeanrennaud.
Die Unterkunft im Neuenburger Jura besteht seit 2018. Mit der Bezeichnung «besonderes Bundesasylzentrum» ist sie die einzige dieser Art in der Schweiz. Dort werden Asylsuchende kurzzeitig untergebracht, die in anderen Zentren negativ auffielen.
Das Konzept diene laut der Nationalen Kommission zur Verhütung von Folter NKVF hauptsächlich als Disziplinarmassnahme. Dies hielt die NKVF in einem Bericht aus dem Dezember 2024 fest.
Anwalt sieht Problem in Isolation der Asylsuchenden – SEM widerspricht
Der Anwalt Dimitri Paratte kritisiert gegenüber SRF die Unterbringung von Geflüchteten im abgelegenen Asylzentrum. Die negativ auffallenden Asylsuchenden hätten oft mit psychischen Problemen oder Suchtproblemen zu kämpfen, sagt er. Sie zu isolieren, sei von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.
Natürlich seien die Täter selbst für ihre Taten verantwortlich, erklärt der Anwalt. «Aber die Isolation ist eine der Ursachen für den heutigen Zustand.»
Der Kommunikationsleiter des Staatssekretariats für Migration SEM, Daniel Bach, entgegnet, dass die Probleme nicht in Les Verrières NE entstehen würden. Die Personen, die dort untergebracht würden, seien bereits andernorts renitent gewesen.
Anwohner: «Gibt viele, die solche Dinge tun und keine Flüchtlinge sind»
In der Bevölkerung von Les Verrières NE mischen sich zum Widerstand gegen das Asylzentrum auch andere Stimmen. Ein Einwohner sagt gegenüber SRF: «Ich hatte noch nie ein Problem.»
Zum Fall der angezündeten Hütte sagt er: «Wir wissen nicht, warum der Täter das getan hat. Es gibt viele, die solche Dinge tun und keine Flüchtlinge sind.» Der Mann findet nicht, dass das Zentrum geschlossen werden muss.
Gemeindepolitikerin Sloane Studer sagt: «Für das Dorf ist es jetzt wichtig, dass das Zentrum geschlossen wird, um unsere Sicherheit zu gewährleisten.
Aber: «Man darf nicht vergessen, dass es auch einen wirtschaftlichen Teil gibt. Die Restaurants, der Dorfladen und die Tankstellen im Dorf profitierten vom Asylzentrum.»