Füllinsdorf BL: Die ersten Fahrenden sind da

Daniel Aenishänslin
Daniel Aenishänslin

Pratteln,

In Füllinsdorf BL ist nun der provisorische Standplatz für Jenische und Sinti in Betrieb. Sie sagen danke und wünschen sich weitere Plätze in Stadtnähe.

fahrende im Baselbiet
Der Standplatz in Füllinsdorf BL ist für drei Jahre garantiert. - OnlineReports.ch / Daniel Aenishänslin

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein provisorischer Standplatz für Jenische und Sinti ist in Füllinsdorf BL in Betrieb.
  • Der Platz befindet sich zwischen einer Kläranlage und einem Kanalreiniger.
  • Für mindestens drei Jahre ist das Provisorium garantiert.
  • Zuvor hatte die Gemeinde aufgrund des wenig optimalen Standortes noch Einwände.

«Die Lage zwischen einer Kläranlage und einem Kanalreiniger ist nicht optimal, aber wir nehmen, was wir kriegen, und sagen danke»: Der Jenische aus Einsiedeln ist seit ein paar Tagen auf dem neuen Standplatz für Fahrende in Füllinsdorf BL.

Es ist der erste Standplatz im Baselbiet – allerdings ein provisorischer, der spätestens 2030 wieder verschwindet. Dann geht das Areal an die ARA Ergolz 2 zurück. Für mindestens drei Jahre ist der Platz aber garantiert.

kläranlage
Eine Kläranlage. (Symbolbild) - keystone

Von Gesetzes wegen stehen den Schweizer Fahrenden Durchgangsplätze und Standplätze zu. Letztere dienen auch als Möglichkeit, zu überwintern. Die Fahrenden deponieren in der jeweiligen Gemeinde ihre Schriften – hier besuchen ihre Kinder auch die Schule.

Durchgangsplätze hingegen bestehen im Baselbiet bereits in Liestal, Wittinsburg, Aesch und Allschwil sowie in Basel an der Friedrich Miescher-Strasse.

Schulweg «kein Problem»

«Es ist ein gut ausgestatteter Platz», sagt der Jenische in Füllinsdorf. Er möchte nicht namentlich erwähnt werden. Wasser und Strom sind vorhanden, «etwas mehr Platz wäre angenehm».

Pro Stellplatz stehen 200 Quadratmeter zur Verfügung. Zwei mobile Chalets können angemietet werden. Alles ist sauber. Für die gebührenpflichtigen Abfallsäcke gibt es eine Entsorgungsstation.

Derzeit befinden sich vier Parteien auf dem Platz – zwei weitere haben gebucht, sind aber aktuell nicht da. Der Standplatz bietet zehn Stellplätze. Der Schulweg, der über die Ergolz und entlang dieser in Richtung Siedlung führt, sei «kein Problem».

Der Jenische bestätigt, dass es sich in Füllinsdorf um ein wichtiges Puzzleteil für Fahrende auf der Reise handelt. «Gerade in Stadtnähe würden uns weitere Plätze sehr entgegenkommen.»

karawane fahrende
Eine Karawane an Fahrenden. (Symbolbild) - keystone

Anfangs stellte sich Füllinsdorf noch quer. Man bemängelte die Lage des Standplatzes. Es sei eines Menschen unwürdig, neben einer Kläranlage zu wohnen, argumentierte die Gemeinde, der Geruch sei unzumutbar. Zudem liege das Areal an der Wölferstrasse, die vom Schwerverkehr dominiert werde.

Füllinsdorfs Gemeindepräsident Christoph Keigel (Pro Füllinsdorf) änderte im September 2024 den Kurs. Er wolle zu einer pragmatischen Lösung Hand bieten und die Beschwerde der Gemeinde zurückziehen, sagte er damals der «Basler Zeitung».

«Wir sind zur Überzeugung gelangt, dass die Gemeinde keine Chance hat, rechtlich auf das Projekt Einfluss zu nehmen. Daher haben wir dem Kanton einen Katalog der Erwartungen der Gemeinde für einen reibungslosen Betrieb des Standplatzes vorgelegt – darunter etwa die Schulwegsicherheit –, und er ist uns in jedem Punkt entgegengekommen.»

«Minderheitenschutz»

Simon Röthlisberger von der Stiftung Zukunft für Schweizer Fahrende wies schon damals darauf hin, dass die Fahrenden oft Plätze neben Kläranlagen oder an lärmigen Orten erhielten.

Wegen fehlender Standplätze in der Nordwestschweiz und im Wissen darum, dass es sich um eine temporäre Lösung handle, befürworte er jedoch den Standplatz.

Heute sagt er: «Das ist wichtiger Wohnraum für Jenische. Minderheitenschutz ist nicht etwas Abstraktes, sondern zeigt sich konkret auf einem Grundstück.»

Gemäss dem Bundesgesetz über die Raumplanung steht es Jenischen und Sinti zu, ihre nomadische Lebensweise zu leben und zu pflegen.

Darauf aufbauend hat der Kanton das Gesetz über Stand- und Durchgangsplätze für Fahrende geschaffen. Der kantonale Richtplan beinhaltet deswegen entsprechende Planungsanweisungen.

Die zuständige Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion will die neue Lage auf Anfrage nicht kommentieren.

***

Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal «OnlineReports» publiziert.

Kommentare

User #2028 (nicht angemeldet)

Lieber FAHRENDE ALS BLEIBENDE ! 👍

User #1372 (nicht angemeldet)

Die ganze Infrastruktur und Ausbildung für ihre Kinder übernehmen wir Steuerzahlenden. Wir sind bald 10 Mio Menschen in der Schweiz und davon bezahlen noch rund 5.5 Mio Menschen Steuern. Das kann für den Mittelstand nur noch dazu führen, dass wir jeden Tag arbeiten gehen, aber das Geld wieder abliefern an den Staat. Im Alter droht uns dann noch die Altersarmut.

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