Forscher entdecken neue Wellen-Art im Genfersee
Ein Forschungsteam hat im Genfersee eine neue Art Welle gefunden. Die Strömung der V2-Kelvin-Welle ist die stärkste im ganzen See.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Genfersee hat ein Forschungsteam eine neue Art Welle entdeckt, die V2-Kelvin-Welle.
- Sie entsteht nur im Sommer bei starkem Wind und sorgt für die stärkste Strömung im See.
- Bei der Welle verschieben sich drei Temperaturschichten, üblicherweise sind es nur zwei.
Ein Forschungsteam hat im Genfersee eine neue Art Welle entdeckt: Die V2-Kelvin-Welle. Sie schlängelt sich unter Wasser entlang des Ufers und hat Einfluss auf die Verteilung von Schad- und Nährstoffen im See.
Wie der Schweizerische Nationalfonds (SNF) am Dienstag mitteilte, entsteht diese Welle nur im Sommer. Dies, sobald sich im See mehrere deutlich voneinander abgegrenzte Temperaturschichten aufbauen.
Während an der Oberfläche rund zwanzig Grad herrschen, ist das Wasser in grosser Tiefe nur etwa sechs Grad warm. Zwischen der warmen oberen und der kalten unteren liegt eine sogenannte Sprungschicht.
Wenn nun starker Wind über das Gewässer fegt, drückt er die oberen Wasserschichten in eine Richtung weg. Sobald der Wind nachlässt, schwappt dieses Wasser zurück und beginnt zu schwingen.
Das Besondere an der nun identifizierten Wellenform: Nicht nur zwei, sondern alle drei Temperaturschichten geraten gleichzeitig in Bewegung und verschieben sich gegeneinander. Dadurch entsteht die V2-Kelvin-Welle, eine bisher im Genfersee übersehene Form interner Wellen.
In fünf Tagen um den See
Zusätzlich verleiht ihr die Corioliskraft, also die durch die Erdrotation verursachte Ablenkung, einen subtilen Drall. Dadurch löst sich die Welle nicht einfach in einer Richtung auf. Sie bewegt sich in fünf Tagen einmal gegen den Uhrzeigersinn rund um das gesamte Ufer.
Entdeckt und gemessen wurde die Welle von einem Forschungsteam um Rafael Reiss von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL). Der Fachwelt stellten die Forschenden die neue Wellenart in einer Studie im Fachblatt «Geneva. Journal of Geophysical Research: Oceans» vor.
Am stärksten ist der gemessene Effekt in dreissig Meter Tiefe, etwa einen Kilometer vom Ufer entfernt. Beim Durchlauf der Welle bewegen sich die Temperaturschichten unter Wasser etwa 25 Meter auf und ab.
Die Geschwindigkeit beträgt bis zu dreissig Zentimeter pro Sekunde. «Die Strömung, die dadurch entsteht, ist mit Abstand die stärkste, die wir diesen Sommer gemessen haben. Damit gehört sie zu den stärksten im See überhaupt», wurde Reiss vom SNF zitiert.
Die Forschenden gehen davon aus, dass ähnliche V2-Kelvin-Wellen auch in anderen grossen und tiefen Seen auftreten könnten. Beispielsweise im Bodensee.















