Feinstaubwerte erhöht: Das hat es mit der roten Sonne auf sich

Der Himmel in der Schweiz ist durch einen Schleier getrübt. Rauchpartikel sorgen für eine erhöhte Feinstaubbelastung und führen zu roten Sonnenaufgängen.

Sonne Urdorf
Der kanadische Rauch trübt den Himmel über der Schweiz. Dafür gibt es schöne Sonnenuntergänge. Hier vom Dienstagabend aus Urdorf ZH. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Tagen ist der Himmel in der Schweiz getrübt.
  • Der Grund: Rauch von den Waldbränden aus Kanada.
  • Dies führt zu mehr Feinstaub. Aber auch zu spektakulären Sonnenauf- und -untergängen.

Endlich Sonnenschein, aber doch nicht so richtig! Seit Pfingstmontag ist trotz schönem Wetter kein stahlblauer Himmel zu sehen.

Beim grauen Schleier, der seit Tagen über der Schweiz hängt, handelt es sich um Rauchpartikel. Diese stammen von den Waldbränden in Kanada, wo es schon seit mehreren Wochen brennt.

Mit Folgen: Schaut man auf die aktuelle Feinstaubbelastung, lassen sich erhöhte Werte feststellen.

Feinstaub
Die Feinstaubbelastung ist höher als im Normalfall. Hier die Werte von Bern von heute morgen um 6:00 Uhr. - Screenshot: iqair.com

Das Schweizer Umweltunternehmen IQAir stuft die Luftqualität an einigen Stellen als «ungesund» oder als «ungesund für empfindliche Gruppen» ein und schweizweit verbreitet als «moderat».

Die Konzentration der sogenannten PM2,5 Partikel, also Feinstaub mit einem Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer, betrug an der Messstation Bern-Bollwerk am Mittwochnachmittag mehr als das Zehnfache des Jahresrichtwerts der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Quer über den Atlantik

Sind die erhöhten Feinstaubwerte auf die kanadischen Waldbrände zurückzuführen?

Marco Stoll vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz) bestätigt auf Anfrage: «Ein grosser Anteil der insbesondere gestern gemessenen, erhöhten Feinstaubkonzentrationen geht auf das Konto der kanadischen Waldbrände.»

Spürst du den Feinstaub in der Luft?

Verschiedene Faktoren hätten dazu geführt, dass diese Schadstoffe quer über den Atlantik hinweg bis nach Mitteleuropa gelangten. Diese sind: «Optimale Windrichtung, geringe Verdünnung und fehlende Auswaschung durch Niederschlagsprozesse», erklärt der Meteorologe.

Zu den erhöhten Feinstaub-Messwerten sagt Stoll, dass an einigen Orten «tatsächlich enorm hohe Konzentrationen» vorliegen.

Warum hat der Bund nicht vor den erhöhten Feinstaubwerten gewarnt?

Warnung gab es trotzdem keine. Weshalb? «In der Schweiz gibt es auf Bundesebene keine Warnung zur Luftqualität», erklärt Mediensprecherin Rebekka Reichlin vom Bundesamt für Umwelt BAFU.

Es bestehe aber ein Monitoring, wo die Daten auf der BAFU-Homepage immer einsehbar seien.

Feinstaub
Die aktuellen Feinstaubkonzentrationen in der Schweiz. - Screenshot Webseite BAFU

Zu den gesundheitlichen Risiken sagt Reichlin: «Feinstaub ist gesundheitsschädlich, insbesondere wenn er in hoher Konzentration über längere Zeit eingeatmet wird.»

In den letzten Tagen seien vereinzelte Überschreitungen der in der Luftreinhalte-Verordnung festgelegten Grenzwerte erfolgt. Reichlin: «Kurzzeitig besteht für gesunde Erwachsene bei den aktuell gemessenen Werten kein erhöhtes Gesundheitsrisiko.»

Grundsätzlich rät die Firma IQAir bei schlechter Luftqualität, die Bewegung im Freien einzuschränken.

Bald sollte sich die Luftqualität wieder verbessern

Heute Mittwoch sind gemäss Marco Stoll besonders in den südwestlichen Landesteilen die Konzentrationen noch erhöht. Auch unterhalb von rund 2000 Metern sei dies noch der Fall.

Stoll: «In den höheren Berglagen ist im Verlauf der vergangenen 24 Stunden bereits saubere Luft eingeströmt.»

In den Niederungen werde mit der im Tagesverlauf auffrischenden Bise ebenfalls weniger belastete Luft herangeführt. Diese verdünne die bestehenden Schadstoffe langsam, aber kontinuierlich.

«Das Schlimmste ist also zumindest auf der Alpennordseite bereits vorüber.»

Noch länger dürfte die Phase mit eingeschränkter Sicht und dicker Luft aber auf der Alpensüdseite andauern: Dort stagniere die Luft unterhalb von 1500 bis 2500 Metern, sodass die Konzentrationen nur sehr langsam zurückgeht.

Bald wieder durchatmen?

Und es kommt noch ein anderes Phänomen dazu. Ab Freitag erreicht die Schweiz der altbekannte Saharastaub. «Aufmerksame Beobachter werden das insbesondere in Berglagen bemerken», so Stoll.

Grundsätzlich werde es jedoch kein besonders markantes Saharastaub-Ereignis werden.

Der Rauch aus Kanada hat aber auch positive Effekte. Zumindest für Fans von rotleuchtenden Sonnenauf- und -untergängen.

Sonne
Die Sonne leuchtet derzeit besonders rot. - Instagram: @therealmira

Deshalb erscheinen Sonne und Mond derzeit so rot

Stoll erklärt das Phänomen der roten Sonne und des roten Mondes: Rauch beziehungsweise die Russpartikel in der Atmosphäre streuen überwiegend rote Farbanteile durch die Atmosphäre zum Augenbeobachter. Im Unterschied zu den kürzeren Wellenlängen, also der blaue Lichtanteil.

Hast du schon einen der schönen Sonnenuntergänge gesehen?

Dieser werde in alle Richtungen weggestreut und in geringeren Anteilen bei uns im Auge ankommen. Darum sehen wir die blutrote Sonne am Himmel.

Bahnhof Bern Sonne
Ein besonders roter Sonnenaufgang am Bahnhof Bern. - Nau.ch

Ähnlich verhält es sich beim Mond. Auch dort werden die Rotanteile des Lichtes stärker reflektiert als die Blauanteile.

Zusätzlich kommt beim Mond seine momentan spezielle Umlaufbahn: «Der Mond zieht momentan sehr tief über dem Horizont seine Bahn», erörtert der Meteorologe.

Stoll: «Die Russpartikel von den kanadischen Waldbränden können diesen Effekt allenfalls noch etwas verstärken.» Wobei sie auch einen Teil des Lichtes «schlucken» und den Mondschein auf diese Weise dämpfen.

Kommentare

User #6430 (nicht angemeldet)

Schon romantisch, so ein Sonnenaufgang aus dem Zugfenster auf dem Gleisfeld 🚃🚲 🏳️‍🌈

User #2528 (nicht angemeldet)

Dann geht das übel an der Wurzel an und teilt das Russland und China mit. Die produzieren am meisten davon.

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