Die EU werde mit der Schweiz kaum netter umspringen als mit den Briten, warnt Europa-Experte Gilbert Casasus. Das Brexit-Debakel solle uns eine Lehre sein.
Demonstranten verlangen ein Ende der Brexit-Diskussion.
Demonstranten verlangen ein Ende der Brexit-Diskussion und Verbleib in der EU. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Brexit-Debakel soll der Schweiz bei den EU-Verhandlungen eine Lehre sein.
  • Europa-Experte Gilbert Casasus warnt: Die EU versteht keinen Spass!
  • Das Rahmenabkommen müsse darum noch 2019 unter Dach und Fach.

Premierministerin Theresa May ist mit dem Brexit-Deal gescheitert, die No-Deal-Lösung werde immer wahrscheinlicher, bestätigt Gilbert Casasus, Professor für Europastudien an der Universität Freiburg. «Auch wenn es sich dabei um die schlechteste Variante sowohl für Grossbritannien als auch für die EU-Staaten handelt.» Die Briten bald im gleichen Boot wie die Schweiz – da könnte man sich ja drüber freuen. Doch das wäre kreuzfalsch, sagt Casasus.

«Finger weg!»

Die Schweiz müsse endlich davon wegkommen, sich das Vereinigte Königreich zum Vorbild zu nehmen. «Einige Schweizer Politiker haben sich 2016 diebisch gefreut über die Brexit-Abstimmung. Man sieht heute, vor was für einem Scherbenhaufen die Briten stehen.» Zwar hätten viele – er eingeschlossen – nicht mit dem Volks-Ja zum Brexit gerechnet. Dass dieser nicht so durchkommen würde, wie sich das die Briten vorstellten, sei aber von Anfang an klar gewesen.

Gilbert Casasus
Gilbert Casasus ist emeritierter Professor für Europastudien an der Universität Freiburg. - unifr.ch

Die uneinigen Briten auf der einen Seite, das Powerplay der EU auf der anderen, mit der «Falle» der Grenz-Frage zwischen Irland und Nordirland: «Ein hervorragender Schachzug und eine Machtdemonstration von Brüssel.» Casasus’ Ratschlag deshalb: «Finger weg vom britischen Modell! Nicht Öl ins Feuer giessen, sondern das Kapitel Rahmenabkommen erfolgreich abschliessen im 2019.»

Britische Parallelen und eine humorlose EU

Kein Verständnis hat Casasus für die Aussage von Bundespräsident Ueli Maurer, es brauche Nachverhandlungen mit der EU. «Er soll mal schauen, was es den Briten gebracht hat. Die EU wird gegenüber uns kaum netter sein.» Den Briten habe die EU bewiesen: «Mit uns ist nicht zu spassen.»

Casasus sieht die EU auch gegenüber der Schweiz im Vorteil. Es gebe Ähnlichkeiten in der Debatte zur britischen Situation: «Auch linke Parteien werden in Teilen europaskeptischer.» Die 27 EU-Länder träten aber geeint auf. Und: Mit Deutschland, Frankreich und Italien seien die drei wichtigsten EU-Länder unsere Nachbarn. «Also bitte Vernunft walten lassen und keine Demagogie, auch wenn Wahljahr ist.»

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