Die US-Küstenwache hat mutmasslich menschliche Überreste beim implodierten Titanic-U-Boot entdeckt. Ein Experte erklärt, was sie gefunden haben könnte.
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Wrackteile des implodierten Touristen-U-Boots werden am Mittwoch von einem Schiff in Kanada entladen. - AP

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor knapp zwei Wochen ist ein Touristen-U-Boot im Atlantik implodiert.
  • Nun hat die US-Küstenwache mutmasslich menschliche Überreste geborgen.
  • Bei einer Implosion in Tausenden Metern Tiefe ist von den Touristen nicht mehr viel übrig.
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Seit rund einer Woche herrscht Gewissheit: Das U-Boot «Titan», das mehrere Tage als vermisst galt, ist implodiert. Seither haben Einsatzkräfte Trümmerteile geborgen – und am Mittwochabend nun auch mutmasslich menschliche Überreste.

Man geht davon aus, dass die «Titan» zirka 2000 Meter unter der Wasseroberfläche zerstört wurde. Eine Implosion in dieser Tiefe ist heftig – sie bedeutet, dass die Passagiere innerhalb des Bruchteils einer Sekunde tot sind.

Dass nun sterbliche Überreste geborgen wurden, kommt überraschend: Experten gingen vor wenigen Tagen davon aus, dass dies sehr unwahrscheinlich sei. Einerseits sind die Bergungskonditionen so tief unter Wasser schwierig. Andererseits werden die Körper bei einer derartigen Implosion völlig zerstört.

«Knochen werden zu Mus»

Was kann also von den fünf U-Boot-Passagieren überhaupt noch gefunden worden sein? Der Schweizer U-Boot-Pilot Philippe Epelbaum erklärt bei Nau.ch: «Bei einer Implosion bricht alles, das Luft enthält, und dem Aussendruck nicht gewachsen ist, gegen innen ein. Also auch menschliche Knochen, die ebenfalls Luft enthalten.»

Pilot
Der Schweizer U-Boot-Pilot Philippe Epelbaum. - Subspirit.ch

Heisst: «Ab einer Tiefe von ungefähr 1000 Metern werden Knochen zu Mus, sie zerfallen wie Staub. Nur noch die Haut und die Kleider halten dann alles zusammen.» Die Kleider seien demnach visuell das einzige, das man nun zur Identifizierung nutzen könne.

Der Rest der Körper sei komplett «vermust». «Hohlräume wie Hals, Nasen, Ohren brechen in sich ein. Sie werden zusammengedrückt, flach wie ein Leintuch», so Epelbaum.

«Aber klar ist, sie haben davon nichts mitbekommen. So schnell, wie das passiert, kann man gar nicht denken.» Eine Implosion erfolge in Millisekunden.

Würden Sie das Wrack der Titanic gerne live sehen?

Bei der Implosion vorletzten Sonntag kamen alle fünf Insassen ums Leben: U-Boot CEO Stockton Rush, Titanic-Forscher Paul-Henry Nargeolet sowie drei wohlhabende Touristen.

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Bei der Implosion wurde die Titan völlig zerstört.
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Die fünf Passagiere waren sofort tot.
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Stockton Rush, Geschäftsführer der U-Boot-Betreiberfirma OceanGate, kam bei der Implosion ums Leben.
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Neben ihm (zweiter von rechts) starben auch die Touristen Shahzada Dawood, sein Sohn Suleman, Titanic-Forscher Paul-Henry Nargeolet und Abenteurer Hamish Harding (v.l.n.r)
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Experten gingen zunächst davon aus, dass es sehr unwahrscheinlich sei, die Leichen der Passagiere zu bergen.
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Nun wurden aber mutmasslich menschliche Überreste entdeckt.
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Von den Opfern dürfte allerdings nicht viel gefunden worden sein.
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«Bei einer Implosion bricht das U-Boot gegen innen ein und alles, das Luft enthält, fällt sofort in sich zusammen», erklärt Experte Philippe Epelbaum (rechts).
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Auch Knochen enthalten Luft. Heisst: «Ab einer Tiefe von ungefähr 1000 Metern werden sie zu Mus, sie zerfallen wie Staub.»
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Nach dem Unglück dürfte man von den Toten also nur noch Haut und Kleider gefunden haben.

Am Donnerstag vor einer Woche wurden nach tagelanger Suche schliesslich Trümmer der «Titan» entdeckt. Sie befanden sich nur knapp 500 Meter vom Wrack der 1912 gesunkenen Titanic.

Betreiberfirma OceanGate war vor dem tödlichen Tauchgang immer wieder von Experten wegen Sicherheitsbedenken gewarnt worden. CEO Rush winkte ab und meinte, sein U-Boot sei zu innovativ für eine behördliche Zertifizierung.

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