ETH-Forscher: Nach Blatten soll die Schweiz Umsiedlungen prüfen

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Oberwallis,

Ein ETH-Forscher rät nach dem Bergsturz von Blatten VS, Umsiedlungen zu prüfen. Jedes Dorf müsse für sich entscheiden, welches Risiko es tragen könne.

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Blatten VS wurde von dem Bergsturz grösstenteils zerstört. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach Blatten müsse die Schweiz Umsiedlungen prüfen, sagt ein ETH-Forscher.
  • Die Evakuierungen wegen Naturkatastrophen nehme zu.
  • In Blatten müsse sich zuerst der Staub legen, bevor über die Zukunft entschieden werde.

Drei Millionen Kubikmeter Geröll und Gletscher rauschten ins Lötschental hinunter und begruben den Grossteil von Blatten im Wallis.

Die rund 300 Bewohner wurden zehn Tage zuvor evakuiert, verletzt wurde niemand, eine Person wird vermisst. Wie geht es jetzt mit dem Dorf weiter?

Stunden nach dem Bergsturz betonten Gemeindepräsident Matthias Bellwald sowie die Bundesräte Rösti und Pfister, dass man es wieder aufbauen werde.

«Wille zur Gemeinschaft existiert in Blatten weiterhin»

David N. Bresch, Physiker und Professor für Wetter- und Klimarisiken an der ETH Zürich, spricht gegenüber Tamedia darüber.

Es sei der Wille aller Beteiligten, eine Gemeinde zu bilden, der diese konstituiere. Und der «Wille zur Gemeinschaft existiert in Blatten weiterhin».

Er sagt aber auch, dass man in der Schweiz allgemein über Umsiedlungen nachdenken müsse.

«Die Zahl der Evakuierungen wegen Naturkatastrophen wird zunehmen. Die Frage nach den Entwicklungsmöglichkeiten in den Talschaften stellt sich.»

Jedes Individuum und jedes Dorf müsse abwägen und entscheiden, welches Risiko es tragen könne und wolle.

Bresch betont, dass er sich «nie erdreisten würde», die Umsiedlung einer Gemeinde zu empfehlen. Die Schweiz sie von unten nach oben organisiert.

In Blatten müsse sich zuerst einmal der Staub setzen, bevor man mit der Aufarbeitung und Zukunftsszenarien beginnen könne. «Für die Bewohner geht es zuerst darum, den Schock zu verdauen.»

Forscher: Einfluss des Klimawandels nicht auszuschliessen

Dass es keine Opfer und nur eine vermisste Person gibt, führt der Forscher auf «Professionalität und Glück im Unglück» zurück.

Das Krisenmanagement sei extrem schwierig, in Brienz GR habe man gesehen, wie sich der Prozess in die Länge ziehen könne. Es sei schwierig, zu entscheiden, wann die Evakuation stattfinde und wann die Leute wieder zurück könnten.

Hast du für Blatten gespendet?

Bresch sagt auch, dass ein Einfluss der Klimaveränderung nicht ausgeschlossen werden könne. Gletscher seien generell primär wegen der Erwärmung am Schwinden.

Es gebe aber auch eine lokale Dynamik: «Da kann jahrelang recht wenig passieren, und plötzlich beschleunigt sich das Geschehen.»

Der Kontext verändere sich aber auch, beispielsweise die Felswände. Zudem schmelze auch der Permafrost. Die Wärme dringe in den Boden ein, heize auf und destabilisiere die Strukturen.

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