Gemeindepräsident: «Dorf verloren, aber nicht das Herz»

Eine riesige Eismasse donnert ins Tal und löst eine Staubwolke aus. Die Behörden sagten eine Pressekonferenz ab – zu unklar sei die aktuelle Situation.

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In Blatten VS ist es zu einem Bergsturz gekommen. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Mittwoch stürzte erneut eine grosse Eismasse vom Kleinen Nesthorn ins Tal.
  • Der Gletscherabbruch verursachte eine massive Staub- und Geröllwolke.
  • Eine geplante Medienkonferenz wurde kurzfristig wegen Lagebeurteilung abgesagt.

Am Mittwoch gegen 15.30 Uhr kam es am Kleinen Nesthorn oberhalb von Blatten VS erneut zu einem massiven Gletscherabbruch.

Eine grosse Eismasse stürzte demnach ins Tal. Videos zeigen eine ausgedehnte Staub- und Geröllwolke. Die Druckwelle war deutlich spürbar.

Die gigantische Lawine aus Eis, Schlamm und Geröll hat einen grossen Teil des Dorfs Blatten im Walliser Lötschental unter sich begraben. Zahlreiche Häuser wurden zerstört. Menschen kamen nicht zu Schaden.

Das sagte der stellvertretende Informationschef des Regionalen Führungsstabs, Jonas Jeitziner, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Mit dem grossen Abbruch traf das von den Experten vor Ort in den vergangenen Tagen befürchtete Grossereignis ein.

Blatten
Beim grossen Gletscherabbruch sei eine Druckwelle sei deutlich spürbar gewesen. - SRF

Ein Augenzeuge sagt zu Nau.ch: «Der Grossteil von Blatten ist verschüttet!» Zwei Drittel des Dorfes seien «weg».

Mehr dazu gibt's nachfolgend im Ticker:

22.15: Bereits zuvor wurde bekannt, dass eine Person vermisst wird, Details wurden nicht genannt. Nun hat die Walliser Kantonspolizei eine Vermisstenmeldung veröffentlicht.

Es handelt sich um einen 65-jährigen Einheimischen. Er hielt sich zum Zeitpunkt des Gletscherabbruchs im betroffenen Gebiet auf. Bei der Suche werden auch Drohnen mit Wärmebildkamera eingesetzt, bislang jedoch ohne Erfolg.

20.00: Bei der Pressekonferenz betonten die Verantwortlichen, dass Blatten wieder aufgebaut werde. Das Militär ist laut Bundesrat Martin Pfister auf dem Weg ins Lötschental. Ein Armeehelikopter war am Abend bereits vor Ort.

Der Bergsturz hat auch die Lonza blockiert. Es werde sich wohl ein grösserer See bilden, wird gewarnt. Dadurch bestehe auch die Gefahr eines Murganges.

19.24: Die Geröllmassen haben auch den Fluss Lonza gestaut. Mayoraz prognostiziert, dass es einen See geben werde, der grösser und grösser werde. Es bestehe Gefahr eines Murganges, jedoch führe die Lonza wenig Wasser.

blatten
Der Bergsturz hat in Blatten VS für grosse Schäden gesorgt. - keystone

19.12: Bundesrat Albert Rösti sagt: «Die Natur ist stärker als der Mensch, das wissen die Bergler, sie leben mit dem Risiko.» Es sei dennoch ein aussergewöhnliches Ereignis gewesen, das man so nicht habe erwarten können. Die Bilder zu sehen, schockiere und mache fassungslos.

Auch er spricht den Bewohnern Mut zu und verspricht, dass es eine Zukunft geben werde für Blatten. Dafür werde der Bund helfen. Dies betont auch Bundesrat Martin Pfister. Das Militär sei auf dem Weg ins Lötschental. «Es ist wichtig, dass Sie eine Perspektive im Tal haben, dafür setzen wir uns ein.»

Hättest du ein solches Ausmass der Katastrophe erwartet?

Zuvor sprach Raphaël Mayoraz, Chef Dienststelle für Naturgefahren, vom Worst-Case-Szenario. Drei Millionen Kubikmeter Gestein und Gletscher seien heruntergekommen. «Das ist sehr, sehr viel.»

19.08: Bei der Medienkonferenz spricht nun Matthias Bellwald, der Gemeindepräsident. Er richtet sich an die Blattner: «Das Unvorstellbare ist eingetroffen, wir haben das Dorf verloren, nicht aber das Herz.»

Er betont aber, dass man die Gemeinde wieder aufbauen werde. Man werde alles menschenmögliche tun, damit Blatten eine Zukunft habe.

18.47: Drei Regierungsmitglieder des Kantons Wallis haben sich bei einem Besuch bei Blatten bestürzt gezeigt. «Es ist eine totale Katastrophe, die weit über das hinausgeht, was die Leute in der Region dachten», sagte SVP-Staatsrat Franz Ruppen.

Seine Rolle und die der Kantonsregierung sei nun, zuzuhören und präsent und solidarisch allen Menschen im Lötschental zur Seite zu stehen, erklärte Ruppen gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er leitet das Departement Mobilität, Raum und Umwelt.

Die Natur dominiert

Sicherheitsdirektor Stéphane Ganzer bezeichnete den Bergsturz als «massiv, das Dorf ist fast von Schutt bedeckt. Sogar die Kirche ist verschwunden», erklärte er am Westschweizer Fernsehen RTS. Der FDP-Politiker erinnerte daran, dass die Lage seit einer Woche bekannt sei.

«Wir haben uns darauf vorbereitet und die richtigen Massnahmen ergriffen», sagte er weiter. Allerdings wies er darauf hin, dass auch bei einer noch so guten Vorbereitung letztlich die Natur dominiert. Jetzt müssten umfangreiche Aufräumarbeiten folgen.

18.19: Nach dem grossen Gletscherabbruch und dem Niedergang einer gewaltigen Schlammlawine wird in Blatten VS eine Person vermisst.

Matthias Ebener, Sprecher des Regionalen Führungsstabs, bestätigte am Mittwochabend der Nachrichtenagentur Keystone-SDA einen Bericht der Online-Nachrichtenportals SRF.

Das Dorf Blatten war wegen der drohenden Bergsturzgefahr bereits vor neun Tagen evakuiert worden. Rund 300 Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

18.12: Nach dem Gletscherabbruch in Blatten im Lötschental hat sich Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter auf der Plattform X an die Betroffenen gewandt. «Es ist schlimm, wenn man seine Heimat verliert», schrieb die Bundesrätin.

Weiter schrieb Keller-Sutter über einem Bild der Zerstörung in dem Dorf: «Ich fühle in diesen Stunden mit den Bewohnerinnen und Bewohnern von Blatten.»

17.56: Nach dem Gletscherabbruch in Blatten im Lötschental hat der Kanton Wallis am Mittwoch die Armee um Unterstützung ersucht. Das Gesuch werde geprüft, teilte ein Armeesprecher am frühen Abend mit. Die Armee halte sich bereit für die Hilfe vor Ort.

Die Armee traf Sofortmassnahmen: Ein Erkundungsdepartement sei losgeschickt worden, teilte ein Armeesprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Dieses werde die Walliser Behörden in den kommenden Stunden unterstützen. Das gilt sowohl für die Beurteilung der Lage als auch mit Blick auf mögliche Hilfeleistungen der Armee.

Die Armee halte sich bereit, um die zivilen Behörden vor Ort möglichst rasch und zielgerichtet im Rahmen der militärischen Katastrophenhilfe zu unterstützen. Der Luftraum über Blatten und Umgebung war nach dem Gletscherabbruch gesperrt worden.

17.55: Bundesrat Martin Pfister reist am Mittwochabend ins Bergsturzgebiet im Lötschental. Das bestätigte ein Sprecher des Verteidigungs- und Bevölkerungsschutzdepartements (VBS) der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Bundesrat Martin Pfister während einem Truppenbesuch nach einer Medienkonferenz über die Sicherheitspolitik am Montag, 26. Mai 2025. - keystone

Pfister wolle sich vor Ort ein Bild von der aktuellen Situation machen, schrieb der VBS-Sprecher. Der Verteidigungsminister wolle die Möglichkeiten erörtern, mit welchen Leistungen der Bund dem Dorf helfen könne.

Kommentare

User #5378 (nicht angemeldet)

270 Millionen Tonnen waren es in Vajont. 1963.

User #6984 (nicht angemeldet)

Wer SVP sagt, dem sind solche Klimakatastrophen ein Stück weit egal, was natürlich verheerend ist für die Zukunft. Die Kosten werden horrend, gerade in der Schweiz mit den Bergen und Tälern.

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