Eltern lassen Baby am Flughafen krabbeln – und ernten Shitstorm
Ein Eltern-Paar lässt ihr Baby am Flughafen kraxeln. «Wollt ihr, dass das Kind krank wird?», so eine der vielen Reaktionen. Ein Spital-Arzt schätzt ein.
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Das Wichtigste in Kürze
- Soll man das eigene Baby am Flughafen herumkraxeln lassen?
- Ein Eltern-Paar erntet dafür Kritik. «Wollt ihr, dass das Kind krank wird?»
- Bei Nau.ch schätzt Insel-Chefarzt Christoph Aebi ein.
- Umweltkeime seien wichtig fürs Immunsystem. Übertriebene Hygiene sei nicht nötig. Aber ...
«Das mag umstritten sein, aber wir lassen unser Baby immer an Flughäfen krabbeln. Was ist mit dir?»
Zwei Reise-Influencer entfachen auf Instagram mit einem Video eine hitzige Diskussion. Die Eltern teilen ein Video ihres Babys. Munter kraxelt es durch den Warte-Bereich an einem Flughafen.
«‹Peanut› blieb nie auf den Decken, die wir ausgelegt haben.»
Der Clip geht viral, hat mittlerweile fast 13 Millionen Aufrufe – und unzählige Kommentare. Die Meinungen könnten nicht weiter auseinandergehen.
«Warum lässt du es nicht gleich an deiner Schuhsohle lecken?»
«Wenn du ein krankes Kind auf einer Reise willst, dann mach es. Ihr werdet die Blasen in eurem Mund und Hals lieben», schreibt eine entsetzte Followerin.
«Wie kannst du dein Baby auf einen der schmutzigsten Orte der Welt wie einen Flughafen lassen?» oder «Warum lässt du es nicht gleich an deiner Schuhsohle lecken?», jemand anderes.
Mit «Leute machen sich Sorgen um Flughafen-Böden, aber niemand um Spielplätze...» oder «Keime sind so wichtig für Kinder, um das Immunsystem zu stärken», folgen aber auch Konter.
Wer hat recht? Christoph Aebi, Chefarzt Pädiatrische Infektiologie in der Berner Insel-Kinderklinik, gibt Antworten bei Nau.ch.
Insel-Chefarzt: «Für gesunde Kinder unbedenklich» – aber ...
«Die meisten Infektionen bei Kindern werden durch direkten Kontakt mit anderen Personen oder durch Tröpfcheninfektion übertragen. Weniger durch den Kontakt mit Oberflächen», so der Experte.
Aebi stellt klar: «Krabbeln auf öffentlichen Böden wie am Flughafen ist für gesunde Kinder in der Regel unbedenklich.»

Dennoch sei der direkte Kontakt mit verunreinigten Oberflächen «nicht zu unterschätzen. Insbesondere bei Reisedurchfall. Es besteht das Risiko von Magendarminfektionen durch direkten Kontakt mit kontaminierten Oberflächen.»
Diese Gefahren lauern an Flughäfen für Babys
Wichtig sei, dass Babys danach die Hände gewaschen werden und dass sie nichts Gefährliches in den Mund nähmen.
Denn: «An Orten mit hohem Publikumsverkehr finden sich oft eine Vielzahl von Keimen, Schmutz sowie Chemikalien. Oder kleine Gegenstände, die potenziell verschluckt werden könnten.»
Die grössere Gefahr als Keime seien scharfe und spitze Gegenstände. Sowie gefährliche Substanzen – wie eben Putz-Mittel.
Der goldene Mittelweg: Keime sind wichtig, Hygiene aber auch
Zwar sei «sicherlich Vorsicht geboten», sagt Aebi. Im konkreten Umgang mit Keimen sollten Eltern am besten einen Mittelweg wählen. Gesunder Menschenverstand, Aufsicht und Hygiene gehören zu diesem.
«Ein normaler Kontakt mit Umweltkeimen ist wichtig für das Immunsystem. Übertriebene Hygiene ist nicht nötig, aber grundlegende Hygiene.»
Heisst: «Händewaschen vor dem Essen oder nach dem Toilettengang bleiben wichtig, um Infektionskrankheiten zu vermeiden. Vor allem bei gefährdeten Kindern.»