Die Nachfrage nach Fahrlehrern ist zurzeit deutlich geringer als das Angebot. Das führt zu einer Preisschlacht – viele Anbieter müssen sogar aufhören.
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Ein Fahrschüler und sein Fahrlehrer sitzen im Auto. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Nachfrage nach Fahrlehrern sinkt sowohl im Aargau als auch in Zürich.
  • Oftmals versuchen es Anbieter deswegen mit regelrechten Dumpingpreisen.
  • Langfristig könne man so aber nicht überleben, sagt der Zürcher Fahrlehrer-Präsident.
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Die Fahrschulbranche steckt in Schwierigkeiten – denn das Angebot ist oft grösser als die Nachfrage. Die Folge: Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer müssen sprichwörtlich Gas geben, um Schülerinnen und Schüler anzuwerben.

Wie die «Aargauer Zeitung» berichtet, führt dies unter anderem zu einer regelrechten Preisschlacht. Es gebe immer mehr Kollegen, die es «mit der Billigmasche» versuchen, sagt Roger Wintsch, Präsident des Aargauer Fahrlehrerverbands.

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... denn Fahrschulen beobachten eine sinkende Nachfrage.
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Die Folge sind unter anderem tiefe Preise und zurücktretende Fahrlehrer. Das macht der Branche zu schaffen.

Diese Tendenz erklärt er mit der gesunkenen Nachfrage: «Preissenkungen oder Sonderaktionen sind meines Erachtens immer ein Zeichen, dass zu wenig Arbeit vorhanden ist.» Laut Wintsch gibt es zu viele Fahrlehrer – das ruiniere ihr Geschäftsmodell.

Fahrstunden für 50 Franken in Zürich

In Zürich kennt man das Problem ebenfalls. Willi Wismer, Präsident des Zürcher Fahrlehrerverbands, sagt gegenüber Nau.ch: «Die Nachfrage ist relativ gering.» Im Vergleich zu vor 2020 sei diese um etwa 50 Prozent gesunken.

Die kleinere Nachfrage sorgt auch in Zürich teilweise für Dumpingpreise. Wismer spricht von «Lockvogel-Angeboten». Beispielsweise werden die ersten fünf Fahrstunden zu jeweils 50 bis 60 Franken angepriesen. «Langfristig kann man mit diesen Preisen nicht überleben», so der Verbandspräsident.

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Klar ist: Die Situation hat grosse Folgen für die Branche. Wismer sagt: «Viele Fahrlehrer mussten in den letzten Jahren aufhören.»

Weshalb die Nachfrage eingebrochen ist, ist laut Wismer indes schwierig zu sagen. Durch Corona oder die neu eingeführte einjährige Lernphase habe sich alles etwas verschoben. Aber damit könne man nicht die gesamten Einbussen erklären. «Der erhoffte Wiederanstieg nach 2020 ist ausgeblieben», bilanziert Wismer.

Auch Bern hat Überangebot

Etwas weniger gravierend ist die Lage gemäss dem dortigen Fahrlehrerverband im Kanton Bern. Präsident Markus Hess sagt gegenüber Nau.ch, für den praktischen Fahrunterricht würden die Preise nicht sinken – zumindest noch nicht. «Preissenkungen stellen wir eher beim Verkehrskundeunterricht VKU fest.»

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Fahrlehrer mit einem Fahrschüler. - keystone

Auch in Bern gebe es aber ein Überangebot an Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern, sagt Hess. Die Berner müssen demnach ebenfalls um Kunden buhlen: «Klar befristete Sonderangebote können eine Möglichkeit sein. Sollten diese Angebote aber dauernd bestehen bleiben, so wird der Preis sicher sinken.»

Allerdings betont Hess, dass nicht alle Schüler nur auf den Preis schauen: «Qualität darf doch etwas kosten und Kunden sind meistens auch bereit, für gute Qualität den entsprechenden Preis zu bezahlen.» Letztlich würde das Dumping oft auch den Billiganbietern selbst nichts bringen. Denn so würde man zwar kurzfristig mehr Umsatz machen, aber keinen Gewinn.

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