Der neuste Hündeler-Schrei: Hunde tragen jetzt Sonnenbrille
Hunde-Shops verzeichnen einen Anstieg bei Sonnenbrillen-Verkäufen. Coaches warnen, Brillen als Accessoires einzusetzen. Sie können aber durchaus sinnvoll sein.
00:00 / 00:00
Das Wichtigste in Kürze
- Hunde-Sonnenbrillen boomen. Doch: Bringt das den Tieren was – oder stört es mehr?
- Hunde-Trainer sagen, in welchen Fällen Brillen Sinn machen können.
- Zum Beispiel beim Cabrio-Fahren. Als reine Accessoires sollte man darauf verzichten.
- Zu einem Nau.ch-Video gibt es verschiedene Meinungen: Fühlt sich der Hund gestört?
Strahlblauer Himmel, die Sonne sorgt sogar auf dem Riffelberg oberhalb von Zermatt VS für T-Shirt-Temperaturen. Während sich ein paar Hunde-Halter bei einem guten Glas Schaumwein amüsieren, spaziert der Vierbeiner am Tisch umher.
Was ins Auge sticht: die Hunde-Sonnenbrille! (Video oben)
Hunde-Fans decken sich in Shops ein
Solche Bilder sieht man in der Schweiz immer öfters. In diversen Hunde-Shops verzeichnet man in den letzten Jahren einen Anstieg bei den Verkäufen.
So auch im «Huskypower's Shop», den Verena Linder betreibt. «Ich verkaufe die Hunde-Sonnenbrillen in meinem Sortiment seit über 20 Jahren. Die Nachfrage hat zugenommen.»

Die meisten ihrer Kunden kämen, weil ihr Vierbeiner Augen-Probleme habe. Oder weil man diese vorbeugend schützen möchte. Je nach Anliegen verkaufe sie dann eine ihrer Brillen oder verweise auf andere, besser passende Modelle in der jeweiligen Region.
Cooles Accessoire? «Davon halte ich rein gar nichts»
Was ihr wichtig sei: «Ich biete Hundebrillen aus gesundheitlichen Gründen an. Nicht als cooles Accessoire für Hunde. Davon halte ich rein gar nichts.»

Ihr eigener Hund hatte etwa letzten Sommer, als die Wiesen lange nicht gemäht werden konnten, Augen-Probleme wegen Pollen.
In diesen Fällen macht die Hunde-Brille Sinn
Oli Furrer von der Hundeschule Martin Rütter bestätigt: «Aus fachlicher Sicht kann eine Brille für Hunde durchaus sinnvoll sein.»
So etwa bei Schnee und starker Sonneneinstrahlung (wie in Zermatt), bei Augenkrankheiten wie Schäferhundkeratitis oder nach einer Operation. «Auch als Schutz vor Wind, etwa bei Cabriofahrten, kann sie eine wichtige Funktion übernehmen.»
00:00 / 00:00
Man spreche aus eigener Erfahrung. «Unser eigener Hund Ezra musste nach einer Augenoperation konsequent eine Schutzbrille tragen, etwa bei Sonne oder am Wasser. Das war medizinisch notwendig.»
Hund sollte Brille freiwillig akzeptieren
Genau wie Linder sagt Furrer: «Kritisch sehen wir es, wenn Brillen als reine Verkleidung oder für ‹lustige› Fotos verwendet werden. Insbesondere, wenn der Hund dabei Stresssignale zeigt.»
Wie bei jedem Hilfsmittel sollte das Tragen der Brille in kleinen Schritten aufgebaut werden. «Der Hund sollte die Brille freiwillig akzeptieren, sie mit etwas Positivem verbinden und sich damit wohlfühlen», sagt Furrer.

Natürlich gebe es auch Situationen, wo kurzfristiger Schutz notwendig sei, bevor ausgiebiges Training möglich war.
Zum Nau.ch-Video (ganz oben) gibt es geteilte Meinungen.
Schütteln, Nase lecken, Auszieh-Versuche: Der Zermatt-Hund scheint gestresst
«Hinter dem Tisch ist erkennbar, dass sich der Hund zunächst heftig am ganzen Körper schüttelt. Anschliessend schüttelt er sich ein zweites Mal und versucht offenbar, die Brille durch Reiben der Nase am Boden abzustreifen.»
Furrer erkennt Alarm-Signale des Hundes. Es folge eine sogenannte Übersprungshandlung.
«Der Hund leckt sich über die Nase – ein mögliches Anzeichen von Stress oder Unsicherheit. Danach dreht er den Kopf weg und beginnt, sich entweder die Flanken zu lecken. Oder versucht weiter, die Brille mithilfe des Geschirrs loszuwerden.»
Die beobachteten Verhaltensweisen lassen Furrer darauf schliessen, dass die Brille (noch) nicht gut aufgebaut wurde. «Und möglicherweise als unangenehm empfunden wird.»
Im Après-Ski am Berg lauert Blend-Gefahr
Entwarnung gibt dagegen Yasmine Wenk, die Haustier-Expertin von der Tierschutz-Organisation «Vier Pfoten». «Der Hund im Video scheint gut mit der Brille umgehen zu können. Er versucht nicht, die Brille loszuwerden.»
Gesunde Hunde würden in der Regel keine Sonnenbrillen brauchen. Doch gerade am Riffelberg kann sie am richtigen Platz sein.
In den Bergen sind Hunde über längere Zeit draussen in grosser Höhe. Kaum Schattenplätze, stärkere UV-Strahlung: «Diese Tiere entwickeln häufiger Augenprobleme und eine Sonnenbrille kann eine sinnvolle Schutzmassnahme sein.»
Am besten bespreche man die Massnahme zuerst mit dem Tierarzt.