Das sagt der Richter zum Urteil um die verunglückte Jessica M
Das Berner Obergericht entscheidet auf Freispruch für Bergführer Martin M. Er könne nichts dafür, dass Jessica M. 2011 in der Cholerenschlucht zu Tode fiel.
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Das Wichtigste in Kürze
- Bergführer Martin M. wird vom Berner Obergericht freigesprochen.
- Er könne für den Tod der 13-jährigen Jessica M. nicht verantwortlich gemacht werden.
- Das Mädchen war 2011 in der Cholerenschlucht bei Adelboden BE zu Tode gestürzt.
Das Berner Obergericht spricht Bergführer Martin M. vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung frei und bestätigt damit das Urteil der Vorinstanz.
Der 48-Jährige war 2011 mit Jessica M. und einer weiteren Jugendlichen unterwegs in die Cholerenschlucht bei Adelboden, als Jessica ausrutschte und abstürzte. Die 13-Jährige verstarb auf dem Weg ins Spital.
Sorgfaltspflicht nicht verletzt
Gerichtspräsident Hanspeter Kiener beginnt die Urteilsbegründung mit den Worten: «Jeder kann leicht und überall stürzen.» Martin M. habe aufgrund seiner Erfahrung und seinen Beobachtungen am Morgen des Unglückstags entschieden, die beiden Mädchen nicht anzuseilen. Beim Gang in die Cholerenschlucht habe er sie speziell betreut, das heisst das Tempo bestimmt und ihnen bei Schlüsselstellen geholfen.
Deshalb sei im Verhalten des Bergführers keine Unvorsichtigkeit festzustellen und die Sorgfaltspflicht nicht verletzt worden. Dies schlussfolgere einen Freispruch.
Beschuldigter erleichtert
Franz Müller, Verteidiger des Beschuldigten, ist nach dem Urteil zufrieden. Die Urteilsbegründung sei plausibel. «Mein Mandant ist sehr erleichtert, auch wenn er alles machen würde, um dieses Unglück ungeschehen zu machen.»
Für Staatsanwalt Markus Schmutz lässt ein Punkt der Urteilsbegründung noch Fragen offen. Ist es in der Beurteilung das Gleiche, wenn Erwachsene oder Jugendliche auf einem Weg trittsicher sind? Schmutz wartet die schriftliche Urteilsbegründung ab, bevor er entscheidet, ob er das Urteil ans Bundesgericht weiterziehen will oder nicht.
Mit dem Fall abschliessen
Magaly C., die Halbschwester der Verstorbenen hat hingegen bereits entschieden: Sie wird das Urteil akzeptieren. «Ich will mit dem Fall endlich abschliessen können, der Verlust meiner Schwester ist so schon tragisch genug.» Auch für den Bergführer sei der Unfall sicher schwer zu ertragen gewesen.