Darum ist die Erbschaftssteuer in der Schweiz so günstig
Seit Jahrzehnten sinkt die Erbschaftssteuer in der Schweiz. Historische Entwicklungen und steuerpolitischer Wettbewerb erklären diesen Trend.

Die Schweiz stimmt am 30. November über eine nationale Erbschaftssteuer ab. Bisher regeln die Kantone, wie Erbschaften besteuert werden.
Juso will Abgaben einführen
Laut dem «SRF» will die Juso mit ihrer Initiative Abgaben auf Vermögen ab 50 Millionen Franken einführen. Gegnerinnen und Gegner warnen vor einer Abwanderung reicher Erblasser.
Die Erbschaftssteuer hat in der Schweiz eine lange Entwicklung hinter sich. Das «SRF» berichtet, dass Erben heute im Schnitt nur ein Drittel jenes Betrags zahlen, der 1990 üblich war.
Wirtschaftshistorikerin Gisela Hürlimann erklärt, dass der Rückgang stark mit dem Steuerwettbewerb der Kantone zusammenhängt.
Steuerwettbewerb als zentraler Faktor
Besonders in den 1990er- und 2000er-Jahren verschärfte sich der Konkurrenzkampf der Kantone. In vielen Regionen wurde die Erbschaftssteuer für Ehegatten und direkte Nachkommen aufgehoben.

Dies geschah im Zuge der Steuerharmonisierung von 1990. Ironischerweise sollte diese Reform ursprünglich mehr Gerechtigkeit schaffen.
Doch die Harmonisierung enthielt keine Vorgaben für Erbschaftssteuern. Damit konnten die Kantone diese Steuern eigenständig senken oder gar abschaffen, erläutert Hürlimann gegenüber dem «SRF».
Historische Wurzeln der Erbschaftssteuer
Die Idee, vererbtes Vermögen zu besteuern, stammt aus der Zeit der Französischen Revolution. So wurde die Erbschaftssteuer 1798 auch in der Helvetischen Republik eingeführt.
Ziel war es, unverdientes Vermögen stärker zu belasten. Dieser Gedanke blieb bestehen, verlor im Verlauf des 20. Jahrhunderts aber an politischer Unterstützung.
Konservative Kreise und wirtschaftsliberale Kräfte setzten sich in den Kantonen zunehmend durch.
Abschaffung durch die Hintertür
Laut einer Analyse von «Social Change Switzerland» wurden die Erbschafts- und Schenkungssteuern in den letzten drei Jahrzehnten schrittweise gesenkt.
Für direkte Nachkommen entfielen sie weitgehend. Der wirtschaftliche Wettbewerb machte eine Erhöhung der Abgaben unattraktiv.
Gleichzeitig wuchs die Ungleichheit: Immer mehr Privatvermögen stammen heute aus Erbschaften statt aus Arbeitseinkommen, wie das «SRF» hervorhebt.
Linke fordert Wende
Die Juso-Initiative will nun Vermögen ab 50 Millionen Franken stärker belasten. Für sie ist die Erbschaftssteuer ein Mittel gegen wachsende Vermögensungleichheit.

Konservative Parteien lehnen den Eingriff ab und befürchten Standortnachteile.
Die Abstimmung Ende November wird zeigen, ob die Schweiz ein neues Kapitel in ihrer langen Geschichte der Erbschaftssteuer aufschlägt.








