Laut dem Bundesamt für Statistik sind über 28 Prozent der in der Schweiz tätigen Ärzte über 60 Jahre alt. Warum fehlt es an Nachwuchs?
Hausarzt
In der Schweiz ist jeder vierte Arzt über 60 Jahre alt. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Gut ein Viertel der Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz ist über 60 Jahre alt.
  • Es mangelt an Nachwuchs – denn es gibt mehr Alte als Junge.
  • Hinzu kommt, dass viele junge Fachkräfte nicht Vollzeit arbeiten.
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In der Schweiz sind insgesamt 25'439 Ärztinnen und Ärzte tätig. Dies geht aus einer Auswertung des Jahres 2021 des Bundesamtes für Statistik (BFS) vom Dienstag hervor. Davon sind 28,4 Prozent über 60 Jahre alt. Das heisst: Jede vierte Medizinerin und jeder vierte Mediziner steht kurz vor der Pensionierung.

In den Praxen sind die Zahlen sogar noch höher: Dort waren laut dem Berufsverband FMH Ende 2022 ganze 34,4 Prozent der Ärztinnen und Ärzte über 60 Jahre alt. «Rund ein Drittel der Hausärztinnen und -ärzte hat das Pensionsalter erreicht oder wird es in den nächsten fünf Jahren erreichen.»

Gehen sie in den Ruhestand, stellt das die Schweiz vor ein Problem. Beim FMH heisst es: «Es wird nicht möglich sein, die Ärztinnen und Ärzte dieser Generation zu ersetzen, ohne die Ausbildungsplätze deutlich zu erhöhen.» Das hat mehrere Gründe.

Junge Ärzte arbeiten weniger

Erstens: Das durchschnittliche Arbeitspensum liege bei den Jungen um fast 15 Prozent tiefer als bei der älteren Generation. «Wir brauchen mehr als eine Ärztin oder einen Arzt, um in den Ruhestand tretende Kollegen zu ersetzen», ist die Konsequenz.

Ärzte Nachwuchs FMH
Diese Tabelle zeigt unter anderem, dass über ein Drittel der Ärztinnen und Ärzte im praxisambulanten Bereich 2022 über 60 Jahre alt war.
Ärzte
Der Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH fordert eine «deutliche» Erhöhung der Ausbildungsplätze. (Symbolbild)
Ärzte Altersstruktur
Es brauche mehr als eine Ärztin oder einen Arzt, um in den Ruhestand tretende Kollegen zu ersetzen. (Symbolbild)
Grundversorgung Ärzte
Besonders betroffen sei dabei die Grundversorgung. (Symbolbild)
Ärzte Mangel
Da die Baby-Boomer Generation in einigen Jahren zur hochbetagten Gruppe wird, dürfte sich das Problem noch verschärfen. (Symbolbild)

«Deshalb wird es auch nötig sein, Ärztinnen und Ärzte für die Weiterarbeit über den Ruhestand hinaus zu motivieren.»

Problem dürfte sich wegen Baby-Boomer-Generation verschärfen

Zweitens: Die Baby-Boomer-Generation kommt langsam in die Jahre. Bis neue Ärztinnen und Ärzte ausgebildet sind, «wird sie als hochbetagte Gruppe vermehrt auf medizinische Leistungen angewiesen sein.»

Zu den Baby-Boomern gehören Personen, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden. Wie der Name der Generation bereits sagt, handelt es sich dabei um besonders geburtenstarke Jahrgänge. Seither ist die Geburtenrate stark zurückgegangen – heisst, es gibt mehr Alte und weniger Junge.

Ärzteschulen brauchen mehr Geld – «politische Aufgabe»

Welche Massnahmen sollen nun helfen? «Die FMH setzt sich seit Jahren für eine Erhöhung der Ausbildungskapazitäten an den bestehenden Universitäten ein», schreibt der Branchenverband. «Dafür benötigen die medizinischen Fakultäten aber entsprechende finanzielle Mittel – dies ist eine politische Aufgabe.»

Gleichzeitig müssten aber auch die beruflichen Rahmenbedingungen verbessert werden. «Sowohl, um junge Ärztinnen und Ärzte im Beruf zu halten. Als auch gesunde Ärztinnen und Ärzte im Ruhestand zur Weiterarbeit zu motivieren. Zum Beispiel durch den Abbau der Administrativlast oder flexiblere Arbeitszeitmodelle.»

Bereitet Ihnen der Ärztemangel Sorgen?

Doch auch mit diesen Schritten dürfte sich das Problem in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Denn: Die Ausbildung zur Ärztin oder zum Arzt dauert mehr als zehn Jahre – bis dann sind die Baby-Boomer hochbetagt.

Die medizinischen Fakultäten der Universitäten Basel und Zürich, die für die Ausbildung zuständig sind, wollen sich gegenüber Nau.ch zu der Problematik nicht äussern. Das sei eher ein Problem für die Politik.

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