Am Samstag wurde erneut gegen die Massnahmen gegen das Coronavirus demonstriert. Auf die Strasse gingen aber weitaus weniger Skeptiker als angekündigt.
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Wesentlich weniger Menschen demonstrierten gegen die Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus als angekündigt. - Youtube/Screenshot videocut
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Wochenende nahmen rund 700 Personen an Corona-Demos teil.
  • Eigentlich hatten die Organisatoren allerdings 50'000 angekündigt.
  • Es ist nicht die erste derart grobe Fehleinschätzung. Ein Experte ordnet ein.

Weiterhin demonstrieren Skeptiker zahlreich gegen die Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Wenn auch nicht ganz so zahlreich, wie es sich die Organisatoren erhoffen. Am Wochenende ist es zu Kundgebungen in Bern und Urnäsch AR gekommen – es waren rund 50'000 Teilnehmende angekündigt worden.

Tatsächlich erschienen sind allerdings nur einige hundert. Laut einer Medienmitteilung der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden versammelten sich in Urnäsch rund 500 Personen. Sie zogen als Trychler-Zug durch das Dorf, nachdem die Demo von Zürich ins Appenzell verlegt wurde.

In Urnäsch AR demonstrierten am Samstag rund 500 Menschen gegen die Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus.

In der Bundesstadt dagegen wurden jegliche Demo-Versuche im Keim erstickt. Vor Ort waren Berichten von anwesenden Nau.ch-Reportern schätzungsweise 200 Protestler. 100 Personen wurden laut der Kantonspolizei Bern weggewiesen.

Wie viele Menschen genau gegen die Massnahmen zum Coronavirus demonstrierten, kann die Polizei auf Anfrage von Nau.ch jedoch nicht sagen.

Coronavirus: 6000 Protestler im März, 700 im Mai

Rund 700 statt 50'000 Demonstrierende – eine ziemlich grobe Fehleinschätzung der Skeptiker. Und dabei ist es nicht das erste Mal, dass sich die Organisatoren derart bei den Zahlen täuschen: Für eine Demo in Altdorf UR waren im April rund 10'000 Teilnehmende angekündigt worden – es tauchten nur 500 auf.

Auch in Aarau zeichnete sich ein ähnliches Bild ab. Am 8. Mai gingen statt der erwarteten 8000 Demonstranten lediglich 1500 Menschen auf die Strasse. Stecken dahinter strategische Überlegungen oder haben sich die Organisatoren tatsächlich derart vertan?

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Eine Corona-Skeptikerin diskutiert am Samstag in Bern mit zwei Polizisten. - Keystone

Sozialwissenschaftler und Verschwörungstheorie-Experte Marko Kovic ordnet auf Anfrage von Nau.ch ein: «Vielleicht waren die Organisatoren von den vergangenen Demos derart beflügelt, dass sie zu optimistisch wurden.»

Tatsächlich fanden noch vor wenigen Wochen Skeptiker-Kundgebungen mit weitaus mehr Teilnehmenden statt. So etwa Mitte März in Liestal BL, wo rund 6000 Menschen gegen die Corona-Massnahmen auf die Strasse gingen. Ende April waren es 4000 Skeptiker, die in Rapperswil-Jona SG gegen die Massnahmen zum Coronavirus demonstrierten.

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«Stiller Protest»-Anhänger bei der Demo gegen die Massnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus in Liestal Ende März 2021. - Keystone

In Liestal erschienen dabei auch mehr Demonstranten als angekündigt: Die Organisatoren von «Stiller Protest» erwarteten 2000 bis 3000 Menschen, zuletzt versammelten sich aber rund 6000. Gut möglich, dass die Veranstaltung im März die Erwartungen der Skeptiker für kommende Veranstaltungen in die Höhe schnellen liess.

Teilnehmer-Überschätzung als Strategie

An nichts weiter als eine naive Selbstüberschätzung glaubt Sozialwissenschaftler Kovic allerdings nicht. Er ist sicher, dass eine Strategie hinter der massiven Ankündigungs-Zahl steckt.

«Wenn man ein grosses Ereignis ankündigt, ist es denkbar, dass auch viele Menschen mobilisiert werden. Nach dem Motto: Wow, das ist eine grosse Sache, da muss ich auch mitmachen.» In diesem Fall scheine die Strategie aber nicht aufgegangen zu sein.

Hätten Sie mehr Demonstranten erwartet?

Klar ist: Eine Kundgebung mit derart vielen Demonstranten ist in der Schweiz keine Alltagserscheinung. «Die Ankündigung, dass 50'000 Menschen teilnehmen würden, hat mich überrascht. In der jüngeren Vergangenheit sind mir keine Proteste bekannt, wo ähnlich viele Teilnehmende angekündigt worden wären», erklärt Kovic.

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