Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat zu Beginn der Pandemie verschiedene Schweizer Impfstoff-Projekte geprüft. Sie alle hinkten im Vergleich aber hinterher.
Wacker Chemie will Impfstoff von Curevac produzieren
Der Deutsche Corona-Impfstoff von Curevac soll von Wacker Chemie produziert werden. - ANP/AFP/Archiv
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Bundesamt für Gesundheit hat zu Pandemiebeginn Schweizer Impfstoffe getestet.
  • Allerdings hinkten die heimischen Produkte im internationalen Vergleich hinterher.
  • Es gäbe aber Vorbereitungen um ausländische Vakzine in der Schweiz produzieren zu lassen.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat zu Beginn der Pandemie verschiedene Schweizer Impfstoff-Projekte geprüft. Von diesen hat laut Bundesrat keines denselben Entwicklungsstand erreicht wie die besten internationalen Projekte.

Impfprojekt aus dem Inselspital in Bern

Obwohl es im Frühjahr 2020 drei vielversprechende Kandidaten gab, gibt es bislang keine Produktion eines Schweizer Impfstoffes. Es würden aber Vorbereitungen laufen, damit andere Impfstoffe in der Schweiz produziert werden können.

Dies schreibt der Bundesrat in einer am Montag veröffentlichen Antwort auf eine dringliche Interpellation von SP-Nationalrat Fabian Molina (ZH). Die Impfstoffe von Moderna und Pfizer/Biontech würden bereits heute in der Schweiz hergestellt.

inselspital
Das Inselspital in Bern arbeitete an einem Impfstoff-Prototyp gegen das Coronavirus. - Keystone

Molina wollte unter anderem wissen, welche Massnahmen der Bundesrat vorsieht, um die Kapazitäten zur Impfstoffproduktion im Inland zu erhöhen.

Von den drei Impfstoff-Projekten stammte eines von Immunologe Martin Bachmann vom Inselspital Bern. Er arbeitete mit seinem Team an einem Impfstoff, der sich gegen die Spike-Proteine auf der Oberfläche von Sars-Cov-2 richtet. Problematisch war die Komplexität des Impfstoffes. Gegenüber der Sendung «Puls» des SRF sagte Bachmann im Januar, dass sein geplanter Impfstoff viel komplizierter in der Herstellung sei.

Impfstoff auf Fetttröpfchen-Basis

Ein zweiter Impfstoffkandidat scheiterte an der Finanzierung. Der Kandidat des Basler Immunologen Peter Burkhard basierte auf Eiweiss-Nanopartikeln, auf die die Spike-Proteine des Virus «geklebt» worden wären. Das Projekt stellte Burkhard bereits im April 2020 dem Bund vor.

Dort sei er zunächst auf sehr grosses Interesse gestossen, wie er gegenüber «Puls» sagte. Der Bund habe signalisiert, dass das dafür nötige Geld gesprochen werden könne. Plötzlich sei er aber auf die Bremse getreten. Der Immunologe konnte wegen der fehlenden finanziellen Ressourcen nicht mehr am Projekt weiterarbeiten.

Coronavirus - Impfstoff
Auf dem Impfstoff gegen das Coronavirus liegt grosse Hoffnung. - dpa

Der dritte Kandidat kam vom Freiburger Start-up Innomedica von Stefan Halbheer. Er arbeitete an einem Impfstoff, der auf Fetttröpfchen (Liposomen) basiert. Die mit den Spike-Proteinen versetzten Liposome dienten als Impfstoff.

Die Produktion war für Juli angekündigt worden. Der erste Impfprototyp habe jedoch nicht weiterentwickelt werden können, weil das Verfahren nicht wie erhofft funktioniert hat. Dies sagte er gegenüber «Puls».

Investitionen in Lonza

Zu reden gab in den vergangenen Tagen die Frage, ob der Bundesrat ein Fabrik-Angebot von Lonza ausgeschlagen habe. Gesundheitsminister Alain Berset bestätigte am Freitag vor den Medien, dass man einen Brief von Lonza erhalten habe. Es sei darum gegangen, dass Lonza von Moderna ausgewählt worden war, Impfstoff zu produzieren.

Coronavirus Lonza alain berset
Das Pharmaunternehmen Lonza in Visp VS produziert den Corona-Impfstoff des Herstellers Moderna. - keystone

Laut Berset ging es dabei aber um Investitionen. Um den Kauf einer Infrastruktur, die Impfstoff produziert, sei es nie gegangen. «Und wenn man in eine Firma investiert, bedeutet dies nicht automatisch, dass man mehr Impfstoff erhält», sagte Berset. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) habe dann mit Moderna/Lonza verhandelt, um Impfdosen zu erhalten, sagte Berset weiter.

Der Nationalrat führt am Mittwoch eine aktuelle Debatte zur Corona-Pandemie. Verschiedene Fraktionen hatten mit dringlichen Interpellationen um eine Diskussion ersucht. Erwartet wird eine generelle Aussprache zu verschiedenen Themen. Gesundheitsminister Alain Berset wird für den Gesamtbundesrat Red und Antwort stehen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

BundesratNationalratFabian MolinaSPInselspital BernSRFEiweissStartupAlain BersetCoronavirus