Seit heute müssen Reise-Rückkehrer aus 29 Ländern in Quarantäne. Doch die Liste kann jederzeit erweitert werden: Einige Länder dürften in Kürze dazukommen.
Coronavirus Risikogebiete Quarantäne Verordnung
Menschen besuchenin Mexiko einen Gottesdienst. Das Land dürfte zu den Nächsten Ländern gehören, die auf der Risikogebiets-Liste landen. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit heute gilt die neue Verordnung zu Quarantänemassnahmen nach Reisen in Risikogebiete.
  • Die Liste umfasst derzeit 29 Länder – doch in Kürze könnten mehr hinzukommen.

Heute Montag ist die «Verordnung über Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus (Covid-19) im Bereich des internationalen Personenverkehrs» in Kraft getreten. Hinter dem umständlichen Namen steckt eine Liste von Ländern: Wer sich in einem der aufgeführten Risikogebiete aufhält, muss nach der Rückkehr für 10 Tage in Quarantäne.

Zu Beginn umfasst die Liste 29 Länder, darunter die USA, Russland, grosse Teile Südamerikas und einige Balkanstaaten. Doch ein Blick in die Verordnung zeigt: In kürzester Zeit könnte die Liste verlängert werden.

Coronavirus Risikogebiete Quarantäne BAG
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim BAG, an der Pressekonferenz vom vergangenen Freitag. - Keystone

Wer knackt die 60 Infektionen auf 100'000 Einwohner?

Die Verordnung hält fest: Hatte ein Land in den vergangenen 14 Tagen mehr als 60 Infektionen pro 100'000 Einwohner, landet es auf der Liste. Epidemiologen sprechen von der 14-Tage-Inzidenz. Diese liegt in Grossbritannien aktuell bei 15,8, in Schweden bei 119,5. Dementsprechend steht Schweden auf der Liste, Grossbritannien nicht.

In den vergangenen Tagen sind die Infektionszahlen des Coronavirus in vielen Balkanstaaten wieder deutlich gestiegen. Damit sind die Länder Osteuropas keinesfalls alleine – doch der Anstieg im Balkan ist extremer als anderswo: In Nordmazedonien wurden in den vergangenen zwei Wochen 93 Fälle auf 100'000 Einwohner gemeldet. Entsprechend kam das Land auf die Liste des Bundes.

Coronavirus Bosnien Risikogebiete Quarantäne
Menschen im Zentrum von Sarajevo am 7. Juni. Bosnien könnte zu den nächsten Ländern gehören, die auf der Risikogebiets-Liste des Bundes landen. - Keystone

Bosnien gehört ebenfalls zu den osteuropäischen Ländern mit steigenden Zahlen. Aktuell liegt die 14-Tage-Inzidenz dort noch bei 47,4. Bei der aktuellen Entwicklung könnte der Wert jedoch in wenigen Tagen bereits den Grenzwert von 60 überschreiten.

Zuvor dürfte jedoch noch Mexiko auf der Liste landen: Gestern Sonntag überschritt die 14-Tage-Inzidenz 60 Fälle – aktuell liegt sie bei 61,6.

Risikogebiet trotz weniger gemeldeter Fälle?

Es gibt einzelne Länder, die trotz geringerer 14-Tage-Inzidenz auf der Liste gelandet sind. Ein Beispiel hierfür ist Serbien – offiziell liegt der Wert bei 44,4. Doch der Bund hat anscheinend Zweifel an den offiziellen Zahlen: Die Verordnung hält fest, dass Länder auf der Liste landen können, wenn die Datenlage «keine verlässliche Einschätzung der Risikolage» erlaubt.

Der Bund scheint also Zweifel an den offiziellen Daten Serbiens zu hegen. Doch auf welche Zahlen kann man sich verlassen?

Schaut man sich beispielsweise Venezuela an, scheint die Lage auf den ersten Blick unbedenklich: Die 14-Tage-Inzidenz liegt bei 10,3 Fällen. Doch das Land befindet sich in einer dramatischen Wirtschaftskrise – Devisen für die Beschaffung von Testequipment fehlen. Angesichts deutlich höherer Zahlen in den Nachbarländern Brasilien und Kolumbien ist es äusserst fraglich, ob die Zahlen verlässlich sind.

Coronavirus Risikogebiet Quarantäne
Die Infektionszahlen zum Coronavirus von Äquatorialguinea. Seit dem 29. Mai wurden lediglich dreimal neue Fälle gemeldet. In anderen Ländern Afrikas ist die Informationslage ähnlich mangelhaft. - Worldometers

In den ärmsten Ländern Afrikas ist die Datenlage zum Coronavirus noch unzuverlässiger. Länder wie beispielsweise Äquatorialguinea verfügen über kein zuverlässiges Meldesystem für Infektionskrankheiten: Seit Anfang Juni meldete der zentralafrikanische Staat genau dreimal Neuinfektionen – am vergangenen Samstag waren es dafür gleich 1070 Fälle.

Die Liste wird gemäss Artikel 3.2 der Verordnung laufend von den Behörden angepasst. Daher ist zu erwarten, dass bald mehr Länder auf der Liste der Risikogebiete des Coronavirus landen. Wie weit der Bund bezüglich Ländern mit mangelhafter Datenlage geht, bleibt abzuwarten.

Als Datengrundlage für die Berechnung der Inzidenzen wurde «Worldometers» verwendet.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

DatenStaat