In der Schweiz ist erstmals ein Fall des neuartigen Coronavirus bestätigt worden. Das gab der Bund heute bekannt. Es handelt sich um einen 70-jährigen Tessiner.
Interview mit Pascal Strupler, Direktor Bundesamt für Gesundheit. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Bundesamt für Gesundheit informierte heute über den ersten Schweizer Coronavirus-Fall.
  • Es handelt sich um einen 70-jährigen Tessiner, der sich in Mailand angesteckt hat.
  • Dieser befindet sich derzeit in einer Klinik in Lugano.
  • Laut BAG sind weitere 70 Tests fällig, davon viele in den Kantonen Bern und Basel.

Das Genfer Labor, das für die Analyse aller Corona-Verdachtsfälle in der Schweiz zuständig ist, hat einen Fall von Coronavirus-Infektion bestätigt.

Darüber informierten Daniel Koch, Leiter Abteilung Übertragbare Krankheiten des BAG, und Pascal Strupler, BAG-Direktor, heute die Medien.

70-jähriger infizierter Tessiner befindet sich in Lugano im Spital

Es handle sich um einen 70-jährigen Mann, der im Tessin wohnt. Er sei am 15. Februar in Italien gewesen und habe seit dem 17. Februar entsprechende Symptome gezeigt. Danach habe er sich zu Hause bei seiner Familie aufgehalten, nun sei er positiv getestet worden, so Strupler.

Die Tessiner Behörden haben nun bekanntgegeben, dass sich der Patient in Lugano in der Moncucco-Klinik befindet. Das hat die Klinik in einer Medienmitteilung bestätigt. Gemäss dieser sei die Sicherheit aller Patienten und Mitarbeiter gewährleistet.

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Pascal Strupler, Direktor BAG, rechts, spricht an der Seite von Daniel Koch, Leiter Abteilung übertragbare Krankheiten, BAG, links, während einer Medienkonferenz über die Situation des neuen Coronavirus (2019-nCoV) im Medienzentrum Bundeshaus in Bern, am Dienstag, 25. Februar 2020. - keystone

Die Tessiner Behörden zeigten sich zufrieden mit der Handlungskette zwischen Patient, Arzt und Spezialisten. Diese habe perfekt funktioniert, resümierte Kantonsarzt Giorgio Merlani.

Bundesrat Alain Berset weilt momentan in Rom, um mit der italienischen Regierung die Coronavirus-Fälle zu besprechen.

Laut Koch bleibt der Coronavirus-Patient in Isolation. «Leute, die Kontakt mit ihm hatten, werden nun eruiert.» Seine Familie muss sicher 14 Tage in Quarantäne verbringen, selbst wenn erste Tests keine Coronavirus-Infektion zeigen würden.

Alain Berset Coronavirus
Bundesrat Alain Berset zum Coronavirus. - Nau.ch

Andere Leute, die Kontakt mit ihm gehabt hätten, würden sich aber in Italien befinden. Ebendiese müsste man nun eruieren, weswegen man mit den italienischen Behörden in Kontakt stehe. Denn er habe sich vermutlich an einer Grossveranstaltung in Mailand angesteckt.

Ein Infizierter müsse das Virus zu einer gewissen Dosis produzieren und ausschütten, um jemand anderes anzustecken. Deswegen bedeute ein enger Kontakt mit einer anderen Person nicht automatisch, dass diese gleich auch infiziert sei.

Aktuell noch etwa 70 Coronavirus-Tests in der Schweiz fällig

«Momentan sind noch rund 70 Tests fällig, davon jedoch nur rund sechs aus dem Tessin», so Koch. Dafür viele aus den Kantonen Bern und Basel. Tests müssten jeweils ins Referenzlabor nach Genf geschickt werden.

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Der Verkehr zu Stosszeiten an der Grenze zu Italien im Tessin. An der Grenze soll mit Informationskampagnen auf das Coronavirus aufmerksam gemacht werden. - Keystone

Trotz des ersten bestätigen Falles in der Schweiz bleibe man ruhig und halte an den gestern verkündeten Massnahmen fest. Strengere Massnahmen haltet das BAG derzeit nicht für nötig, auch nicht für das Tessin.

Strengere Grenzkontrollen würden nichts bringen, da man Menschen nicht ansehe, ob sie infiziert seien oder nicht. Deshalb sei die gestern beschlossenen Informationskampagnen für die Grenzen die richtige Massnahme.

«Wenn wir zu früh schärfere Massnahmen ergreifen, verunsichern wir die Leute»

Hat das BAG das Gefühl, dass sich nun mehr Menschen aus Angst wegen einer Ansteckung melden? «Wir stellen fest, dass auf unseren Hotlines eine erhöhte Anfrage besteht», erklärt Strupler. Mit ersten Auskünften gelinge es über die Hotline aber, die Leute zu beruhigen.

Man müsse aber davon ausgehen, dass es mehrere positive Coronavirus-Fälle gebe. «Erst wenn wir die Übertragungen an mehreren Orten nicht mehr nachvollziehen können, drängen sich zusätzliche Massnahmen auf. Wenn wir zu früh schärfere Massnahmen ergreifen, verunsichern wir die Leute nur», so Strupler.

In Italien ist die Zahl der Todesopfer in der Zwischenzeit auf 11 gestiegen.

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