Die Corona-Krise führte zuerst zum Rückgang. Nun sind die Motorrad-Verkaufszahlen in die Höhe geschnellt.
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Die Corona-Pandemie sorgt beim Motorradmarkt für einen Verkaufsboom. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Motorradmarkt verdankt den aktuellen Verkaufsboom Corona.
  • Der Verkaufsrückgang während des Lockdowns ist bereits wieder wettgemacht.
  • Nächstes Jahr könnte der Verkauf erneut ansteigen.

Das Sommerwetter und die Zurückhaltung bei der Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel wegen Corona führen zu einem Boom bei den Motorradverkäufen. Es gibt aber einen weiteren Grund für die schnell steigenden Verkaufszahlen. Ab 2021 gelten für Töff-Neueinsteiger neue Regeln.

Nachdem während dem Corona-Lockdown kaum Motorräder und Scooter verkauft werden konnten, setzte danach eine beeindruckenden Aufholjagd ein: «Der Einbruch ist dank hervorragenden Verkäufen in den Monaten Mai, Juni und Juli längst Vergangenheit». So teilte die schweizerische Fachstelle Motorrad und Roller (SFMR) letzte Woche mit.

Vorjahr bereits übertroffen

Konkret wurden bisher laut den Zahlen der SFMR von Januar bis Juli insgesamt 21'833 Motorräder verkauft. Das sind im Vergleich zur Vorjahresperiode 14,6 Prozent mehr. Damit hat die Branche den massiven Verkaufsrückgang während des Lockdowns mehr als wettgemacht. Alleine im Juli überstiegen gemäss SFMR die Zulassungszahlen diejenigen des Vorjahres um 53,1 Prozent.

Den Boom bei neu gekauften Töffs führt der SFMR nicht nur auf das durch Corona gestiegenen Bedürfnisses nach individueller Mobilität. Ein weiterer wichtiger Grund seien die ab 2021 neu geltenden Regeln zum Erwerb des Motorrad-Führerscheins. 2020 ist das letzte Jahr, in dem in der Schweiz Über-25-Jährige direkt auf ein grosses Motorrad steigen dürfen.

Neue Voraussetzungen für grosse Töffs

Ab 2021 ändern die Regel für angehende Motorradfahrer für die Kategorie A (ohne Leistungsbeschränkung). Bevor diese Kategorie gefahren werden darf, sind zwei Jahre Fahrpraxis mit einem Motorrad der Kategorie A2 (bis 35 kW) zwingend. Eine solche Regelung hatte bereits früher gegolten.

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Ab nächstes Jahr gelten neue Regelungen für die Motorrad Kategorie A. - Keystone

Dass vor allem mehr Motorräder mit grösserem Hubraum gekauft werden, zeigen auch die Zahlen von Moto Suisse. Die Vereinigung der Schweizer Motorrad- und Roller-Importeure führt die Verkaufsstatistik für Motorräder und Roller in der Schweiz. Die SFMR gibt demnach auch zu bedenken, dass die Zahlen bei den Rollern «nicht ganz so sensationell» seien. Gegenüber dem Vorjahr hätten sie um nur 0,6 Prozent zugenommen.

Weltweiter Boom

Nicht nur in der Schweiz sind Motorräder in Zeiten von Corona beliebter. Die deutlich anziehenden Verkäufe spürt auch das an der Schweizer Börse SIX gelistete Unternehmen Pierer Mobility. Die österreichische Fahrzeuggruppe produziert unter anderem die Motorräder der Marke KTM. Sie hat laut eigenen Angaben nach dem Lockdown aufgrund des «offenbar geänderten Mobilitätsverhaltens» in vielen Absatzmärkten weltweit einen Boom erlebt.

Dies habe sich in «zweistelligen Zuwachsraten» bei den Zulassungen gezeigt. Vor allem in Nordamerika (+20%) und Australien (+39%) sei man «überraschend stark» gewachsen. Wie das Unternehmen anlässlich der Halbjahreszahlen bekannt gab.

Erneuter Verkaufsanstieg in Sicht

Die Zeichen stehen derzeit also auf Grün und der Schweizer Motorradmarkt könnte als grosser Profiteur aus der Corona-Krise hervorgehen. Zudem folgt nächstes Jahr eine Anpassung der Führerschein-Bestimmungen an das EU-Recht. Diese Vorschriftenanpassung könnte den Verkauf erneut ankurbeln.

Ab dem 1.1.2021 dürfen in der Schweiz nämlich 16-Jährige neu auf Motorräder mit 125cm3 unterwegs sein. «Eine leichte Verschiebung zugunsten der kleinen Klassen ist also naheliegend», sagt SFMR-Sprecher Markus Lehner auf Anfrage.

«Ob die aussergewöhnlich hohen Zulassungszahlen von 2020 gehalten werden können, ist zurzeit aber kaum prognostizierbar». So betont er gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Die Variablen seien schlicht zu zahlreich, insbesondere was die allgemeine Entwicklung der Wirtschaft anbelange.

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