Bornavirus: Erster Toter seit Monaten – wie siehts in Schweiz aus?
In Bayern sind zwei Menschen am tödlichen Virus erkrankt. Hierzulande wurden bislang keine Fälle gemeldet – was nicht heissen muss, dass es sie nicht gibt.

Das Wichtigste in Kürze
- Zwei Männer in Bayern haben sich mit dem Bornavirus infiziert, einer ist verstorben.
- Das Virus stammt von Feldspitzmäusen, die es ohne Krankheit ausscheiden.
- In der Schweiz sind bisher keine menschlichen Fälle bekannt.
In der oberbayrischen Pfaffenhofen an der Ilm haben sich zwei Männer mit dem seltenen, aber potenziell tödlichen Bornavirus infiziert. Einer der Patienten starb, der andere wird intensivmedizinisch behandelt.
Beide Männer sind mittleren Alters, eine Verbindung zwischen ihnen gibt es nach bisherigem Kenntnisstand nicht.
Das Virusreservoir ist laut Behörden die Feldspitzmaus, die das Virus über Kot, Urin und Speichel ausscheidet, ohne selbst zu erkranken.
Menschen könnten sich durch Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Ausscheidungen anstecken. Der genaue Übertragungsweg sei jedoch noch nicht bekannt.
Der Krankheitsverlauf beim Bornavirus ist schwer und endet meist mit einer tödlichen Hirnentzündung (Enzephalitis).
Das für Tiergesundheit zuständige Friedrich-Loeffler-Institut erklärte, dass das Virus in weiten Teilen Bayerns in Feldspitzmäusen vorkommt.
Seit Einführung der Meldepflicht 2020 wurden dem Robert Koch-Institut bis zu sieben Fälle pro Jahr gemeldet. Insgesamt sind bisher 55 Infektionen in Deutschland bekannt.
Risiko in der Schweiz «sehr gering»
Und wie sieht die Lage hierzulande aus?
Das Bundesamt für Gesundheit BAG, das die Entwicklungen seit 2015 verfolgt, hält auf Anfrage von Nau.ch fest: «In der Schweiz wurden bisher keine bestätigten Fälle von Bornavirus beim Menschen gemeldet.»
Was nicht heissen muss, dass das Virus bei uns gar nicht existiert. Denn der Erreger unterliegt nicht der Meldepflicht, weshalb auch keine aktive Überwachung stattfindet.
Folglich könne «nicht ausgeschlossen werden, dass das Bornavirus als Ursache einer Enzephalitis nicht entdeckt wurde», so BAG-Sprecher Simon Ming. Das Risiko, dass sich Menschen in der Schweiz mit dem Virus infizieren, stufe man jedoch als «sehr gering» ein.
Ansteckungen bei Pferden bestätigt
Borna ist hierzulande nicht als Tierseuche gelistet und wird deshalb bei Tieren nicht überwacht.
Jedoch wird das Virus über ein freiwilliges Meldesystem von Pferdekrankheiten durch Tierärzte gemeldet. «In der Vergangenheit wurden in der Schweiz so auch bereits Infektionen bei Pferden beschrieben», sagt Ming.
Empfehlungen im Zusammenhang mit dem Bornavirus hat das BAG keine herausgegeben. Es rät jedoch, direkten Kontakt mit Nagetieren zu vermeiden, insbesondere mit Spitzmäusen und Eichhörnchen.
Denn: Wer das Bornavirus einmal in sich trägt, für den stehen die Aussichten nicht gut. Es gibt weder einen Impfstoff noch eine Therapie.