UN: Zwei-Staaten-Lösung in Nahost auf «Intensivstation»

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Palestina,

Die UN-Koordinatorin für Gaza-Hilfe fordert einen politischen Prozess für eine Zwei-Staaten-Lösung – diese liege allerdings «auf der Intensivstation».

Sigrid Kaag
Sigrid Kaag ist die Koordinatorin der UN-Nothilfe für Gaza. (Archivbild) - keystone

Die Vereinten Nationen zeichnen ein düsteres Bild von der humanitären Lage im Gazastreifen, wo die israelische Armee mit einer neuen Grossoffensive gegen die islamistische Hamas vorgeht.

«Die Zivilisten in Gaza haben die Hoffnung verloren. Anstatt ‹Auf Wiedersehen› zu sagen, sagen die Palästinenser in Gaza jetzt ‹Wir sehen uns im Himmel›», berichtete die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe für den Gazastreifen, Sigrid Kaag, dem UN-Sicherheitsrat in New York. Der Tod sei ständiger Begleiter für die Zivilisten, nicht die Hoffnung.

Kaag forderte zudem einen politischen Prozess für eine Zwei-Staaten-Lösung – diese liege allerdings «auf der Intensivstation». «Ihre Wiederbelebung erfordert kollektives Handeln», so die UN-Vertreterin. Gemeint ist ein unabhängiger Staat Palästina neben dem Staat Israel.

Der 15-köpfige Rat berät regelmässig über die Lage im abgeriegelten Gazastreifen, der vom Krieg grossflächig zerstört ist, sowie Israels dort. Das Gremium ist trotz Forderungen fast all seiner Mitglieder nach Massnahmen nicht handlungsfähig, weil die USA ihren Verbündeten Israel mit ihrem Vetorecht schützen.

«Sechsjährige mit Granatsplittern im Herzen»

Ein US-amerikanischer Arzt beschrieb dem UN-Sicherheitsrat den Schrecken des Krieges aus seinem Einsatz im Gazastreifen. «Meine Patienten waren Sechsjährige mit Granatsplittern im Herzen und Kugeln im Gehirn, schwangere Frauen, deren Becken zerstört und deren Föten noch im Mutterleib entzweigeschnitten worden waren», sagte der US-Chirurg Feroze Sidhwa vor dem mächtigsten Gremium.

Der Arzt aus Kalifornien ist nach eigenen Angaben zweimal als Freiwilliger nach Nahost gereist, um Leben zu retten: «In Gaza operierte ich in Krankenhäusern ohne Sterilität, Strom oder Narkosemittel. Die Operationen fanden auf überfüllten und schmutzigen Böden statt», sagte Sidhwa.

Kinder seien gestorben, weil es an Blutkonserven, Antibiotika und grundlegenden Materialien mangele. Die israelischen Angriffe hätten das medizinische System demontiert. «Heute sterben Zivilisten nicht nur aufgrund der ständigen Luftangriffe, sondern auch aufgrund akuter Unterernährung, Sepsis, Unterkühlung und Verzweiflung.»

Kinder mit Selbstmordgedanken

Der Arzt ist seit seinen Einsätzen in Nahost immer wieder auch in internationalen Medien aufgetreten und hat von seinen Eindrücken berichtet. Aus einem Steckbrief der Universität Harvard geht hervor, dass Sidhwa unter anderem bei einer arabisch-jüdischen Initiative im israelischen Haifa gearbeitet hat. Als Mediziner war er demnach auch in der Ukraine, Simbabwe oder Haiti im Einsatz.

Sidhwa zitierte Erkenntnisse der «War Child Alliance», laut der die Hälfte der Kinder in Gaza selbstmordgefährdet sind. Er berichtete, überlebende Kinder fragten aus «unerträglicher Trauer», warum sie nicht zusammen mit ihren Geschwistern oder Eltern gestorben seien.

«Ich frage mich, ob irgendein Mitglied dieses Rates jemals ein fünfjähriges Kind getroffen hat, das nicht mehr leben will?», frage Sidhwa die Vertreter im Sicherheitsrat.

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