Es braucht eine grundsätzliche Erneuerung der Kirche: Dieser Ansicht ist auch der Bischof von Chur, Joseph Bonnemain.
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Joseph Bonnemain wird am 19. März in Chur zum Bischof geweiht. Zur Feier ist wegen der Corona-Pandemie nur ein kleiner Personenkreis zugelassen. - sda - KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER

Das Wichtigste in Kürze

  • Joseph Bonnemain zeigt sich bereit für Veränderungen in der Kirche.
  • Man müsse auch die Strukturen erneuern, so der Bischof von Chur.
  • Bonnemain leitet die Untersuchung zu den Missbrauchsfällen.
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Für den Churer Bischof Joseph Bonnemain braucht es jetzt nach der Veröffentlichung der Studie über sexuelle Missbräuche in der katholischen Kirche eine grundsätzliche Erneuerung der Kirche. Auch Strukturen müssten geändert werden.

Die katholische Kirche müsse zudem einen kulturellen Wandel vollziehen und zu ihrer Kernbotschaft zurückkehren, sagte Bonnemain in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF.

Sind Sie in der katholischen Kirche?

Die Kirche müsse den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Das Wesen der katholischen Kirche unter anderem in Bezug auf das Verhältnis zwischen Leitenden und dem Volk Gottes und die Beziehung zwischen Mann und Frau sei von den Tätern und den Verantwortlichen falsch verstanden worden.

Kirchliche Strukturen müssten sich ständig verändern, damit solche Missbräuche nicht mehr geschehen würden. Die Kirche müsse sich durch diese Missbrauchsfälle wachrütteln lassen und umdenken.

Externe Untersuchung nicht vorgesehen

Es habe «eine falsche, instinktive Reaktion zur Vertuschung» gegeben. Man habe Verantwortliche der Taten geschützt, satt für die Opfer da zu sein. Es sei um Ruf und Image gegangen.

Diese Neigung, das, was zu einem gehört, zu schützen, gehöre zum Innenlegen von Organisationen und komme oft auch in Familien vor. Er empfinde grossen Schmerz und schäme sich zutiefst. Was gesehen sei, sei entsetzlich.

Kreuz
Ein Kreuz hängt an einer Kette. (Symbolbild) - dpa

Bonnemain ist bei der Bischofskonferenz zuständig für die Aufarbeitung der sexuellen Missbräuche in der katholischen Kirche. Den Auftrag hat Bonnemain vom Papst erhalten. Den Opfern zuliebe und aus Verantwortungsgefühl habe er ihn angenommen, sagte der Churer Bischof.

Eine externe Untersuchung ist laut Bonnemain nicht vorgesehen. Er würde sich wünschen, dass man ihm zugestehe, dass er ehrliche Absichten hege und es nicht um Vertuschung gehe.

Seit 2016 gibt es einen Genugtuungsfonds der katholischen Kirche für Missbrauchsopfer. Laut Bonnemain wurde durch diesen bisher 2,5 Millionen Franken ausbezahlt. Für Bonnemain ist dies ein Zeichen, aber es müssten Massnahmen gegen solche Vorfälle ergriffen werden. «Die Opfer brauchen Gerechtigkeit, wir sind bereit alles aufzudecken», so Bonnemain.

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