Dass man auf der Strasse von Spendensammlerinnen und -sammlern angesprochen wird, ist nicht selten. Doch Vorsicht: Das kann auch eine Betrugsmasche sein.
Bern
In Bern mischen sich Bettler-Clans unter die Leute, die angeblich Spenden sammeln – eine Betrugsmasche. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Stadt Bern sind Betrüger unterwegs, die Geld sammeln - angeblich Spenden.
  • Die Masche ist geläufig – von organisierter Kriminalität lässt sich aber nicht sprechen.
  • Die Fremdenpolizei rät, bei Verdacht sofort die Polizei zu rufen.
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In einem Berner Geschäft tauchen zwei junge Männer auf, um ein Spendenformular ausdrucken zu lassen. Sie geben an, Spenden für Behinderte sammeln zu wollen. Doch das Dokument, das sie der Verkäuferin zeigen, macht diese stutzig.

«Es sah sehr suspekt aus – es war voller Grammatikfehler und hatte viele seltsame Logos. Eines davon war das Symbol für Behindertenparkplätze», sagt sie zu Nau.ch.

«Ich habe den Männern gesagt, dass ich das Formular nicht ausdrucken kann. Für mich war eigentlich klar, das ist ein Betrugsversuch.» Die Kunden wollen den Bescheid nicht akzeptieren – sie flehen die Bernerin an: «Bitte, nur eine Seite!»

Spendensammler lügen Verkäuferin an

«Irgendwann sind sie dann gegangen. Am nächsten Tag standen sie aber mit demselben Formular im Geschäft und behaupteten, noch nie hier gewesen zu sein.» Insgesamt tauchen die beiden Männer innerhalb einer Woche viermal auf.

Spenden
In Bern sind viele Bettlerinnen und Bettler unterwegs, meldet die Kantonspolizei. (Archivbild)
Formular
Einige von ihnen sind aber vom Betteln auf Spenden-Betrug umgestiegen. (Symbolbild)
Verkäuferin
Eine Verkäuferin erzählt von einem Formular, mit dem zwei Männer angeblich Spenden für Behinderte sammeln wollten. Aufgedruckt: Das Behindertenparkplatz-Symbol. (Symbolbild)

Einmal behaupten sie, sie seien das erste Mal hier, ein anderes Mal wollen sie die Druckgebühr nicht zahlen. «Sie verstrickten sich in Widersprüchen und passten ihre Geschichte immer daran an, wie ich reagierte.»

Die Kantonspolizei Bern hat wegen der beiden Männer keine Anzeige erhalten, wie Sprecherin Lisa Schneeberger zu Nau.ch sagt. «Obwohl uns das Phänomen Bettelbetrug bekannt ist, ist bezüglich der geschilderten Situation bei uns bis heute keine Meldung eingegangen.»

Betrugs-Bettler schliessen sich in der Schweiz zu Clans zusammen

Auch die Fremdenpolizei der Stadt Bern kennt den Fall nicht. «Aber solche Vorgänge gibt es in Bern etliche», sagt Alexander Ott vom Polizeiinspektorat zu Nau.ch.

«Wir werden immer wieder von Ladenbesitzenden und Restaurants kontaktiert, die von ähnlichen Erlebnissen erzählen.» Die Leute würden dort Gäste oder Kundschaft ansprechen und um Spenden bitten.

Spenden-Betrugsversuche seien leicht zu erkennen: «Meist können diese Leute gar nicht sagen, für welche Organisation sie sammeln. Seriöse Organisationen haben zudem meist einen Stand, das haben diese Personen nicht.»

Ist Ihnen schon einmal ein suspektes Spendenformular begegnet?

Und – wie im Fall im Geschäft: «Oft sind die Formulare in gebrochenem Deutsch verfasst und haben ein unprofessionelles Design.» Die Spendenmasche sei ein weiteres Gebiet, auf das sich ausländische Bettlerinnen und Bettler nun spezialisiert hätten.

«Es sind oft Familien aus Bulgarien oder Rumänien, die zum Betteln in die Schweiz kommen. Von organisierter Kriminalität kann man aber nicht sprechen – das sind einzelne Personen, die sich zu Clans zusammenschliessen.» Auch die beiden Männer mit dem mutmasslichen Fake-Spendenformular kamen laut der Verkäuferin aus Rumänien.

«Beobachtet man solche Betrugsversuche, sollte man sofort die Polizei anrufen. So können die Personen in flagranti erwischt und angehalten werden.»

SOS-Kinderdorf
SOS-Kinderdorf Schweiz unterstützt die Beiträge von Nau.ch zum Thema Spenden als Sponsor; hat auf deren Inhalt jedoch keinen Einfluss. Das politisch und konfessionell ungebundene Kinderhilfswerk gibt in über 135 Ländern Kindern in Not ein liebevolles Zuhause. Mindestens 80 Rappen von jedem Spendenfranken fliessen dabei direkt in die Projektarbeit zugunsten von Kindern in Not. - .
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