Berner Stadttheater streicht Silvester-Ausgabe von Oper nach Kritik

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Bern,

Die Inszenierung einer Puccini-Oper in Bern hat für Furore gesorgt. Bühnen Bern führt sie nun einmal weniger auf – die Silvester-Ausgabe entfällt.

Stadttheater
Das Berner Stadttheater passt sein Silvester-Programm an. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Berner Stadttheater streicht die Silvester-Ausgabe einer provokanten Oper.
  • Vergewaltigungsszenen und eine Hinrichtung auf der Bühne sorgten für Aufregung.
  • «Manon Lescaut» wird nun durch «Die Zauberflöte» ersetzt.

«Geschmackslose Horrorshow» oder «zu viel des Schlechten»?

Das Medienecho auf die Premiere der Puccini-Oper «Manon Lescaut» im Berner Stadttheater war wenig schmeichelhaft.

Für grosses Aufsehen sorgten insbesondere eine Vergewaltigungsszene und eine Hinrichtung auf der Bühne. Vereinzelt gab an der Premiere Buhrufe.

Die provokante Oper versteht sich als «emotionaler Aufschrei» nach Leben. «Es ist eine Oper, die thematisiert, was geschieht, wenn Frauen auf ihren Körper reduziert werden. Es ist die weibliche Erfahrung struktureller Gewalt».

Doch: Jetzt zieht Bühnen Bern nach der Kritik die Dernière vor.

Eigentlich hätte die letzte der zwölf geplanten Vorführungen an Silvester stattfinden sollen. An der Stelle von «Manon Lescaut» gibt es jetzt nämlich «Die Zauberflöte» zu sehen.

Bühnen Bern
Bühnen Bern zeigt als Alternative an Silvester nun «Die Zauberflöte». - Screenshot

Bühnen Bern bestätigt gegenüber Nau.ch den Wechsel. Sie begründen diesen damit, dass man an Silvester etwas Leichteres präsentieren wolle.

Sprecherin Claudia Brier sagt: «Die Erwartung unseres Publikums an einen Silvesterabend im Theater geht in Richtung eines heiter-besinnlichen Jahresabschlusses. Und diesem Wunsch wollten wir entsprechen.»

«Für einen Silvesterabend nicht optimal»

Das heisse nicht, dass die künstlerische Leitung des Theaters nicht mehr hinter der Produktion stehe. Der Stoff von «Manon Lescaut» fasse die strukturelle Gewalt gegen Frauen «sehr pointiert» in Bilder.

«Die angeregte Diskussion über diese Produktion entspricht in jeder Hinsicht unserer Vorstellung davon, was Kunst heute leisten kann und muss. Gleichwohl fanden wir, dass diese prägnante Erzählweise für einen Silvesterabend nicht optimal ist», sagt sie.

Insgesamt bedeutet das für Opern-Fans: «Manon Lescaut» gibt es nun eine Vorstellung weniger zu sehen.

Gehst du gerne in die Oper?

Brier betont: «Das Publikum, das bereits Tickets gekauft hatte, wurde von uns schriftlich informiert und hat unsere Entscheidung sehr positiv aufgenommen.»

Die Zuschauenden haben nun die Wahl: Sie können auf die neue Alternative umgebucht werden oder sich die Tickets kostenfrei erstatten lassen. Oder sie können die Billetts in eine reguläre «Manon Lescaut»-Vorstellung tauschen.

Zuschauende loben «Netflix-Ästhetik» und «grossartige» musikalische Leistung

Bühnen Bern zeigt sich mit der provokativen Inszenierung insgesamt zufrieden. «‹Manon Lescaut› findet sein Publikum. Wir bekommen sehr viele anregende, oft sehr positive Reaktionen, die sich mit der Interpretation stark auseinandersetzen.»

Viele Zuschauende hätten ihre Sichtweise in der «bislang sehr einseitigen Berichterstattung» nicht wiedergefunden. Und dies entsprechend zurückgemeldet.

Deren Begeisterung zeigt sich auch in einem Instagram-Video von Bühnen Bern.

Eine Zuschauerin sagt: «Es hat mir mega gut gefallen.» Ein anderer schwärmt: «Ich bin begeistert.»

Während einigen die «Netflix-Ästhetik» der Oper gefällt, loben andere die «grossartige musikalische Leistung».

Lob gibt es auch an anderer Stelle.

Bühnen Bern verweist auf die neueste Ausgabe der «Opernwelt», eines der renommiertesten Fachmagazine. Darin fällt die Kritik besonders begeistert aus: Sowohl die künstlerische Interpretation der Regie als auch die musikalische Leitung werden gelobt.

Die Oper «Manon Lescaut» ist im Berner Stadttheater noch fünfmal zu sehen: Am 2., 21. und 30. November sowie am 14. und 16. Dezember.

Kommentare

User #1124 (nicht angemeldet)

Berner Stadttheater oder wie man es in Fachkreisen nennt das Bundeshaus.

User #6472 (nicht angemeldet)

Sport, Kunst und Kultur ist reine Privatsache daher vom Staat her NICHTS zu zahlen noch suventionieren!

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