Wohl nicht zuletzt dank seines Kreditkartenlesegeräts ist der Berner Bettler Martin verhältnismässig gut betucht.
Bettler Bern
Der Berner Bettler Martin ist mit einem Kartenlesegerät ausgerüstet. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Berner Bettler Martin ist mit einem Kartenlesegerät ausgerüstet.
  • Im Monat verdient er so laut eigenen Angaben rund 3800 Franken.
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Eine schweizweite Seltenheit, wenn nicht gar ein Unikat: Der Berner Bettler Martin nimmt auch Kartenzahlungen entgegen, wie Nau.ch berichtete.

Dass er mit dem Kartenlesegerät unterwegs ist, komme bei den Leuten gut an. Der Kreditkarten-Bettler erzählt: «Nach dem Bericht von Nau.ch werde ich auf der Strasse von immer mehr Menschen wiedererkannt, die gerne mit Karte spenden möchten.»

Doch wie viel verdient Martin mit dem Betteln eigentlich im Monat? «Das sind rund 3800 Franken», behauptet er.

Zum Vergleich: Gemäss Lohnbuch verdient Martin damit sogar mehr als viele Berufstätige. Im Bereich der persönlichen Dienstleistungen liegt der Medianlohn bei rund 3700 Franken. Dazu gehören etwa Jobs in Wäschereien, Coiffeursalons, Kosmetikinstituten und Fitnesszentren.

Was halten Sie davon, dass ein Bettler 3800 Franken verdient?

Dabei rechne er jeden Rappen ab und zahle entsprechend Steuern, wie er sagt, ohne Einblick in Unterlagen zu gewähren.

«Aber nicht nur das: Ich zahle auch Krankenkassenprämien und Unfallversicherung.» Sozialhilfe beziehe er nicht, beteuert Martin. «Ich stehe mit meiner Tätigkeit quasi auf eigenen Füssen und bin nicht auf den Staat angewiesen.» Einsicht in seine Steuererklärung hat Nau.ch nicht erhalten.

Dass Martin angeblich Steuern zahlt, hat seine Richtigkeit: Beat Hintermann von der Universität Basel erklärte bereits Anfang Monat: «Wir behandeln in der Schweiz einen Franken gleich, egal in welcher Form er daherkommt.»

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Kartenlesegerät mit Kreditkarte
In der Stadt Bern hat sich ein Bettler mit einem Kartenlesegerät ausgerüstet. (Symbolbild)
Stadt Bern Bettler
Das Betteln ist im Kanton der Bundeshauptstadt erlaubt. Auf welche Art und Weise, spielt keine Rolle.

Solange die Einnahmen eines Bettlers unterhalb des Steuerabzugs blieben, mache es aber keinen Unterschied, so Hintermann. Denn da müsse man ohnehin keine Einkommenssteuern zahlen. Im Falle von Bettler Martin dürfte dies angesichts der 3800 Franken aber anders aussehen.

Doch warum ist Martin überhaupt mit einem Kartenlesegerät unterwegs? «Die Leute haben immer weniger Bargeld auf sich. Auch Menschen in meiner Lebenslage müssen mit der Zeit gehen», erklärte er. Tatsächlich gibt es Kartenlesegeräte bereits ab 30 Franken zu kaufen.

Monatliche Gebühren fallen hier keine an – es müssen aber 1,5 bis 2,5 Prozent pro Transaktion abgegeben werden. Voraussetzung ist ein bestehendes Bankkonto sowie eine Bluetooth-Verbindung zu einem Handy mit Internetanbindung.

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