Bei SRF hagelt es alte «Dok»-Sendungen
Fast jede Woche sind auf SRF zur Primetime «Dok»-Wiederholungen über den Bildschirm geflimmert. Zuschauer befürchten, dass dies zum Standard wird.

Das Wichtigste in Kürze
- An drei von vier Mittwochabenden sind auf SRF alte «Dok»-Folgen gelaufen.
- «Sicher ist das auch eine Sparmassnahme», sagt eine Zuschauerin.
- Laut der Programmverantwortlichen spielt das Sportprogramm eine Rolle.
Gleich mehrmals hat SRF seinem treuen Publikum Grund zum Wegzappen gegeben. Am zweiten April zeigte der Sender zur Primetime eine Wiederholung der «Dok»-Serie «Mona mittendrin».
Wie Moderatorin Mona Vetsch drei Tage im Kloster verbringt, hat das Publikum bereits am 4. Januar 2023 verfolgen können. Auch online kann man die Folge bereits seit zwei Jahren abrufen.
Am 16. April bot SRF dem «Dok»-Publikum das nächste Déjà-vu. Über den Bildschirm flimmerte die «Reporter»-Folge «Vom Manger zum Käser – Neubeginn als Lehrling». Erstmals ausgestrahlt wurde die ebenfalls online verfügbare Folge bereits im Oktober 2024.
SRF zeigt alte Folge statt neuen Zweiteiler
Umso grösser war bei manchen «Dok»-Fans die Vorfreude auf den Fernsehabend eine Woche später. Auf dem Programm stand der neue Zweiteiler «Missbrauch in der katholischen Kirche».
Stattdessen setzte SRF dem Publikum erneut eine alte «Dok»-Folge vor. Auch «Frauen auf dem Bau – die Lösung für den Fachkräftemangel?» wurde bereits im Oktober 2024 ausgestrahlt.
Drei Wiederholungen zur Primetime in vier Wochen – das löst bei «Dok»-Fans Zweifel am Angebot von SRF aus. Manche haben bereits den Eindruck, dass Wiederholungen auf SRF zum Standard werden.
Bekannt ist, dass das Medienhaus bis Ende 2026 knapp acht Millionen Franken sparen will.
«Vermutlich fehlt das Geld»
«Ich finde es blöd, dass SRF nur noch Wiederholungen bringt», sagt eine 35-jährige Stadtzürcherin, die oft SRF-«Doks» schaut. «Vermutlich fehlt dem Service Public das Geld für neue Sendungen.»
Eine Rentnerin vom Zürichsee bedauert, «dass man nur noch Aufgewärmtes bekommt». Es scheint an Ideen oder an guten Leuten zu fehlen, vermutet sie. «Sicher ist dies auch eine Sparmassnahme – ein Schuss nach hinten!»
Ein pensionierter Zürcher Gymilehrer und langjähriger SRF-Konsument ist grundsätzlich skeptisch, wenn SRF 1 Sendungen aus der Schublade zieht. «Wiederholungen laufen Gefahr, bereits überholt worden zu sein», sagt er.
Sportkonkurrenz als Grund
Anita Richner, Angebotsverantwortliche bei SRF, verneint. «Wiederholungen gehören nicht zum Standard auf den Primetime-Sendeplätzen», sagt sie zu Nau.ch.
Erneute Ausstrahlungen zählen laut Richner seit jeher zum Senderaster am Mittwochabend um 21 Uhr. «Sie machen aber nur einen sehr kleinen Anteil des Programms aus.» Zwei- bis viermal pro Jahr sei dies der Fall.
Vom Reportage-Angebot «Mona mittendrin» würden 2025 zehn Erstausgaben produziert, so die Programmverantwortliche. Seit jeher werde pro Jahr eine «Mona mittendrin»-Ausgabe wiederholt. «Dieses Mal wurde die Wiederholung auf den 2. April 2025 gesetzt.»
Richner begründet die alten Sendungen zudem mit dem Sportprogramm. «Wiederholungen werden an Abenden mit besonders hoher Sportkonkurrenz gesetzt.»
Sie macht darauf aufmerksam, dass am 16. April zum Beispiel auf SRF 2 die Fussball-Champions-League lief.
«Möglichst effiziente Nutzung»
Diese Praxis besteht laut Richner seit vielen Jahren. «Sie basiert auf dem Umstand, dass bei einem grossen Anteil des Publikums das Interesse an Live-Sportübertragungen überwiegt.»
Dies sei insbesondere an Abenden mit UEFA-Champions-League-Spielen erkennbar. In diesen Fällen würden Sendungen mit Wiederholungscharakter gezielt eingesetzt. «Um eine möglichst effiziente Nutzung der verfügbaren Programmplätze zu gewährleisten.»
SRF prüfe jeden Fall
Nicht sportbegeisterte «Dok»-Fans gucken bei Sportereignissen demnach in die Röhre.
Jeder Fall werde individuell geprüft, sagt Richner dazu. «Die Programmstrategie von SRF zielt auf eine bestmögliche Gesamtreichweite und Wirkung der Erstausstrahlungen ab.»
Dass das TV-Publikum statt dem neuen Zweiteiler eine alten «Dok»-Folge vorgesetzt bekam, hat jedoch nichts mit dem Sportprogramm zu tun.
Am Ostermontag verstarb Papst Franziskus. «Aus Pietätsgründen verschiebt SRF die Ausstrahlung um eine Woche», sagt Richner.
«Aufhören mit dem radikalen Abbau»
Für SP-Ständerätin Flavia Wasserfallen sind die Wiederholungsfolgen zur besten Sendezeit ein Alarmsignal. «Die Zitrone ist mehr als ausgepresst. Man muss aufhören mit dem radikalen Abbau bei der SRG», fordert sie gegenüber Nau.ch.
Die SRG habe schon mehrere Kürzungsrunden hinter sich. «Das geht nicht spurlos am Programm vorbei.»
Gerade bei «Dok»-Sendungen, die aufwendig sind, zeigen sich die beschränkten Mittel laut Wasserfallen schnell. Der Abbau schade der Medienqualität und der freien Meinungsbildung, die Voraussetzung für unsere Demokratie seien.

Die Co-Präsidentin der Allianz Pro Medienvielfalt nimmt aber auch den Sender in die Pflicht. «SRF sollte auch zur Primetime der Vielfalt der Sportwelt gerecht werden.» Der Sender solle nicht nur kommerziell interessante Top-Spiele zeigen.
Informationsauftrag bleibe auf Strecke
SVP-Nationalrat Gregor Rutz ist Co-Präsident der «SRG-Halbierungsinitiative». Er hat den Eindruck, dass der Informationsauftrag zunehmend auf der Strecke bleibt.
«Die SRG sollte sich wieder mehr auf ihren Kernauftrag konzentrieren», fordert er gegenüber Nau.ch. Stattdessen richte das Medienhaus das Programm nach den Quoten aus.

Bei der SRG handelt es sich um die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft. SRF ist eine von fünf Unternehmenseinheiten.
Als öffentlich-rechtliches Medienunternehmen sei es für das SRF falsch, quotenträchtige Bereiche wie die Unterhaltung zu priorisieren, sagt Rutz. «Dies schadet den privaten Medien und damit der Medienvielfalt.»