Das Kunstmuseum Basel zeigt 49 Gemälde aus der Kiewer Gemäldegalerie, die hier temporär Schutz vor der Zerstörung durch den Krieg gefunden haben. Die Gastkuratorin aus Kiew versteht die Ausstellung auch als Akt gegen die Verdrängung der ukrainischen Kultur.
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Bilder der ukrainischen Künstler Oleksandr Schewtschenko und Oleksandr Osmyorkin haben im Kunstmuseum Basel Schutz vor dem Krieg gefunden. - sda - KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

Mit der Ausstellung «Born in the Ukraine» bekommt der Begriff «Fluchtkunst» eine neue Bedeutung.

Im März 2022 sind Vertreterinnen und Vertreter der Kiewer Gemäldegalerie mit der Bitte an das Kunstmuseum Basel gelangt, Werken aus dem nationalen ukrainischen Kunstmuseum Asyl zu gewähren, da vor Ort nicht ausreichend Schutzräume vorhanden seien.

Dass dies nicht einfach eine leere Bitte war, konnte die Gastkuratorin Oksana Pidsukha am Dienstag bei der Medienpräsentation der Ausstellung beweisen: Sie zeigte ein Bild der hundertjährigen Gemäldegalerie, die bei einem Bombenangriff starke Schäden davongetragen hat.

49 Gemälde von Künstlerinnen und Künstlern mit ukrainischen Wurzeln haben nun im Basler Haus nicht nur Schutz gefunden, sie werden auch ausgestellt. Kunstmuseumsdirektor Josef Helfenstein sprach von einem Projekt, das ihm am Herzen liege. Man habe lange darüber diskutiert, wie man helfen könne, so dass die über das Musée Rath in Genf erfolgte Anfrage aus Kiew sehr willkommen gewesen sei.

Helfenstein erinnerte daran, dass auch das Basler Kunstmuseum seine Sammlung während des Zweiten Weltkriegs in der Innerschweiz in Sicherheit habe bringen müssen.

Die Ausstellung in Basel ist zum einen ein Akt der Solidarität. Zum anderen bietet sie laut Helfenstein auch die Gelegenheit, hierzulande zumeist noch unbekannte Künstlerinnen und Künstler kennenzulernen.

Zu entdecken sind Gemälde aus dem 18. bis 20. Jahrhundert, die eine breite stilistische Palette von neoklassizistischen Porträts über realistische Genrebilder und Historienmalereien bis zu expressionistischen und impressionistischen Landschafts- und Städtebildern reichen.

Gemeinsam ist vielen der präsentierten Künstlerinnen und Künstlern, dass sie in der Ukraine auf die Welt kamen, dann aber im Zarenreich – oftmals in St. Petersburg – oder in der Sowjetunion Karriere machten.

Bei einigen Künstlern, wie etwa bei Illia Repin (1844-1930), zeigte sich offenbar bereits vor vielen Jahren eine gewisse Zerrissenheit zwischen den ukrainischen Wurzeln und dem Leben sowie Arbeiten im russischen Zarenreich. Repins künstlerischer Blick auf den harschen Alltag der Menschen im Zarenreich war von Kritik geprägt, während er Landschaft aus der Ukraine in poetischer Weise abbildete.

Die Ausstellung «Born in the Ukraine – die Kyjiwer Gemäldegalerie zu Gast» ist noch bis 30. April 2023 im Hauptbau des Kunstmuseums Basel zu sehen.

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