Tattoo-CEO Julliard: «Viel mehr Leute finden Patrouille Suisse toll»
Am Freitag beginnt das Basel Tattoo. Im Vorfeld sorgte vor allem der Überflug der Patrouille Suisse für Wirbel. Im Gespräch äussert sich CEO Erik Julliard dazu.

Das Wichtigste in Kürze
- Zum 18. Mal startet am kommenden Freitag das Basel Tattoo auf dem Kasernenareal.
- Für Diskussionen sorgte im Vorfeld der erneute Überflug der Patrouille Suisse.
- Tattoo-Produzent und -CEO Erik Julliard spricht im Nau.ch-Interview dazu Klartext.
Das Basel Tattoo hat mittlerweile einen festen Platz unter den Grossveranstaltungen der Stadt am Rheinknie. Seit 2006 findet das weltweit zweitgrösste Open-Air-Tattoo statt. Und begeistert mit einer einzigartigen Mischung aus Musik, Show und internationaler Beteiligung.
Jedes Jahr zieht es Zehntausende von Zuschauerinnen und Zuschauern an. Am 11. Juli startet die 18. Ausgabe.
Nau.ch hat sich im Vorfeld mit dem Tattoo-Produzenten und -CEO Erik Julliard unterhalten. Im Interview spricht der Initiant über die diesjährigen Highlights.
Er äussert sich auch zum teils kritisierten Überflug der Patrouille Suisse, der am Premieren-Abend stattfinden wird.

Nau.ch: Das Basel Tattoo startet kommende Woche in seine 18. Ausgabe. Auf welche Highlights können sich die Besucherinnen und Besucher freuen?
Erik Julliard: Es ist immer schwierig für mich, eine Formation oder einen Act als Highlight herauszupicken. Für mich sind natürlich immer die 200 Dudelsackspieler – die «Massed Pipes and Drums» – sehr speziell. Es ist einfach ein Wahnsinn, wenn so viele von denen einmarschieren.

Das Top Secret Drum Corps, die Lokalmatadoren aus Basel, werden sicher ebenso herausstechen. Aber auch die zwei Formationen der königlichen Garde aus England werden ein Highlight sein.

Zum ersten Mal haben wir Acts aus Jordanien und Katar. Diese kommen daher mit einem arabischen Touch – ein grosser kultureller Höhepunkt.
Basel Tattoo: Kein Einfluss durch die Frauen-EM
Nau.ch: Wie läuft der Ticketverkauf?
Julliard: Auf der einen Seite sind wir zufrieden, wir haben Glück, dass das Wetter während der heissen Phase des Vorverkaufs mitspielt.
Andererseits kämpfen wir wie alle anderen Veranstaltungen auch damit, dass Tickets kurzfristiger gekauft werden. Das macht die Planung etwas schwieriger und man muss dann immer bangen, dass auch noch ein letzter Schub kommt.
Nau.ch: Könnte die Fussball-Europameisterschaft der Frauen einen Einfluss haben?
Julliard: Es kommen zwar viele ausländische Gäste an die EM. Wir glauben aber nicht, dass diese auch zum Basel Tattoo kommen werden.

Natürlich ist das aber toll für die Stadt, die zu dieser Zeit nicht nur durch das Basel Tattoo, sondern auch die EM belebt wird.
Das wird sicherlich die Gesamtstimmung in der Stadt steigern.
«Gesellschaftlich spüre ich ganz klar eine Akzeptanz»
Nau.ch: Seit 2006 gibt es das Basel Tattoo. Wie hat sich seitdem der Event, aber auch der Zeitgeist drumherum verändert?
Julliard: Zu Beginn hatten wir eine sehr steile Kurve, was den Ticketverkauf angeht. Mit 38'000 verkauften Plätzen starteten wir und sind dann innerhalb von sechs Jahren irgendwo bei 120'000 gelandet.
Danach ist der Hype etwas abgeflacht, sind aber seit etwa drei, vier Jahren stabil bei zirka 70'000 Tickets. Somit sind wir immer noch mit Abstand das zweitgrösste Tattoo der Welt.
Wenn man dann noch die 120'000 Leute an der Parade dazu nimmt, hat man um die 200'000 Menschen.

Auf der inhaltlichen Ebene war es uns möglich, die Show auf ein neues Niveau zu heben. Wir geniessen international einen sensationellen Ruf. Die besten Formationen der Welt wollen hierherkommen. Das wird auch künftig so bleiben.
Gesellschaftlich spüre ich ganz klar eine Akzeptanz in Basel, wohlgemerkt einer rot-grünen Stadt – eigentlich fast undenkbar. Und dies nicht nur aufgrund der Wertschöpfung, sondern auch, weil wir authentisch sein wollen.
Wir stellen hier etwas auf die Beine, was wirklich Hand und Fuss hat und dementsprechend anerkannt wird.
Produzent Julliard: Nicht immer finden alle alles toll
Nau.ch: Die Patrouille Suisse wird dieses Jahr wieder zur Premiere die Stadt überfliegen. Deshalb gab es Kritik. Können Sie diese nachvollziehen?
Julliard: Wie in allen Bereichen finden nicht immer alle alles toll. In der Schweiz als Demokratie sind wir das natürlich gewohnt.
Was die Patrouille Suisse angeht, gibt es verschiedene Ansichten. Ich habe Verständnis für Kritik, sei es aus klimatischen Gründen, wegen des Lärmes oder auch den aktuellen verschiedenen Konflikten weltweit.

Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die Patrouille Suisse eine Botschafterin der Schweiz ist. Eine grosse Mehrheit der Bevölkerung erkennt dies nicht nur an, sondern befürwortet dies auch.
Viel mehr Leute finden die Patrouille Suisse toll, als diejenigen, die dagegen sind. Das ist eindeutig. Das wissen wir von Feedbacks, aber auch mit Blick auf Statistiken.
Heute ist es einfach so, dass die Kritiker lauter sind als die Befürworter, das gehört dazu. In der Schweiz schenkt man der Minderheit besonders Gehör.
Missverständnis «in der Tat» entstanden
Nau.ch: Bei der Kommunikation dieses Jahr lief jedoch nicht alles rund. Besonders bei der Informierung der Regierung.
Julliard: Da ist in der Tat ein Missverständnis entstanden. Faktisch ist es so, dass die Patrouille Suisse keine Bewilligung braucht, um über Basel zu fliegen.
Jedoch ist sowohl die Schweizer Armee als auch die Luftwaffe an guter kantonaler Zusammenarbeit interessiert. Deshalb ging man davon aus, dass zunächst beim Regierungsrat anständig angefragt wird. Auch wenn dies kein Muss ist.

Da gab es einen Kommunikationsfehler zwischen den drei Parteien: der Luftwaffe, der Regierung, aber auch dem Basel Tattoo.
Jetzt hat die Regierung von dem Überflug Kenntnis und es wurde intern besprochen.
Nau.ch: Was bedeutet Ihnen der Auftritt der Patrouille Suisse?
Julliard: Für mich persönlich ist das Basel Tattoo durch den Überflug auf einer anderen Flughöhe. Dadurch wird die Zusammenarbeit zwischen uns und dem Verteidigungsministerium unterstrichen.
Wir haben so Anerkennung durch den Bund – das ist unser Schweizer Tattoo. Dafür haben wir lange gekämpft. Das bekommt nicht jeder.