Fast die ganze Autobahnstrecke zwischen Bern-Zürich wird bald sechsspurig sein. Beim Nadelöhr Kriegstetten will der Bund keinen Ausbau. Das sorgt für Kritik.
Welche Lösung gibt es für das Nadelöhr bei Kriegstetten?
Welche Lösung gibt es für das Nadelöhr bei Kriegstetten? - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bund will den Autbahnabschnitt zwischen Kirchberg und Luterbach nicht verbreitern.
  • Die Gemeindepräsidenten der angrenzenden Dörfer haben dafür kein Verständnis.
  • Ebenso wenig der Solothurner Regierungsrat, der deshalb in Bern Druck machen will.

«Stau und stockender Verkehr auf der Autobahn A1, Bern Richtung Zürich, bei der Verzweigung Luterbach.» An diese Durchsage müssen sich Autofahrer wohl auch weiterhin gewöhnen. Denn geht es nach dem Willen des Bundes, soll bis in 22 Jahren die gesamte Strecke Bern-Zürich sechsspurig sein - ausser das Teilstück Luterbach-Kirchberg. Das Nadelöhr bei Kriegstetten bleibt also.

Auf diesem Streckenabschnitt kam es 2016 zu 281 Stautagen, sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Staut es auf der A1, weichen die Autofahrer auf die Dorfstrassen aus. Dass der Bund zwar den Abschnitt Luterbach-Härkingen auf sechs Spuren ausbauen will, nicht aber Kirchberg-Kriegstetten, stösst deshalb beim Gemeindepräsident der angrenzenden Gemeinde Subingen, Hansruedi Ingold, auf Unverständnis. «Für mich ist das absolut unfachmännisch und falsch. Das löst keine Probleme.»

Ausweichverkehr über die Dörfer

In der Tat sind die Leidtragenden auch die anliegenden Gemeinden. «Der Verkehr hat in den letzten Jahren merklich zugenommen und ist kaum mehr tragbar für unser Dorf», sagt etwa Simon Wiedmer, Gemeindepräsident von Kriegstetten. Sein Amtskollege Kuno Tschumi im benachbarten Derendingen pflichtet ihm in der «Solothurner Zeitung» bei: «Wir bemerken in Derendingen jetzt schon ständig, dass die A1 überlastet ist. 20'000 bis 25'000 Fahrzeuge befahren täglich den Kreuzplatz in Derendingen, gemäss einer Studie wären es täglich 7000 weniger, wenn es einen Autobahnanschluss zwischen Derendingen und Subingen gäbe.»

Während der Bund die Strecke Luterbach-Härkingen ausbauen will, findet er einen Ausbau zwischen Kirchberg und Luterbach nicht nötig.
Während der Bund die Strecke Luterbach-Härkingen ausbauen will, findet er einen Ausbau zwischen Kirchberg und Luterbach nicht nötig. - astra

Hansruedi Ingold kritisiert weiter: «Der Stau beginnt nicht in Luterbach, sondern kurz nach dem Grauholz, denn dort ist ein riesiger Flaschenhals. Selbstverständlich wird das Problem noch verschärft, wenn jetzt einfach ein kürzerer Flaschenhals gemacht wird.» Der Solothurner Regierungsrat teilt die Sorgen der Gemeindepräsidenten und versteht nicht, wieso kein Ausbau geplant werde: «Die Region verliert mit dieser schweizweit bekannten Stauproblematik an Standortattraktivität.» Er hat deshalb beim Bund einen Antrag auf einen Ausbau auf sechs Spuren gestellt.

Übergangslösung Pannenstreifen?

Der Regierungsrat beantragt beim Bund die Prüfung einer Notlösung: Auf der Strecke Kirchberg-Kriegstetten könnte vorübergehend auch der Pannenstreifen zu gewissen Zeiten als zusätzliche Spur genutzt werden. Diese Idee kommt bei den Gemeindepräsidenten jedoch unterschiedlich an. Für Kuno Tschumi ist es «kein Ersatz für eine sechsspurige Strecke, denn bei einer Panne fehlt der Pannenstreifen, so dass es erst recht zum Chaos kommt.»

Doch warum will der Bund nicht auch die Strecke Kirchberg-Kriegstetten ausbauen? Für ihn gelten übergeordnete Kriterien: Vor den Abschnitten zwischen den Agglomerationen, müssen zuerst Abschnitte im Agglomerationsraum saniert werden. Investitionen auf der Strecke Bern-Kirchberg sind nach der Logik des Bundes lohnender, als zwischen Kirchberg-Luterbach. Diese berücksichtige jedoch den Ausweichverkehr über die Dörfer zu wenig.

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