Apple Watch und Co: Tattoos bringen Fitnesstracker aus dem Takt
Tinte stört die Technik: Tätowierte Haut sorgt für fehlerhafte Messwerte und Frust bei Apple-Watch-Trägern.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Apple Watch funktioniert bei tätowierten Personen nicht richtig.
- Das Problem ist nicht neu – es zu beheben ist jedoch schwierig.
- Tätowierte Gesundheitsbewusste nützen deswegen nun den Oura-Ring als Alternative.
Ungenaue Messwerte, fehlende Aufzeichnungen – oder gar Totalausfall: Für Apple-Watch-Träger mit Tattoos wird die smarte Uhr schnell zur Enttäuschung. Der Grund: Tätowierte Haut bringt die Sensoren aus dem Takt.
Auf Instagram häufen sich die Beiträge, und die tätowierten Apple-Watch-Träger beklagen sich lautstark: Die Apple Watch funktioniere einfach nicht auf tätowierter Haut.
Farbpigmente streuen das Licht
Kann das sein? Die Antwort ist eindeutig: Ja.
Mathias Bonmarin, Experte für Sensorik und Messsysteme an der «Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften» (ZHAW), erklärt gegenüber Nau.ch: «Tätowierte Haut kann die Genauigkeit optischer Sensoren beeinträchtigen, weil die Farbpigmente in der Haut das Licht streuen oder absorbieren.»
Besonders dunkle oder stark gesättigte Farben wie Schwarz oder Dunkelblau würden Licht weniger reflektieren, was die Signalqualität reduziere.

Einfacher gesagt: Die Tinte blockiert das Licht, das die Apple-Watch für die Messung braucht. «Dadurch kann es zu fehlerhaften oder gar fehlenden Messwerten kommen, etwa bei der Herzfrequenzmessung», so Bonmarin.
Apple kennt das Problem und verweist auf Support-Hinweise
Für Apple ist diese Herausforderung nicht neu. Seit 2015 schlägt sich der Tech-Gigant immer wieder mit dieser Problematik herum. Auf Nachfrage verweist das Unternehmen auf die Support-Hinweise auf seiner Website:
«Permanente oder vorübergehende Hautveränderungen, beispielsweise manche Tattoos, können die Leistung des Herzfrequenzsensors beeinträchtigen. Farbe, Muster und Farbsättigung mancher Tattoos können das Licht vom Sensor blockieren, sodass es schwierig ist, zuverlässige Werte zu erhalten.»
Nicht nur Tattoos verursachen Messschwierigkeiten: Das Problem sei auch bei dunkleren Hauttypen, ohne Tattoos, bekannt, so Bonmarin.
Ende 2022 landete der Vorwurf sogar vor Gericht: Eine Sammelklage warf Apple «rassistische Voreingenommenheit» bei der Blutsauerstoffmessung vor. Die Klage wurde jedoch später von einem US-Gericht abgewiesen.
Die ungenauen Messungen von Pulsoxymetern bei dunkelhäutigen Personen waren während der Corona-Pandemie ein besonders brisantes Thema, erklärt Mathias Bonmarin.
Denn gerade in dieser Zeit war das Pulsoxymeter ein entscheidendes Hilfsmittel zur Überwachung von Covid-19-Patienten. Das Gerät misst den Sauerstoffgehalt im Blut – doch bei Menschen mit dunkler Haut schlugen die Werte fehl. Das berichtete das Online-Gesundheitsportal «npr» im Sommer 2022.

Laut Bonmarin rückt das Thema zunehmend in den Fokus der Forschung: «Studien untersuchen den Einfluss von Hautfarbe, Tätowierungen und anderen Faktoren auf die Sensorleistung.»
Auch bei der Entwicklung neuer Sensoren und Algorithmen werde versucht, die Messgenauigkeit bei allen Hautbedingungen zu verbessern.
Wer es ganz genau wissen will, nimmt den Brustgurt
Die Smart Watch liefert gute Ergebnisse. Aber beispielsweise für ganz genaue Pulswerte sollte man besser zum Brustgurt greifen. Das sagt Marc Zibung, Dozent am «Institut für Sportwissenschaft» an der Universität Bern. «Brustgurte zur Erfassung des Pulses verwenden eine andere Technologie, bei der die vom Herzen abgegebenen elektrischen Signale auf der Haut erfasst werden.»

Bei dieser Methode sollten auch Tätowierungen keine Rolle spielen.
Das Tattoo-Problem ist nämlich technisch schwer zu knacken. Oder nur «teilweise», wie Experte Bonmarin erklärt: «Hersteller arbeiten mit verbesserten Algorithmen, die Störungen herausfiltern oder schwache Signale besser interpretieren.»
Um die Schwierigkeit zu umgehen, sollen Hersteller alternative Lichtwellenlängen einsetzen: Infrarotstrahlen etwa würden tiefer in die Haut eindringen und werden weniger von Pigmenten beeinflusst.

Dennoch bleibe die Messung auf stark tätowierter Haut eine Herausforderung.
Apple-Watch-Träger steigen auf Oura-Ring um
Für viele Gesundheitsbewusste mit Tattoos steht fest: Sie brauchen eine Alternative, die zuverlässig misst – auch auf tätowierter Haut.
In den sozialen Medien zeichnet sich ein klarer Trend ab: Viele steigen auf den Oura-Ring um. Fünf Millionen Ringe wurden bereits weltweit verkauft.
Der smarte Ring am Finger bietet ähnliche Funktionen wie die Apple Watch – nur eben am Finger. Für viele ein echter Gamechanger.