An diesem Tag melden sich Büroangestellte am häufigsten krank
Verwaltungsangestellte fehlen an einem Arbeitstag mehr als an anderen Tagen. Der Chefökonom von Economiesuisse findet dies auffällig.

Das Wichtigste in Kürze
- Angestellte der Kantone Bern und Tessin reichen am Dienstag die meisten Absenzen ein.
- Der Kanton Bern führt dies auf die Teilzeitpensen zurück.
- «Es dürfte keine Ausschläge geben», sagt Rudolf Minsch, Chefökonom von Economiesuisse.
Am zweiten Tag der Arbeitswoche bleiben viele Bürostühle leer. Dienstags melden sich Angestellte in Schweizer Verwaltungen am häufigsten krank.
Das Personalamt des Kantons Bern verzeichnete 2024 an diesem Tag mit rund 21 Prozent den höchsten Anteil an Krankheitsstunden. Dies zeigen exklusive Zahlen des Personalamts.
«Allerdings sind die Unterschiede zu Mittwoch und Donnerstag sehr gering», sagt Philipp Berger zu Nau.ch. Er ist Assistent der Geschäftsleitung der Finanzdirektion des Kantons Bern, denen das Personalamt angeschlossen ist.
Weniger Absenzen am Montag und Freitag
Am Mittwoch und Donnerstag registriert das Amt 20 Prozent an krankheitsbedingten Absenzen. Im Vergleich dazu verhältnismässig weniger fehlen die Angestellten dagegen am Montag mit 19 Prozent und Freitag mit 17 Prozent Krankmeldungen.
«Auch in den Jahren 2022 und 2023 fielen die meisten Krankheitsstunden auf den Dienstag oder Mittwoch», sagt Berger.
Für die Auswertung hat das Personalamt die Krankmeldungen von unter fünf Tagen berücksichtigt.
Rekord im Tessiner Finanzdepartement
Der Dienstag ist auch bei den Angestellten des Kantons Tessin der häufigste Krankheitstag.
Alle fünf Departemente registrieren dienstags die höchste Anzahl an Absenzen, die zwischen einem und drei Tagen dauern. Dies berichtet der «Corriere del Ticino». Damit übertrifft der Dienstag den Freitag bei den Absenzen um 50 Prozent.
Sogar fast doppelt so oft (79 Prozent) wie freitags fehlen Angestellte des Tessiner Finanzdepartements dienstags.
Montag und Freitag sind frei
Dass sich Angestellte am häufigsten am zweiten Arbeitstag krankmelden, könnte mit der Teilzeitarbeit zusammenhängen.
Rund 40 Prozent der Berner Kantonsmitarbeitenden sind laut Philipp Berger in einem Teilzeitpensum tätig. «Oft mit arbeitsfreien Tagen am Montag oder Freitag.»
Entsprechend seien vor allem am Dienstag und Donnerstag relativ viele Mitarbeitende am Arbeiten. Dadurch seien statistisch etwas mehr Kurzabsenzen infolge Krankheit an diesen Wochentagen zu erwarten.
Über elf Absenztage in Immobilienbranche
Krankheit und Unfall sind mit rund 65 Prozent schweizweit die häufigsten Gründe für Absenzen von Arbeitnehmenden.

Im Schnitt sind Vollzeitmitarbeitende 8,5 Tage pro Arbeitsstelle krank. 2023 waren es noch 7,6 Tage, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen.
Spitzenreiter bei den Absenzen sind die Branchen «Immobilien und sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen» mit 11,5 Tagen. Am wenigsten Absenzen verzeichnet das BFS in den Branchen «Information und Kommunikation». Dort stehen Mitarbeitende nur an 5,4 Tagen pro Jahr nicht auf der Matte.
Führungspersonen zum Handeln aufgefordert
Rudolf Minsch, Chefökonom des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse, findet die Absenzen im Tessin auffällig.
«Wenn es rein um Krankheitstage geht, dürfte es keine Ausschläge geben», sagt er zu Nau.ch. Handle es sich um krankheitsbedingte Absenzen, wäre jeder Wochentag ungefähr gleich häufig betroffen.

«Wenn öffentliche Verwaltungen ein solches Muster zeigen, ist es die Aufgabe der Führungspersonen, die Zahl der Absenzen zu reduzieren.» Denn jede Absenz hat laut Minsch einen Produktivitätsausfall zur Folge.
«Kosten für Arbeitgeber»
Der Schweizerische Arbeitgeberverband hält fest, dass der Tag der Absenz keine Rolle spiele. «Generell bedeuten krankheitsbedingte Absenzen Kosten für die Arbeitgeber und damit die Volkswirtschaft insgesamt.»
Der Verband verweist auf eine Studie des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO). Laut dieser betrugen die direkten Kosten krankheitsbedingter Fehlzeiten in der Schweiz 2019 über vier Milliarden Franken.
Hinzu kommen indirekte Kosten, zum Beispiel durch Produktionsverluste, Verzögerungen oder Team-Desorganisation. Diese indirekten Kosten können laut der Studie drei- bis fünfmal höher sein als die direkten Kosten.
Stellvertretungen sollen geregelt sein
Der beliebte Absenztag soll sich auf den Output der Berner Verwaltungsangestellten jedoch nicht negativ auswirken.
Die Produktivität habe an allen Wochentagen den gleichen Stellenwert, sagt Philipp Berger. Für wichtig hält er, dass die Stellvertretungen bei Abwesenheiten geregelt sind. So sei sichergestellt, dass die Arbeiten auch für Mitarbeitende, die infolge Krankheit abwesend seien, erledigt werden könnten.
«Das funktioniert nach unserer Erfahrung sehr gut.»













