Schweizer tricksen für Homeoffice – «Kannst nicht vermeiden»

Eine Umfrage zeigt: Viele Arbeitnehmende sind frustriert über zu starre Vorgaben beim Homeoffice – und tricksen, um mehr daheim zu bleiben.

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Nau.ch hat sich in Zürich umgehört, ob die Leute beim Homeoffice tricksen. - Nau.ch/Nico Leuthold

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz nutzen viele mehr Homeoffice als offiziell erlaubt.
  • 60 Prozent sind mit den Homeoffice-Regeln unzufrieden; viele legen Termine auf Bürotage.
  • Nau.ch hat sich in Zürich umgehört, wie die Menschen zu diesem Thema stehen.

Offiziell streng, inoffiziell flexibel – so sieht laut einer aktuellen Umfrage der Jobplattform Indeed die Homeoffice-Realität vieler Schweizer Arbeitnehmenden aus.

Fast ein Drittel (30,4 Prozent) erhält mehr Heimarbeitstage als erlaubt, wenn die Leistung stimmt. «Dieses sogenannte Hushed Hybrid ist längst gelebte Realität, auch in der Schweiz», erklärt Stefanie Bickert von Indeed.

Arzt-Termine extra während Büro-Tagen

Die Diskrepanz zwischen Regel und Praxis sorgt für Spannungen: Rund 60 Prozent der Befragten sind mit der Homeoffice-Regelung unzufrieden.

Fast die Hälfte (49 Prozent) legt Arzt- oder Handwerkertermine gezielt auf Büro-Tage, um daheim bleiben zu können.

Gleichzeitig wählen 72 Prozent freiwillig mehr Präsenz, wenn sie etwa Beziehungen pflegen oder informellere Infos erhalten möchten.

Unternehmen mit strengen Vorgaben könnten so Vertrauen und Talente verlieren, warnt Bickert: Wer das Thema Remote Work nur restriktiv behandle, riskiere Frust und eine «wachsende Kluft zwischen offizieller Richtlinie und gelebter Praxis».

Die Umfrage unter 500 Schweizer Berufstätigen zeigt: Flexible Homeoffice-Modelle sind nicht nur gefragt – sie werden bereits heimlich gelebt.

«Kann man nicht vermeiden»

Das zeigt auch eine Strassenumfrage von Nau.ch in Zürich. Die 28-jährige Joana verweist auf den Waschplan bei ihr im Gebäude.

«Da ist es natürlich einfacher, wenn man zu Hause schnell die Wäsche wechseln kann. Das ist vielleicht doch auch schon mal auf Arbeitszeit gegangen», verrät sie.

Aber hat sie dem Arbeitgeber aus solchen Gründen auch schon mal gesagt, sie müsse im Homeoffice bleiben? «Vielleicht ...», antwortet sie vielsagend.

Kai (43) hat so etwas selbst noch nie gemacht – in seiner Firma wird sowieso 100 Prozent remote gearbeitet. Gehört hat er jedoch schon davon, dass Leute häufiger als offiziell erlaubt im Homeoffice arbeiten. «Das wirst du aber auch nicht vermeiden können», meint er.

Auch die 27-jährige Tatjana hat selbst noch nie für mehr Homeoffice getrickst. Sie glaubt: «Die Mitarbeiter, die das machen, arbeiten im Büro auch nicht richtig.»

«Gesunde Mischung» gefragt

Sie sieht jedoch auch die Vorteile von Homeoffice. «Ich finde, wenn man im Homeoffice gut arbeiten kann, kommt man zu mehr.» Für sie kommt es auf eine «gute Mischung» an.

Auch Joana spricht sich für eine «gesunde Mischung» aus. «Ich finde es mega schön, auch im Büro sein zu können – nur schon, um die Gspänli zu sehen. Zum Teil ist es einfacher zu arbeiten, wenn man nebeneinander sitzt.»

Ein Vorteil von Homeoffice sei aber, dass man sich das Pendeln ins Büro spare.

Für Brian (40) schafft der Mix zwischen Homeoffice und Arbeit vor Ort Flexibilität. Somit könnten Angestellte gewisse Termine zu Hause wahrnehmen, und danach in Ruhe weiterarbeiten.

Arbeitest du regelmässig im Homeoffice?

Er sei als Arbeitgeber auch flexibel, wenn Mitarbeiter in einer Woche mal mehr Homeoffice-Tage wollen.

Zum Thema Homeoffice-Trickser sagt er: «Ich glaube, da braucht es ein gewisses Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Es ist immer ein Geben und ein Nehmen.»

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Kommentare

User #1772 (nicht angemeldet)

Fürs was bekommt man seinen Lohn? Arbeit oder Präsenz? In der Regel ist es die Arbeit und wenn ich meine Arbeit in 6 oder 7 Stunden erledigen kann spricht eigentlich nichts dagegen. Diejenigen die angeblich tricksen machen das auch im Büro, sei es durch längere Pausen oder öfters, Reden mit Mitarbeitern,...

User #3483 (nicht angemeldet)

Das ist ja nicht wirklich neu, bei uns im Unternehmen tricksen die Mitarbeiter wo es geht. Die Bereitschaft im Office zu arbeiten hat enorm nachgelassen. Man müsste die Mitarbeiter mit dem Taxi abholen und Geld geben damit sie effizient arbeiten. Wenn es mein Unternehmen sein würde, würde die alles anders machen!

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